Operative Belastbarkeit im Fokus

Experten diskutieren Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs im Krisenfall

Operative Belastbarkeit im Fokus

hip London – Operative Belastbarkeit hat sich zum Modethema unter Risikoexperten entwickelt. Zu den Fragen, mit denen sich die World Conference of Banking Institutes in London beschäftigte, gehörte, ob man besser durch die Finanzkrise gekommen wäre, wenn man über den heutigen Wissensstand verfügt hätte. “Ehrlich gesagt bin ich mir da nicht so sicher”, gab Keith Gross, Head of Financial Crime & Security bei der Banking & Payments Federation Ireland, zu. So etwas habe doch mehr mit der Unternehmenskultur zu tun als mit technischen Dingen.Für Sam Lee, der bei der Sumitomo Mitsui Banking Corporation als Head of Operational Risk für die Emea-Region fungiert, ist klar: Hätte man das Thema operative Belastbarkeit damals schon so angegangen wie heute, wäre die Krise besser zu handhaben gewesen. “Die Sache mit der Kultur hätte uns dennoch in den Abgrund gestoßen”, sagte er auf der Konferenz in der Londoner Guildhall. Durch das Konzept der Rechenschaftspflicht habe sich jedoch viel geändert, sagte Kirsten Mycroft, Global Chief Privacy Officer bei BNY Mellon. Seitdem Leute für Ergebnisse zur Rechenschaft gezogen werden können, frage man sich bei den Instituten, wie man proaktiv Compliance demonstrieren könne.Bei der Vorbereitung auf eine Krise wie einen Cyberangriff gehe es aber um mehr als nur Vorbeugung, sagte Lee. Wenn ihn seine Frau bitte, die Kinder in die Schule zu fahren, müsse er nicht nur nüchtern sein, den Verkehr beobachten und dafür sorgen, dass das Auto verkehrstauglich ist. Er müsse auch sicherstellen, dass die Kinder auch im Falle eines Unfalls rechtzeitig zur Schule kommen, etwa indem er ein Taxi rufe. Und schließlich müsse er nach einem Unfall dafür sorgen, dass er so schnell wie möglich wieder selbst in der Lage sei, die Kinder zur Schule zu fahren. An diesem dritten Schritt müsse die Branche noch arbeiten. Notfallplan scheitert an SturmManchmal klappt noch viel weniger, wie eine Teilnehmerin von den Bahamas berichtete, die gerade von einem verheerenden Sturm heimgesucht wurden. Auf dem Papier habe die Notfallplanung sehr gut ausgesehen – E-Mail-Alarm und Anrufe. Aber als es nach dem Sturm an die Umsetzung gehen sollte, habe es keinen Strom gegeben. Man mache sich etwas vor, wenn man glaube, Risiken komplett eliminieren zu können, sagte Lee. Es gelte, vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen, aber auch darüber nachdenken, was man tut, wenn es zum Äußersten kommt.Ein weiteres Thema war die Bekämpfung der Geldwäsche. “Man sieht es nur, wenn man es versteht”, zitierte Hennie Verbeek-Kusters, die Chefin der niederländischen Financial Intelligence Unit (FIU), einer nationalen Meldestelle für verdächtige Finanztransaktionen, den holländischen Fußballer Johan Cruijff. Man müsse verstehen, wie Kriminelle und Terroristen arbeiten, um ihnen auf die Schliche zu kommen. Natürlich sei es bequemer, den Kopf in den Sand zu stecken, gab sie zu. Denn dann gebe es auch nichts, worüber man sich Sorgen machen müsse. Die ING zahlte vor einem Jahr 775 Mill. Euro für die Beilegung eines Verfahrens der niederländischen Staatsanwaltschaft wegen Geldwäsche und Korruption. Durch den Fall habe sich die Lage völlig verändert, sagte Verbeek-Kusters. Die FIU erhalte seitdem nicht nur mehr, sondern auch qualitativ hochwertigere Meldungen. Im Juli legten Justiz- und Finanzministerium einen nationalen Aktionsplan gegen Geldwäsche vor. Dabei gehe es vor allem darum, Hindernisse für die Zusammenarbeit von privaten und öffentlichen Institutionen auszuräumen, sagte sie. Nur so könne man dem sich ständig verändernden organisierten Verbrechen begegnen.”Geldwäsche ist ein internationales Verbrechen”, sagte Verbeek-Kusters. “Man kann sie nicht nur in einer Jurisdiktion bekämpfen.” Sie vertritt die Region “Europa 1” (EU-28, Island und Norwegen) in der Egmont Group, einem Zusammenschluss von 164 FIUs aus aller Welt.