Schwieriger Exit aus der Krise

EBF-Konferenz: Warnungen vor sich verschlechternden Asset-Qualitäten und einem Anstieg fauler Kredite

Schwieriger Exit aus der Krise

Die europäischen Banken müssen sich im weiteren Verlauf der Coronakrise auf sich verschlechternde Qualitäten von Vermögenswerten und einen erneuten Anstieg von notleidenden Krediten einstellen. Darauf verwiesen europäische Aufseher bei einer Online-Konferenz. Lob gab es für die bisherigen raschen Reaktionen auf die Krise. Die Branche sei zudem deutlich robuster aufgestellt als noch 2008, hieß es.ahe Brüssel – In der aktuellen Coronakrise ist die Aufsichtsstrategie nach den Worten von EZB-Chefbankenaufseher Andrea Enria “in eine neue Phase” eingetreten. Der Chef des Single Supervisory Mechanism (SSM) verwies in einer vom Europäischen Bankenverband EBF organisierten Debatte darauf, dass sich die Banken daher auf die Verschlechterung der Qualität von Vermögenswerten einstellen müssten, die mit der Aufhebung der systemweiten Zahlungsmoratorien wahrscheinlich eintreten werde. “Ein angemessenes Management von Risiken und notleidenden Krediten ist der Schlüssel zur Vermeidung kostspieliger Klippeneffekte”, stellte Enria klar.Die Chefin der Europäischen Bankenabwicklungsbehörde SRB, Elke König, verwies ebenfalls auf die Risiken durch faule Kredite. Es gebe keinen Zweifel, dass das Volumen von Non-Performing Loans (NPL) im Bankensektor im Zuge der Krise jetzt weiter ansteigen werde, sagte sie während der Online-Konferenz. Banken müssten sich jetzt auf verschiedene Verläufe der Krise vorbereiten.König verwies darauf, dass der europäische Bankenabwicklungsfonds SRF im Falle eines Falles einsatzbereit sei. Wichtiger seien aber der Aufbau des Bail-in-Kapitals MREL durch die Banken sowie Fortschritte bei der Banken- und der Kapitalmarktunion, damit es einen wirklichen europäischen Markt für die Banken gebe. Besser aufgestellt als 2008Sowohl Enria als auch der Vorsitzende des Europäischen Bankenverbands, Wim Mijs, verwiesen darauf, dass der Bankensektor heute deutlich robuster und stärker aufgestellt sei als noch 2008. Zudem habe es im Vergleich zur damaligen Krise deutlich schnellere und koordiniertere Reaktionen von Aufsicht, Zentralbank und Politik gegeben, betonte Mijs. Entscheidend für die Banken sei jetzt vor allem, wie schnell sich die europäische Wirtschaft im kommenden Jahr erholen werde.SSM-Chef Enria verwies darauf, dass NPL die Bilanzen der Kreditinstitute für lange Zeit belasten könnten. Für die Banken werde es dann schwieriger, Kunden zu versorgen und zu einer schnelleren Erholung der Wirtschaft beizutragen. Er forderte in diesem Zusammenhang auch weitere Initiativen der Behörden ein, um den Abbau notleidender Kredite zu vereinfachen.Die Pandemie habe den europäischen Bankensektor in einer Phase struktureller Schwäche getroffen, sagte Enria. Die schwache Rentabilität der Institute solle durch Umgestaltung der Geschäftsmodelle oder durch Konsolidierung verbessert werden. “Wir sollten nach Wegen suchen, um sicherzustellen, dass unser Bankensektor gestärkt aus der Pandemie hervorgeht.”Zur angesprochenen Qualität der Vermögenswerte, die jetzt unter Druck kommen könnte, muss auch die Europäische Zentralbank (EZB) nach Enrias Worten noch ein klareres Bild gewinnen. Dies spiele auch für die Überprüfung der Empfehlung zum zeitweiligen Dividendenstopp eine Rolle, sagte er. Die EZB-Bankenaufseher hatten den Instituten empfohlen, wegen der Coronakrise bis zum 1. Januar 2021 auf die Auszahlung von Dividenden und auf Aktienrückkäufe zu verzichten. Die Aufseher wollen den Beschluss im Dezember neu prüfen, bekräftigte Enria.