Renaissance der Rentenfonds

Abgesagte Zinswende treibt Neugeschäft der Fondsbranche in Europa - Absatz der Aktienfonds zieht erst zum Jahresende an

Renaissance der Rentenfonds

Zentralbanken prägen das Geschäft der Fondsbranche seit eh und je – auch 2019. Weil sich die Währungshüter rund um den Globus von einer Zinswende distanzierten, zogen Rentenfonds in Europa eine dreistellige Milliardensumme an. Hinzu kommt die Börsenrally zum Jahresende: “Exzellent”, jubelt die Branche.jsc Frankfurt – Rentenfonds sind in Europa nach einem schwachen Vorjahr wieder gefragt: Im vergangenen Jahr sammelte die Fondsbranche auf dem Kontinent netto 299 Mrd. Euro allein mit Rentenfonds ein nach Abflüssen von 32 Mrd. Euro im Jahr zuvor, berichtet der europäische Fondsverband Efama. Unterm Strich entfallen somit mehr als drei Viertel des Neugeschäfts im Segment der Publikumsfonds (Ucits) auf Anleiheprodukte. Die lockere Geldpolitik der Zentralbanken habe Anleger überzeugt, dass niedrige Zinsen von Dauer seien, schreibt der Verband. Wertverluste wären im Rentenportfolio somit unwahrscheinlich. Damit zeigt sich in Europa ein anderer Trend als in Deutschland, wo Rentenfonds 2019 einen Negativabsatz erzielt haben, wie der deutsche Fondsverband BVI unlängst berichtet hatte.Insgesamt hat die europäische Fondsbranche netto 386 Mrd. Euro mit Ucits-Fonds eingesammelt – wird das etwas kleinere Segment der alternativen Investmentfonds (AIF) noch hinzugezählt, kamen sogar 531 Mrd. Euro zusammen, also mehr als eine halbe Billion Euro. Gemessen an Vorjahren liegt die Branche damit im langjährigen Mittel: 2015 und 2017 kam mehr, 2016 und 2018 hingegen weniger zusammen. Branche wächst und wächstLangfristig befindet sich die Branche im Aufwind: Das Niedrigzinsumfeld sorgt für einen immensen Zustrom, der allerdings von Monat zu Monat stark schwankt (siehe Grafik). Vor allem Anfang 2015, als die EZB ihr breit angelegtes Anleihenkaufprogramm vorbereitete, aber auch im übrigen Jahrzehnt boomte das Geschäft. Weil nicht nur neue Mittel hinzukamen, sondern auch die Börsenkurse stiegen, schwollen die Bestände enorm an. 17,8 Bill. Euro verwaltet Europas Fondsbranche per Ende 2019 in Ucits- und AIF-Vehikeln. Allein in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts, also seit Ende 2014, wuchs das Vermögen um 6,5 Bill. Euro. Bereits in den Jahren zuvor, damals noch gemäß einer weniger umfassenden Statistik, kletterten die Vermögen nach oben.Aktienfonds haben im vergangenen Jahr indes einen Abfluss verzeichnet, und zwar von 20 Mrd. Euro allein im Ucits-Format. Die Efama nennt hier den Handelskonflikt zwischen den USA und China als Bremse, ehe sich die Lage später wieder etwas entspannt hat. Das Neugeschäft der Publikums-Aktienfonds zog, begleitet durch steigende Börsenkurse, wieder an und sprang allein im Dezember auf 26 Mrd. Euro. Im Vorjahr lief es nahezu spiegelverkehrt: Kräftige Zuflüsse auf Gesamtjahressicht, aber Abflüsse zum Jahresultimo, als weltweit die Aktienkurse einbrachen. Mischfonds büßten zuletzt ihren Glanz ein: Kamen im Ucits-Segment in den Vorjahren zum Teil dreistellige Milliardensummen herein, fiel der Absatz des Segments 2019 auf 36 Mrd. Euro zurück.Insgesamt zeigt sich die Efama zufrieden: Nachdem das Jahr 2018 “herausfordernd” war, habe die Branche 2019 ein “gutes” Ergebnis erzielt. Noch besser lief es für Anleger: “Exzellent” war das Jahr laut Efama für sie – dank stark steigender Börsenkurse.