Im GesprächFrank Mühlbauer

TeamBank fährt Risikovorsorge hoch

Weil Inflation und Wirtschaftsflaute manche Kreditnehmer an die Grenzen der finanziellen Belastbarkeit bringt, hat die TeamBank im vergangenen Jahr die Risikovorsorge hochgefahren. Das drückt auf den Gewinn der DZ-Bank-Tochter.

TeamBank fährt Risikovorsorge hoch

Im Gespräch: Frank Mühlbauer

TeamBank fährt Risikovorsorge hoch

Wirtschaftsflaute hinterlässt Spuren im Jahresergebnis – Scheidender Vorstandschef peilt dennoch höheren Marktanteil an

fir Frankfurt
Von Tobias Fischer, Frankfurt

Höhere Kreditrisikovorsorge hat den Gewinn der TeamBank im vergangenen Jahr einbrechen lassen. Auch wenn der Ratenkreditspezialist den Kreditbestand ausweiten und den Zinsüberschuss steigern konnte, ging das Ergebnis vor Steuern um 40% auf 81 Mill. Euro zurück.

Der Ende März scheidende Vorstandschef Frank Mühlbauer zeigt sich dennoch mit dem Ergebnis zufrieden, das in einem von wirtschaftlichen wie geopolitischen Krisen geprägten Jahr von operativer Stärke zeuge. So sei es gelungen, den Ratenkreditbestand bei einem Neugeschäft von 3,1 Mrd. Euro um 1,5% auf 9,45 Mrd. Euro zu steigern, wohingegen der Markt in Deutschland um 0,4% schrumpfte und in Österreich, wo die TeamBank auch aktiv ist, um 0,7% wuchs. Hierzulande ist der Ratenkreditmarkt 186 Mrd. Euro schwer, in Österreich gut 13 Mrd. Euro.

Auch mehr Kunden konnte die DZ-Bank-Tochter gewinnen. 1,04 Millionen sind es nun, ein Zuwachs von 3%.

TeamBank
Kennzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20232022
Ratenkreditbestand9.4509.306
Zinsüberschuss530511
Provisionsüberschuss-39-13
Verwaltungsaufwand285286
Risikovorsorge133100
Ergebnis vor Steuern81134
Bilanzsumme (in Mrd.)10,6410,61
Cost-Income-Ratio (%)57,155,1
Kunden (Zahl)1.039.0001.010.000
Mitarbeiter (Zahl)1.0711.082

Das stimmt ihn zuversichtlich, im Markt zuzulegen. „Wir sind überzeugt, gemeinsam mit den Volks- und Raiffeisenbanken im Konsumentenfinanzierungsgeschäft deutlich Marktanteile gewinnen zu können“, sagt der Vorstandschef der DZ-Bank-Tochter im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Aktuell haben die genossenschaftlichen Institute im Ratenkreditgeschäft einen Marktanteil von insgesamt 14,3%. Die TeamBank hält 4,2%.

Inflation setzt Kunden zu

Den Zuwachs der Kreditrisikovorsorge um ein Drittel auf 133 Mill. Euro führt Mühlbauer auf die schwache Konjunktur und die hohe Inflation zurück, die gerade jenen Kunden, deren Finanzen ohnehin auf Kante genäht sind, zu schaffen gemacht habe. Das habe in dem unbesicherten Geschäft nicht nur zu höheren Risiken, sondern mitunter auch zu Ausfällen geführt. Schon 2022 war die Risikovorsorge gegenüber dem Vorjahr um 43 Mill. auf 100 Mill. Euro hochgefahren worden.

„Konjunktureller Frühindikator“

Diese Entwicklung wird nach Auffassung Mühlbauers, der sein Haus als „konjunkturellen Frühindikator“ bezeichnet, zunächst anhalten. „Der Anstieg des Risikos ist noch nicht beendet. Es ist davon auszugehen, bei der Risikovorsorge von 2025 an eine Entlastung zu haben.“

Die Unsicherheit in der Bevölkerung ist derart groß, dass umfangreichere Konsumausgaben eher zurückgestellt werden.

