Volks- und Raiffeisenbanken

Kredit­genossen verzeichnen Mitglieder­schwund

Die Volks- und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg haben 2021 ihr Ergebnis kräftig gesteigert. Dies lag aber im Wesentlichen an einer hohen Ausschüttung der DZ Bank.

Kredit­genossen verzeichnen Mitglieder­schwund

spe Stuttgart

Der Mitgliederschwund bei den 144 Volks- und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg beschleunigt sich. Betrug 2020 das Minus noch 0,8%, waren es 2021 schon −1,3% auf 3686300 Mitglieder zum Jahresende. Wie der Präsident des Baden-Württember­gischen Genossenschaftsverbands (BWGV), Roman Glaser, in Stuttgart sagte, beschäftige man sich mit der Entwicklung durchaus, allerdings sei die Lage nicht alarmierend. Immerhin liege man mit dem heutigen Wert noch um eine halbe Million über dem Mitglieder-Niveau von 2008. Ohnehin hätten die Banken den Trend erkannt und würden gegensteuern, sagte Glaser.

Darüber hinaus führte er die Entwicklung auf die Auflösung von Doppelmitgliedschaften im Zuge von Verschmelzungen zurück, von denen es im abgelaufenen Jahr in Baden-Württemberg zwölf Doppel- sowie eine Dreierfusion gegeben hatte. Für 2022 seien bereits zehn neue Zusammenschlüsse avisiert worden, sagte der BWGV-Präsident.

Insgesamt legte Glaser für 2021 hohe Wachstumszahlen der Genossenschaftsbanken im Ländle vor. Bei der addierten Bilanzsumme knackten sie erstmals die 200-Milliarden-Grenze. Getrieben wurde die Entwicklung durch starke Zuwächse beim Kreditgeschäft auf fast 129 Mrd. Euro ebenso wie bei den Kundeneinlagen auf nahezu 150 Mrd. Euro. Allerdings hielten die Erträge bei diesem Wachstumstempo nicht mit. In dem um 4,4% erhöhten Zinsüberschuss auf 2,8 Mrd. Euro verbirgt sich eine außerordentlich hohe Dividende der DZ Bank von 145,3 Mill. Euro. Hintergrund ist der Appell der EZB an die Banken, ihre Ausschüttungen für 2020 bis September 2021 auszusetzen. Daran hatte sich die DZ Bank gehalten. Die Dividende der Eigentümerbanken hat sich da­durch in etwa verdoppelt. Dieser Son­dereffekt trug mit dazu bei, das Betriebsergebnis vor Risikovorsorge der Kreditgenossen im Südwesten um 12,5% auf 1,3 Mrd. Euro zu heben. „Die Ertragslage war trotz der herausfordernden Rahmenbedingungen sehr ordentlich“, wie Glaser sagte. Der Jahresüberschuss für 2021 wird demnach mit etwa 545 Mill. Euro deutlich über dem Vorjahreswert von 285 Millionen Euro liegen.

Als überaus robust kennzeichnete Glaser die klein- und mittelständische Firmenkundschaft der Genossenschaftsbanken im Südwesten. Abgesehen von Einzelfällen habe es keine großen pandemiebedingten Kreditausfälle gegeben, weshalb er mit keinerlei Auffälligkeiten beim Bewertungsergebnis der Institute rechne. „Die Unternehmen haben gute Risikopuffer aufgebaut“, so Glaser, der zumindest kurzfristig davon ausgeht, dass die Klientel seiner Mitgliedsbanken kaum direkt von dem Krieg in der Ukraine betroffen sei. Über indirekte Effekte wie die hohen Energiepreise würden aber auch die Firmenkunden die Kriegsfolgen zu spüren bekommen.

Glaser betonte, dass neben der Bewältigung der pandemiebedingten Herausforderungen auch die an­ge­strebte Transformation der Wirtschaft in Richtung Digitalisierung und Nachhaltigkeit leistungsfähige Hausbanken benötige. Aus diesem Grund spreche sich der BWGV bei der Regulatorik weiterhin für die konsequente Rückkehr zu einer Politik mit mehr Augenmaß und Proportionalität aus. „Entscheidend ist, dass es nun endlich zu spürbaren Entlastungen für kleine und mittlere Banken kommt“, forderte Glaser. Genossenschaftsbanken würden ebenso wie die Sparkassen durch administrative Aufgaben wie Dokumentationspflichten, Anlegerschutzvorgaben oder das Meldewesen weit über Gebühr belastet.

Mit Blick auf das Urteil des Bundesgerichtshofs vom April 2021, wonach Banken ihre AGBs nicht länger einseitig ändern können (Az. XI ZR 26/20), forderte Glaser eine Neufassung des AGB-Gesetzes. „Was wir haben, ist nicht praktikabel“, sagte er. Betroffen sind frühere, einseitige AGB-Änderungen der Banken, für die Kunden neu eingeführte Kontogebühren zurückverlangen können. Wie Glaser sagte, habe die Ampel-Koalition durchaus signalisiert, dass sie einer Gesetzesänderung aufgeschlossen ge­genüberstehe.

Volks- und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg
Vorläufige Geschäftszahlen für 2021
  in Mrd. Euro  2021Veränderung (%)
Zinsüberschuss2,84,4
Provisionsüberschuss1,27,6
Verwaltungsaufwand2,72,6
Betriebsergebnis vor Risiko  1,3  12,5
Kernkapital16,45
Bilanzsumme2027,2
Kundeneinlagen149,75,9
Kundenforderungen123,87,9
2021Vorjahr
Zahl der Bankstellen22632367
Zahl der Mitarbeiter (Vollzeitäquivalent)  20597  20719
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