Wertpapiergeschäft

Sparkasse Zwickau schasst Chef nach hohe Wertverlusten

Nach hohen Wertverlusten in den Eigenanlagen beurlaubt die Sparkasse Zwickau ihren Chef Felix Angermann. Sowohl zu Beginn der Pandemie als auch in der Zinswende griff das Institut daneben.

Sparkasse Zwickau schasst Chef nach hohe Wertverlusten

jsc Frankfurt

Die Sparkasse Zwickau fuhr im vergangenen Jahr mit Wertpapiergeschäften erneut Verluste ein – und beurlaubt vor diesem Hintergrund ihren Chef Felix Angermann. Bis zur Nachbesetzung übernehmen Vorstandsmitglied Andreas Fohrmann und das stellvertretene Vorstandsmitglied Rudolf Fischer die Verantwortung, wie das Institut in einer Mitteilung schreibt. „Die Entwicklung der Sparkasse in den letzten Jahren macht eine Neuausrichtung erforderlich“, erklärt Verwaltungsratschefin Constance Arndt.

Mehrmals schrieb die Sparkasse bereits Bewertungsverluste. Im Jahr 2020 wies das zusammengefasste Spezialfondsvermögen ein Minus von 40 Mill. Euro aus, allein im Segment für Euro-Aktien fiel ein Wertverlust von 47 Mill. Euro an. „Wesentlicher Grund hierfür war, dass das Eigenanlagengeschäft mit Aktien und Wertpapieren zu stark forciert wurde“, schreibt die Sparkasse heute. Damals verkaufte das Institut Aktien mit Verlust, nahm Abschreibungen für verbleibende Aktien und Aktienanleihen vor und schrieb außerdem mit Dax-Future-Kontrakten rote Zahlen.

Für das gerade abgelaufene Jahr kündigt die Sparkasse ein negatives Betriebsergebnis in nicht genannter Höhe an. Der Wertverlust könnte sich dabei erneut auf eine zweistellige Millionensumme summieren. Bereits im März notierte die Sparkasse in ihren Planungen für das Gesamtjahr 2022 einen Bewertungsaufwand im Wertpapiergeschäft von 31 Mill. Euro. Am Stichtag 9. Mai stand der Bewertungsbedarf im Anlagevermögen bei annähernd 42 Mill. Euro, hinzu kamen stille Lasten aus vermiedenen Niederstwertabschreibungen in Höhe von 36 Mill. Euro. Allerdings handelt es sich um eine Momentaufnahme. Der Bewertungseffekt für das Gesamtjahr ist noch nicht publiziert.

Milliardenschwerer Bestand

Zwar verfügt die Sparkasse Zwickau über Reserven: Für das Jahr 2021 weist das Geldhaus Eigenmittel in Höhe 334 Mill. Euro aus sowie eine Kernkapitalquote von 23,5%. Zugleich sind die Wertpapierbestände hoch. Ende 2021 summierte sich das Vermögen an Aktien und andere nicht-festverzinsliche Wertpapiere auf 499 Mill. Euro und das Volumen von Schuldverschreibungen und anderen festverzinslichen Wertpapieren auf 793 Mill. Euro. Die Bilanzsumme erreichte 3,0 Mrd. Euro, womit die Sparkasse Zwickau bundesweit auf Rang 158 steht.

Wertverluste sind in der Branche allerdings nicht ungewöhnlich. So haben Sparkassen und Kreditgenossenschaften im ersten Halbjahr Abschreibungen auf Wertpapiere in Höhe von 12,3 Mrd. Euro vornehmen müssen, wie die Bundesbank im November im Finanzstabilitäts­bericht festhielt. Der abrupte Zinsanstieg führte zu einem Kursrückgang von Anleihen. Auch die Sparkasse Zwickau verweist auf den Effekt der Zinswende.

Die Sparkasse, die im Jahr 2021 noch 381 Menschen beschäftigte und 22 Geschäftsstellen unterhielt, will nun wieder „zurück in die Erfolgsspur“ kommen. „Ziel muss es sein, mittelfristig wieder eine ganz normale Sparkasse im Verbund der Sparkassen zu werden“, sagt Vorstandsmitglied Andreas Fohrmann.