McKinsey erwartet hohe Nachfrage nach Auto-Abos

Digitalisierung treibt Online-Finanzierungen und Mobilitätsplattformen voran

McKinsey erwartet hohe Nachfrage nach Auto-Abos

kb Frankfurt – Die Digitalisierung schreitet nicht nur beim Kauf eines Autos, sondern auch bei der Finanzierung von Autokäufen immer weiter voran. McKinsey schätzt, dass in fünf Jahren bis zu ein Viertel der Kredite oder von Leasing zur Finanzierung eines Autokaufs online abgeschlossen wird. Heute sind es erst etwas mehr als 10 % (siehe Grafik). Freie Autofinanzierer sowie die herstellerverbundenen Finanzdienstleister (Captives) räumen deshalb der schnellstmöglichen Digitalisierung ihrer Prozesse höchste Priorität ein, wie aus der Studie von McKinsey “European Auto Financing Survey 2020” hervorgeht, die auf einer Umfrage unter 30 europäischen Managern der Branche basiert.Die Industrie verzeichne zwar heute bereits eine hohe online und mobile Nutzung, doch werde die Covid-19-Pandemie das Wachstum in digitalen Vertriebskanälen noch beschleunigen, unterstreicht McKinsey. “Sowohl die Autohersteller als auch unabhängige Anbieter arbeiten daran, denn Kunden wollen keine Medienbrüche”, sagt Studienautor und McKinsey-Partner Sebastian Kempf. Zugleich arbeiteten die Hersteller am digitalen Ausbau ihrer Mobilitätsplattformen (Mobility as a Service), wo sich Kunden modulare Lösungen individuell zusammenstellen können, von Finanzierungen, Reifenservice bis Carsharing und Vermietung, aber auch neue Produkte wie Auto-Abonnements. Innovative Produkte würden zudem die Digitalisierung beschleunigen.Auto-Abonnements sei ein neuer Trend, für den McKinsey-Partner Kempf eine hohe Nachfrage sieht, denn statt ein Auto zu besitzen, steige die Nachfrage eher nach individueller Nutzung eines Fahrzeugs. Auto-Abonnements füllten die Lücke zwischen Vermietung, die üblicherweise für ein paar Tage erfolgt, und Leasing (Dauer zwei bis drei Jahre) sowie Kauf (vier bis fünf Jahre). “Es gibt eine starke Nachfrage nach kurzfristigen Halteperioden von ein bis mehreren Monaten”, sagt Kempf, der in diesem Trend keine Kannibalisierung von Neuwagenverkäufen sieht, die Captives eigentlich mit ihren Finanzierungen unterstützen sollen.Vielmehr könnten Auto-Abos sogar unterstützend wirken, wenn markenaffine oder potenzielle neue Kunden statt einer kurzen Probefahrt ein Auto wie zum Beispiel ein Elektrofahrzeug länger “ausprobieren” könnten, wie dies Daimler bereits anbiete. Den Kauf eines Neuwagens könne ein Kunde statt im stationären Handel dann einfach digital abschließen, prognostiziert Kempf. Der McKinsey-Partner geht davon aus, dass verschiedene Abo-Modelle angeboten werden, wie etwa ein Premium-Abo, das neue und E-Fahrzeuge umfasst, oder ein Eco-Abo mit jungen Gebrauchten oder Leasing-Rückläufern, was wiederum deren Restwerte stabilisieren dürfte.Trotz hoher Autoabsatz-Rückgänge blieben automobile Finanzdienstleister “erstaunlich robust”, heißt es in der Studie. Nach einem Rückgang 2020/2021 werde sich das Leasinggeschäft schneller erholen als klassische Autofinanzierungen. McKinsey erwartet rund 4 % jährliches Wachstum bis 2025. Der Leasingmarkt in Europa werde von 25 Mrd. Euro auf dann 31 bis 34 Mrd. Euro wachsen, Autofinanzierungen von 17 auf 17 bis 19 Mrd. Euro.