Verunsicherte Bürger

Vom Binnenkonsum erwartet er im laufenden Jahr angesichts eines voraussichtlichen Wirtschaftswachstums nahe null keine größeren Impulse. „Die Unsicherheit in der Bevölkerung ist derart groß, dass umfangreichere Konsumausgaben eher zurückgestellt werden.“

Abzulesen sei das auch an der Sparquote, die er als überraschend stabil bezeichnet. „Selbst wenn die Menschen etwa dank realer Gehaltssteigerungen mehr Geld in der Tasche haben, neigen sie in diesen unsicheren Zeiten eher dazu, es zu parken.“

Kreditrahmen statt Ratenkredit

Positive Anstöße verspricht er sich – bei anhaltender Kostendisziplin – etwa von digitalisierungsgetriebenen Effizienzgewinnen und von der Gewinnung weiterer Kunden. Diese gingen zunehmend selbstbestimmt vor, führt Mühlbauer aus. „Mittlerweile werden 56% der Kredittransaktionen vom Kunden selbst ausgelöst. Von den über 3 Mrd. Euro Neugeschäft im vergangenen Jahr stammt etwa 1 Mrd. Euro aus der Finanzreserve und dem finanziellen Spielraum.“ Die TeamBank prüft dabei die Bonität des Kunden und bewilligt einmalig einen Finanzrahmen, den dieser jederzeit eigenständig ausschöpfen kann.

„Wir entfernen uns immer weiter vom klassischen Ratenkredit, also der anlassbezogenen Nachfrage, hin zu einer dauerhaften Liquiditätsbegleitung in Form eines Kreditrahmens“, beobachtet Mühlbauer.

Auch in der Bestandsverwaltung der Kredite setzt die TeamBank auf weitere Effizienz. So falle je Kunde pro Jahr im Schnitt ein sogenannter bestandsbearbeitender Prozess an, etwa eine Ratenplan- oder Adressänderung. Bei einer Million Kunden kämen also eine Million solcher Prozesse zusammen, die nicht wertschöpfend sind und Kosten verursachen. Mittels digitaler Tools nehme eine zunehmende Zahl von Kunden diese Tätigkeiten aber selbst in die Hand, was die Bank entlaste, Kosten senke und Prozesse vereinfache. Mittlerweile erledigten die Kunden drei Viertel solcher Tätigkeiten selbst. 2022 habe die Selbstbedienungsrate noch bei 66% gelegen und 2021 bei 57%.

In der TeamBank bzw. den Partnerbanken fielen also weniger Kosten an, weil die Kunden selbständig Aufgaben übernehmen, sei es eine Kreditauslösung in der Finanzreserve, sei es eine Adressänderung. Obendrein seien sie froh, die Dinge selbst in die Hand nehmen zu können, wie am sogenannten Net Promoter Score abzulesen sei, der als Maß der Kundenzufriedenheit gilt. Im vergangenen Jahr sei ein Wert von 51 gemessen worden, was Mühlbauer als „sensationell gut“ bezeichnet.

Neue Kooperationspartner

In Deutschland arbeitet die TeamBank mittlerweile mit rund 93% aller deutschen Genossenschaftsbanken zusammen. 24 Partnerbanken kamen im vergangenen Jahr hinzu. Potenzial gibt es auch noch in Österreich, wo bislang 48% der Raiffeisenbanken und alle Volksbanken mit den Nürnbergern kooperierten.

Die Partner mussten sich jedoch auch im vergangenen Jahr mit sinkenden Provisionen begnügen: Dass an die deutschen Institute mit 185 Mill. Euro ganze 17% weniger an Provisionen ausgeschüttet wurden, nachdem es schon im Jahr zuvor um 13% bergab gegangen war, ist laut Mühlbauer auf weniger Einnahmen aus der Vermittlung von Restkreditversicherungen zurückzuführen.

Der seit Juli 2022 mit der Umsetzung des Schwarmfinanzierung-Begleitgesetzes geltende Provisionsdeckel auf höchstens 2,5% des versicherten Darlehensbetrags habe mithin „zu weiteren Schleifspuren geführt“, sagt der Vorstandschef.

Auch in Österreich sanken die Provisionszahlungen an Partnerbanken für die Vermittlung von Restkreditversicherungen um 11% auf 49 Mill. Euro. Allerdings greift dort keine Deckelung.

Neben der höheren Risikovorsorge belastete das TeamBank-Ergebnis auch die Verdreifachung des Provisionsaufwands, also der Provisionen an die Partnerinstitute, auf 39 Mill. Euro. Das Minus rührt daher, dass Bonifikationen über den Posten Provisionsüberschuss verbucht werden und Bestandsprovisionen über den Zinsüberschuss. Mit zunehmendem Geschäft wachsen Mühlbauer zufolge also nicht nur die Zinsüberschüsse, sondern auch die zu zahlenden Provisionen.

