Altersvorsorge

Ruf der Riester-Rente „ist verbrannt“

Eine Reform der geförderten privaten Altersvorsorge kommt womöglich unter neuem Namen daher, wie der Ökonom Bernd Raffelhüschen vermutet. Der Ruf der Riester-Rente habe gelitten.

Ruf der Riester-Rente „ist verbrannt“

jsc Frankfurt

Nach dem Scheitern einer Reform der Riester-Rente in der zurückliegenden Legislaturperiode hält der Ökonom Bernd Raffelhüschen eine neue Bezeichnung für das System für denkbar. Die Riester-Rente selbst habe keinen guten Ruf, wie er am Mittwoch bei der Vorstellung des „Vorsorgeatlas Deutschland“ in Frankfurt erklärte. „Das ist verbrannt, das Ding.“ Zugleich bleibe das Modell einer privaten Altersvorsorge, die sich aus Beiträgen des Bruttoeinkommens speist und eine nachgelagerte Besteuerung im Alter vorsieht, weiterhin ein sinnvolles Modell, wie der Experte des Freiburger Forschungszentrums Generationenverträge (FZG) sagte.

Die Fondsgesellschaft Union In­vest­ment, die den Atlas beauftragt hat, sieht Chancen für einen neuen Anlauf einer Reform, wie Firmenchef Hans Joachim Reinke sagte. Die Branche werde dabei wie schon 2019 mit einer Stimme in Berlin sprechen. Der damalige Fünf-Punkte-Plan, auf den sich die Verbände von Fonds­anbietern, Versicherern und Bausparkassen geeinigt hatten, fordert ein vereinfachtes Zulageverfahren, mehr Transparenz in der Förderung, einen erweiterten Kreis der Berechtigten, ein standardisiertes Vorsorgeprodukt sowie – diesen Punkt hob Reinke hervor – eine „flexibilisierte“, also gelockerte Beitragsgarantie.

Der Manager betonte, dass Union Investment weiter zu ihrem Riester-Angebot stehe. Die Gesellschaft hatte im Juli eine Mindestlaufzeit von 20 Jahren für neue Verträge eingeführt, um trotz Beitragsgarantie Spielraum für eine Anlage in Aktien zu behalten. Heute verwaltet die Gesellschaft gut 25 Mrd. Euro in Riesterfonds.

Steiles Gefälle

Der umfassende Bericht soll zeigen, dass die umlagebasierte gesetzliche Rente allein nicht ausreicht, um das Einkommensniveau im Ruhestand überwiegend zu erhalten. Erst mit der zweiten Säule der kapitalgedeckten Systeme mit nachgelagerter Besteuerung, wozu neben dem Riester-System vor allem die betriebliche Altersvorsorge zählt, kommen viele Bundesbürger bereits auf ein ausreichendes Vorsorgeniveau, das die Studie bei 60% des letzten Brutto­einkommens ansetzt. Inklusive weiterer Geldvermögen und Immobilien steigt das Niveau auf geschätzt gut 80% (siehe Grafik).

Je nach Region variieren die Ergebnisse jedoch stark: In den ostdeutschen Bundesländern ist das Sicherungsniveau in weiten Teilen mit weniger als 70% trotz Vorteile in der gesetzlichen Rente geringer als anderswo, während gerade in Regionen im Süden der Republik aufgrund hoher Vermögen die Absicherung mit einem Niveau oberhalb der Marke von 84% viel eher gesichert ist.

Eine betriebliche Altersvorsorge haben vor allem Menschen, die ohnehin über ein höheres Einkommen verfügen. In der Riester-Rente zeigt sich hingegen eine U-förmige Verteilung: Zwar ist der Anteil unter den berechtigten Personen mit Einkommen jenseits von 2000 Euro mit 53% am höchsten, doch auch Geringverdiener mit weniger als 1100 Euro sind mit 44% überproportional häufig beteiligt – offenbar wirkt der Anreiz der Zulagen. Unter Menschen mit mittlerem Einkommen ist Riester mit 32% am wenigsten verbreitet.

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