Privatbanken hadern mit IT-Auslagerungen

"Stauatlas 2016" zeigt Hemmnisse auf - Aufwand für Regulierung droht Kundenprojekte zu verdrängen

Privatbanken hadern mit IT-Auslagerungen

fir Frankfurt – Privatbanken in Deutschland tun sich schwer damit, ihre Ziele zu erreichen, wenn es um die Auslagerung von IT-Prozessen und die Umsetzung von Big-Data-Vorhaben geht. Während nur jedes dritte Institut im vergangenen Jahr seine Zielmarke für Outsourcing und 41 % die angepeilten Big-Data-Lösungen erreicht hatten, kam eine Mehrheit der befragten Banken bei der Bewältigung der regulatorischen Anforderungen voran: 53 % konnten die Ziele, die sie sich für 2015 gesteckt hatten, erfüllen, wie aus dem “IT-Stauatlas 2016” der Unternehmensberatung PPI hervorgeht. Komplexität nimmt zuUm herauszufinden, in welchem Maße IT-Systeme Finanzinstitute in ihrer Entwicklung hemmen können, gaben Führungskräfte aus 54 der 200 deutschen Privatbanken Auskunft. Besonders treibt sie Automatisierung, eine steigende Komplexität der Geschäftsprozesse sowie zunehmende Regulierung um: Jeder neunte von zehn Befragten sieht darin starke Einflüsse auf die eigenen Geschäfte. Christian Appel, Partner bei PPI, befürchtet, dass andere Aufgaben angesichts der Anstrengungen zur Anpassung an aufsichtsrechtliche Erfordernisse auf der Strecke bleiben. “Die Umsetzung regulatorischer Anforderungen fordert die IT heraus und bindet Kräfte. Die Banken müssen zusehen, dass neben den Muss-Projekten noch Luft bleibt für strategische Projekte – also kundennahe. In der Praxis ist das ein Spagat.” So sahen nur 44 % ihre Ziele für den Ausbau von Vertriebswegen im vergangenen Jahr als erreicht an. Besser sah es bei der Ausweitung von Online- und Mobile-Banking-Angeboten aus sowie bei Sicherheitslösungen: Jedes zweite Institut setzte seine Vorhaben um.Unter Druck stehen offenbar vor allem Privatbanken mit direktem Kundenkontakt. 82 % – zehn Prozentpunkte mehr als im Durchschnitt – geben an, dass das veränderte Marktumfeld, etwa durch Fintechs, ihre Geschäftsentwicklung stark beeinflusst, und vier von fünf nennen neue Kundenanforderungen (Durchschnitt: 65 %). “Für die Banken geht es jetzt ans Eingemachte”, sagt Appel. “Denn vom Erfolg bei der digitalen Kundenkommunikation hängt ihre Zukunft ab.”Als Gründe für Projektstaus führen die Befragten vor allem hohe Kosten, Zeitdruck und Personalmangel an (siehe Grafik). Für 28 % sind veraltete IT-Systeme Ursache dafür, dass es an der Umsetzung hapert. Augenfällig ist hier die Kluft zwischen Instituten mit häufigem direktem Kundenkontakt (36 %) und solchen, die auf standardisierte Prozesse setzen (9 %). “In diesem Bereich sind die Direkt- und Investmentbanken meist einen Schritt weiter”, bemerkt Appel. Nicht minder große Unterschiede zeigen sich bei der Resonanz: Zwar nennen je 28 % aller befragten Institute fehlende Akzeptanz bei Kunden bzw. Mitarbeitern als ausschlaggebend für Schwierigkeiten bei der Umsetzung von IT-Projekten. Doch während überdurchschnittlich viele Banken mit regem Kontakt zu Kunden deren ablehnende Haltung anführen (39 %), tun dies nur 9 % der Direkt- und Investmentbanken. Dass sich Mitarbeiter Projekten verschließen, ist für Letztere kein Thema. Dagegen beklagt nahezu jedes Zweite jener Institute, die IPP zufolge wenig Kundenkontakt haben, aber spezialisierte Dienstleistungen anbieten, dass die eigene Belegschaft die Ziele missbilligt (47 %).Was die Pläne für das laufende Jahr angeht, so steht für 63 % der Finanzinstitute der Ausbau des Kundenmanagements auf der Agenda. Jede zweite Bank hat sich höhere IT-Sicherheit, die Anpassung von Geschäftsprozessen sowie den Ausbau der Vertriebswege vorgenommen.