E-Ladesäule

Kartenzahlung noch umstritten

Der Bundesrat entscheidet in Kürze, ob an der E-Ladesäule mit Kredit- oder Debitkarte bezahlt werden kann. Die Kreditwirtschaft hat schwergewichtige Mitstreiter für die umstrittene Frage gefunden.

Kartenzahlung noch umstritten

wf Berlin

Der Automobilclub ADAC und die drei kommunalen Spitzenverbände haben sich hinter die Position der Bundesregierung gestellt, Ladesäulen für E-Autos verbindlich mit einer Vorrichtung zur Kartenzahlung ausstatten zu müssen. Damit bekommen Banken und Sparkassen ernstzunehmende Unterstützung in ihrem Werben bei den Bundesländern, bei Ad-hoc-Ladevorgängen von Juli 2023 an die Zahlung mit Kreditkarte oder Debitkarte zu erlauben.

Die Novelle der Ladesäulenverordnung der Bundesregierung braucht die Zustimmung des Bundesrats. Schon im Mai hatte das Kabinett beschlossen, dass die Ladesäulen mit der Möglichkeit zur Kartenzahlung ausgestattet werden müssen. Die Länder waren jedoch uneinig und vertagten die in ihrer Sitzung vor der Sommerpause die geplante Entscheidung. Nun steht das Thema am 17. September erneut auf der Tagesordnung des Bundesrats.

Schleswig-Holstein will mit einem Antrag die Vorgabe, einen physischen Kartenleser für Kredit- und Girokarten anzubringen, verhindern. Diese sei „unverhältnismäßig“, wird in Kiel in einer Vorlage für den Bundesratsverkehrsausschuss argumentiert. Analoge Kartenlesegeräte würden europaweit zugunsten digitaler Bezahlmöglichkeiten ersetzt. Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) befürchtet zusätzliche Kosten, auch weil Kartenterminals zusätzlich geeicht werden müssten. Dies würde den schnellen Aufbau weiterer Ladepunkte konterkarieren und die nationalen Ziele beim Aufbau der Ladeinfrastruktur gefährden, so die Position aus Kiel.

Karten verbreitet

Die Befürworter einer Kartenzahlung verweisen dagegen auf mehr als 150 Millionen in Deutschland verbreiteten Kredit- und Debitkarten. Dies erlaube mehr Ladevorgänge, schreiben die Unterstützer für die Kartenzahlungen an der Ladesäule (siehe Kasten) in einer Stellungnahme. Der Zahlvorgang sei einfach, bequem, sicher, erprobt und erschwinglich. Zudem sichert die Kartenzahlung aus ihrer Sicht Preistransparenz. Anders als beim Roaming oder beim App-basierten Stromtanken wissen der Kunde, was er am Ende bezahle, argumentieren die Kartenzahlungsbefürworter. Das Display an der Ladesäule zeige den genauen Preis für den getankten Strom an. Bei festen Verträgen der E-Automobilisten mit ihren Energieversorgern landen die Kosten später auf der Stromrechnung.

Gegenspieler der Kreditwirtschaft, des ADAC und der kommunalen Vertreter sind der Energieverband BDEW, der Automobilverband VDA und der Elektroverband ZVEI. Diese hatten sich schon frühzeitig gegen eine Verpflichtung ausgesprochen, künftig jede Ladesäule mit einem Kartenlesegerät ausstatten zu müssen. Der Zwang zu einer solchen technischen Vorrichtung sei teuer und verzögere den weiteren Ausbau öffentlicher Ladestationen, argumentierten die Branchenverbände schon im Frühjahr ähnlich wie Schleswig-Holstein heute.

Enge Kundenbindung

Mit festen Verträgen binden die Energieversorger die Elektroautofahrer als ihre Kunden. Autohersteller ermöglichen den Ladevorgang mit firmenspezifischen Karten. Vielfach müssen dafür bestimmte Ladesäulen angesteuert werden. Es geht also auch um die Verteilung und Verteidigung von Anteilen in einem neuen Markt. ADAC und die kommunalen Verbände haben sich hinter die Zahlung per Kredit- und Debitkarte gestellt, obwohl dies im Konflikt mit eigenen Interessen steht: Der ADAC bietet nämlich selbst eine Ladekarte an. Die Kommunen sind mit ihren Stadtwerken auch Stromanbieter im Energiemarkt.

Für den ADAC, Kreditwirtschaft und Kommunen ist Preistransparenz ein wichtiger Punkt. Dies wäre mit der Kartenzahlung gegeben. An der Ladesäule müsse demnach vor dem Tanken der Strompreis ersichtlich sein. Unmittelbar nach einem Ladevorgang muss eine Abrechnung über den geladenen Strom und den Endbetrag erhalten. Das starke Plädoyer für den Einsatz von Debit- oder Girokarten neben der Kreditkarte hängt mit der starken Verbreitung dieser Karte hierzulande zusammen.

ADAC

Bundesverband deutscher Banken

Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken

Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands

Deutscher Sparkassen- und Giroverband

Initiative Deutsche Zahlungssysteme

Bundesverband der Electronic-Cash-Netzbetreiber

Deutscher Städtetag

Deutscher Städte- und Gemeindebund

Deutscher Landkreistag

Wallbe GmbH (Anbieter für E-Mobility-Konzepte)

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