Assetmanagement

Norwegischer Staatsfonds macht hohe Verluste

Der mit 1,3 Bill. Euro weltgrößte Staatsfonds der Welt erzielt ein Rekordminus. Aktives Management konnte die Verluste nur zu einem geringen Teil mindern.

Norwegischer Staatsfonds macht hohe Verluste

wbr Frankfurt

Der norwegische Staatsfonds hat im ersten Halbjahr 2022 ein Minus von 14,4% verbucht. Das berichtete der mit einem verwalteten Vermögen von umgerechnet 1,3 Bill. Euro größte Pensionsfonds der Welt am Mittwoch. In absoluten Zahlen reduzierte sich das verwaltete Vermögen des Fonds umgerechnet um den Rekordwert von rund 170 Mrd. Euro.

Hohe Verluste bei weltweiten Aktienanlagen haben den norwegischen Government Pension Fund Global schwer belastet. Aber auch die Rendite der Rentenanlagen fiel mit minus 9,3% sehr schwach aus, während Investments in nicht börsennotierte Immobilien immerhin ein Plus von 7,1% aufwiesen. Der Staatliche Pensionsfonds des Königreichs Norwegen, der aus Öl- und Gaseinnahmen des Landes gespeist wird, war per Ende Juni zu 69% in Aktien, zu 28% in Anleihen und nur zu 3% in nicht notierten Immobilien investiert. Dementsprechend erklären die schwachen Aktienmärkte den zweistelligen Verlust. Den bislang höchsten prozentualen Rückgang weist der Fonds auf ein ganzes Jahr bezogen für 2008 mit Minus 23% aus.

„Der Markt war von steigenden Zinsen, hoher Inflation und Krieg in Europa geprägt. Aktieninvestitionen sind um satte 17% gesunken, und insbesondere Technologieaktien haben mit minus 28% Rendite schlecht abgeschnitten“, sagte Nicolai Tangen, CEO von Norges Bank Investment Management. Die Einheit der Notenbank ist für das Management des Fonds im Auftrag des norwegischen Finanzministeriums zuständig. Tangen hatte 2021 noch ein Plus von 15% erzielt; gemessen am Zuwachs des verwalteten Vermögens schaffte er im Vorjahr sogar das zweitbeste Ergebnis in der mehr als 20-jährigen Geschichte des staatlichen Fonds.

Index geschlagen

Norges Bank Investment Management weist zudem hin, dass die Rendite durch aktives Management immerhin 1,14 Prozentpunkte besser als die Rendite des Referenzindex des Fonds gewesen sei. Diese Mehrrendite sei der beste Wert in den vergangenen zehn Jahren.

In der Analyse der Verluste erläutert Tangen auch, dass im Aktienbereich alle Sektoren außer Energie einen negativen Ergebnisbeitrag erbracht hätten. „Der Energiesektor erzielte im ersten Halbjahr eine Rendite von 13 %. Wir haben einen starken Anstieg der Preise für Öl, Gas und raffinierte Produkte erlebt“, erläuterte der Manager. Positiv wirkte sich auch die Währung aus. Der Wechselkurs der norwegischen Krone schwächte sich in den ersten sechs Monaten gegenüber mehreren Hauptwährungen ab. Das führte zu Devisengewinnen im Fonds, der international anlegt.

Massive Verluste erlitt der Staatsfonds von Januar bis Juni vor allem mit Technologiewerten, allen voran Meta, Amazon und Apple. Allein deren summierte Kurseinbrüche waren für umgerechnet rund 10 Mrd. Euro der insgesamt 170 Mrd. Euro Verlust verantwortlich. Ein Teil der im ersten Halbjahr eingefahrenen Einbußen wurden inzwischen wieder wettgemacht, da die Märkte im Juli und bislang auch im August ins Plus gedreht haben.

Wertberichtigt Seite 6

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