Am Ziel, die Cost-Income-Ratio bis 2026 auf unter 50% zu senken, will er grundsätzlich festhalten, auch wenn sich die TeamBank im vergangenen Jahr davon entfernt hat. Lag die Quote 2022 noch bei 55,1% und 2021 bei 58,2%, so sind es nun 57%. In der Mehrjahresplanung bleibe es aber bei dem angepeilten Wert von unter 50%, auch wenn sich Mühlbauer nicht auf das exakte Jahr festlegen möchte.

Kostendisziplin und Investitionen

Die Kosten, die zuletzt konstant bei 285 Mill. Euro lagen, sollen sinken, beispielsweise über natürliche Fluktuation, allerdings nicht zulasten von Zukunftsinvestitionen in Digitalisierung und auch KI, wie er sagt. Ein relevanter zweistelliger Prozentsatz der Sachkosten fließt ihm zufolge in IT. „In echte digitale Neuerungen, um Bestehendes abzulösen, investieren wir etwa zwischen 20 und 25 Mill. Euro pro Jahr.“

Ohne künstliche Intelligenz (KI) gehe mittlerweile mancherorts im Unternehmen gar nichts mehr, sagt Mühlbauer. Allerdings wird das Thema seines Erachtens mitunter gehypt. In der Bank gehe es darum, mittels KI noch effektiver und effizienter zu arbeiten und die Beschäftigten zu entlasten. „Wir dürfen KI nicht als Arbeitsreduzierungsprogramm ansehen, sondern müssen sie als qualitätsverbesserndes Element positionieren.“

Wenn sich der 60-Jährige Ende März in den Ruhestand verabschiedet, tut er das in dem Wissen, ein gut bestelltes Haus zu hinterlassen. Seine Nachfolge übernimmt sein Stellvertreter, Chief Customer Officer Christian Polenz, zudem ist bereits im Oktober Marion Thielemann in den Vorstand als Finanz- und Risiko-Chefin aufgerückt. Dritter im Bunde bleibt Chief Technology Officer Reinhold Rehbichler. „Ich denke, ich habe einen Beitrag geleistet, die Digitalisierung der TeamBank voranzutreiben und die Nachfolgeregelung mit zu orchestrieren“, sagt Mühlbauer.

Der Beginn seiner fünf Jahre in der TeamBank sei einem Kulturschock gleichgekommen, erinnert sich Mühlbauer: „In den 25 Jahren vor der TeamBank habe ich im Einzelbüro gesessen, und Clean Desk Policy kannte ich nicht. Sozialisiert mit dem ,Sie‘ in der Anrede bin ich dann 2019 in ein Haus gekommen, in dem sich vom Azubi bis zum Vorstand alle duzen. Wir Vorstände sitzen samt Assistenten im Großraumbüro und suchen uns jeden Tag einen Platz. Ich habe also am eigenen Leib gespürt, wie es ist, Veränderungen zu erleben. Das war ein Gewöhnungsprozess, den ich nicht missen will.“

Selbstbestimmt im Ruhestand

Nach Jahrzehnten mit 60, 70- oder 80-Stunden-Wochen will er sich zunächst einige Monate Ruhe und Besinnung gönnen und sich dann neuen Aufgaben widmen. Welche das sind, sei noch nicht klar, doch da er Menschen möge, könne er sich gut ein Ehrenamt vorstellen oder eine beratende Tätigkeit. Auf seine neuen Freiheiten freut er sich einerseits: „Ich möchte von der Fremdbestimmtheit wieder ein Stück in die Selbstbestimmtheit unterwegs sein“, sagt Mühlbauer.

Wenn man immer der Last Call war, derjenige, der Entscheidungen trifft, dann fällt es verdammt schwer, nichts zu sagen oder sich auf eine ratgebende Position zurückzuziehen.

Andererseits blickt er mit etwas Wehmut auf seine Zeit als Chef. Über 23 Jahre war er Vorstandsmitglied genossenschaftlicher Institute, davon mehr als die Hälfte Vorsitzender. „Wenn man immer der Last Call war, derjenige, der Entscheidungen trifft, dann fällt es verdammt schwer, nichts zu sagen oder sich auf eine ratgebende Position zurückzuziehen.“

Weil Inflation und Wirtschaftsflaute manche Kreditnehmer überfordert, hat die TeamBank 2023 die Risikovorsorge hochgefahren. Das drückt auf den Gewinn. Der scheidende Vorstandschef Frank Mühlbauer ist dennoch zuversichtlich, den Anteil von 4,2% am deutschen Ratenkreditmarkt ausbauen zu können.