Sparkasse

KSK Köln sieht sich für EZB gerüstet

Nur noch 800 Mill. Euro Bilanzsumme trennen die Kreissparkasse Köln von der Schwelle, ab der die EZB die Aufsicht übernimmt. Am Wachstum hindern lässt sich die Sparkasse davon jedoch nicht.

KSK Köln sieht sich für EZB gerüstet

ab Köln

Mit einer Bilanzsumme von 29,2 Mrd. Euro ist die Kreissparkasse Köln (KSK Köln) im abgelaufenen Turnus verdächtig nah an die 30-Milliarden-Euro-Grenze, ab der Kreditinstitute der Aufsicht durch die Europäische Zentralbank unterstellt werden, herangekommen. Doch wenngleich sich Vorstandschef Alexander Wüerst keineswegs um den Wechsel des Aufsehers reißt, will die größte kommunale Sparkasse der Republik keine Maßnahmen ergreifen, um weiteres Wachstum zu unterbinden. Daher haben die Kölner schon im vorigen Frühjahr eine eigene Abteilung eingerichtet, welche die Bank für die EZB-Aufsicht fit macht. „Jetzt sind wir gerüstet“, sagte Wüerst im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

Damit verbunden ist allerdings auch erheblicher Aufwand zeitlicher und finanzieller Natur, muss die auf die sparkasseneigene FI ausgelagerte IT doch angepasst werden. Den dafür anfallenden Aufwand müssen die Kölner tragen, ist das Haus absehbar doch die einzige Sparkasse, die dieses Schicksal ereilt. Die Haspa steht zwar schon länger unter EZB-Kuratel, das war jedoch, bevor die Hamburger sich an die FI anschlossen.

Jenseits von etwaigen Konsolidierungsschritten, entsprechende Ge­spräche würden gerade mit der Sparkasse Radevormwald-Hückeswagen angeleiert, geht Wüerst fest davon aus, dass das Kreditwachstum anhält und die 30-Milliarden-Euro-Schwelle dann überschritten wird. Wahrscheinlich sei, dass die Kreissparkasse von 2024 an von der EZB überwacht werde. Dafür spreche allein schon der riesige Transformationsbedarf hin zu einer klimafreundlichen Wirtschaft, der dem Kreditgeschäft einen Schub verleiht. Zwar komme in diesem Zusammenhang vermutlich auch ein ungeheurer bürokratischer Mehraufwand auf Banken und Firmen zu, aus Sicht von Wüerst überwiegen jedoch die Chancen.

Im abgelaufenen Turnus jedenfalls hat die KSK ihr Kreditgeschäft weiter ausgebaut. An neuen Krediten wurden 3,8 Mrd. Euro vergeben, das drittbeste Ergebnis der Firmen­geschichte. 63 % oder 2,4 Mrd. Euro der neuen Darlehen entfielen auf die Immobilienfinanzierung, allein 1,5 Mrd. Euro flossen in den privaten Wohnungsbau. Spürbar zurück­gegangen ist dagegen die Nachfrage nach Coronakrediten der KfW. Deren Volumen schnurrte auf 57 (i.V. 245) Mill. Euro zusammen. Letztlich erhöhte sich der Kreditbestand der Sparkasse auf 22,2 (21,9) Mrd. Euro.

Parallel dazu flossen der Bank 1,3 Mrd. Euro an neuen Kundengeldern zu. In der Bilanz kamen davon jedoch nur 431 Mill. Euro an, der Rest wurde in Wertpapieren – überwiegend Investmentfonds – angelegt. Wüerst rechnet trotz der sich abzeichnenden Zinswende nicht damit, dass sich an der Einlagensituation so schnell etwas ändert. Wenngleich er einräumt, dass die Kunden nach dem Ende der Pandemie sicher wieder mehr Geld konsumtiv ausgeben werden. Zugleich hält es Wüerst jedoch für unverantwortlich, dass manche Institute Einlagegelder ablehnten. Es würde ihn nicht wundern, wenn die Banken dereinst wieder händeringend um Einlagekunden würben.

Zinsaufwand vorgezogen

Wenngleich die Zeiten negativer Zinsen in Europa noch nicht vorbei sind, geht Wüerst davon aus, dass sein Haus beim Zinsüberschuss die Talsohle erreicht hat. Denn die Bank hat das Zinsänderungsrisiko seit Jahren abgesichert und konnte nun dank der günstigen Risikoentwicklung im Kreditbuch – an Risikovorsorge wurden 7 Mill. Euro aufgelöst nach einer Zuführung von 31 Mill. Euro im Vorjahr – Zinssicherungsgeschäfte auflösen. „Faktisch haben wir Zinsaufwand nach vorne gezogen“, erläutert Wüerst. Abgebildet wird das im neutralen Ergebnis, das mit 48 Mill. Euro belastete. Davon gingen allein 28 Mill. Euro für die Auflösung der Sicherungsgeschäfte drauf. Die restlichen 20 Mill. Euro betreffen Vorsorge im Zusammenhang mit BGH-Urteilen, erläuterte Wüerst.

Provisionen helfen

Der Zinsüberschuss selbst ist um 26 Mill. auf 339 Mill. Euro zurückgegangen, nach Bewertung stieg er jedoch um 12 Mill. auf 346 Mill. Euro. Bislang hat sich die Pandemie bei der Kreissparkasse nicht in einem Anstieg der notleidenden Kredite niedergeschlagen. Für Entwarnung ist es nach Einschätzung von Wüerst jedoch zu früh, zumal viele Firmen vor der Herausforderung stünden, das sich abzeichnende Wachstum zu finanzieren. „Wir rechnen nicht damit, dass wir 2022 von Kreditwertberichtigungen verschont bleiben“, sagt Wüerst. Kalkuliert werde mit Vorsorge von 40 Mill. Euro. Auch dank des gestiegenen Provisionsüberschusses verbesserte sich das Betriebsergebnis nach Bewertung auf 128 (i.V. 94) Mill. Euro.

Mit einer Kernkapitalquote von 14,7 % verfügt die Kreissparkasse über ein ansprechendes Polster. Wüerst geht aber davon aus, dass die regulatorischen Anforderungen von derzeit 8 % absehbar auf 10 % weiter steigen werden, nicht zuletzt im Zusammenhang mit Immobilienkrediten.

Kreissparkasse Köln
Kennzahlen nach HGB
in Mill. Euro20212020
Zinsüberschuss339365
Bewertungsergebnis7*–31
Provisionsüberschuss174162
Verwaltungsaufwand403411
Betriebsergebnis nach Bewertung 128 94
Neutrales Ergebnis–481
Ergebnis vor Steuern8095
Cost-Income-Ratio (%)76,9976,63
Kernkapitalquote (%)14,7114,69
Kreditbestand (Mrd.)22,221,9
Einlagen (Mrd.)22,622,2
Bilanzsumme (Mrd.)29,228,8
*) AuflösungBörsen-Zeitung
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