Strategieplan

Unicredit plant üppige Dividenden­zahlungen

Unicredit möchte die Kosten senken, Prozesse vereinheitlichen und die Zentrale in Italien stärken. Gleichzeitig kündigte CEO Andrea Orcel üppige Dividendenzahlungen an. Der Kurs der Aktie machte einen gewaltigen Sprung nach oben.

Unicredit plant üppige Dividenden­zahlungen

bl Mailand

Mit einem kräftigen Kurssprung von 10,15% auf 12,72 Euro hat die Aktie der HVB-Mutter Unicredit auf den neuen Strategieplan von Bankchef Andrea Orcel reagiert. Der Unicredit-Chef versprach den Aktionären für den Zeitraum 2021 bis 2024 eine Ausschüttung von mindestens 16 Mrd. Euro, teils in bar, teils in Form von Aktienrückkäufen. Für dieses Jahr sind eine Dividendenzahlung von insgesamt 3,7 Mrd. Euro – eine Ausschüttungsquote von 30 % – sowie ein Aktienrückkaufprogramm vorgesehen. Für 2022 sollen mindestens 35 % des Nettogewinns an die Aktionäre ausgeschüttet werden.

Orcel setzt vor allem auf Kostensenkungen, Effizienzsteigerungen und die Vereinheitlichung von Prozessen, aber auch die Digitalisierung der Bank. Für Investitionen in diesen Bereich sind insgesamt 2,8 Mrd. Euro vorgesehen. Damit sollen konzernweit in allen 13 europäischen Ländern die gleichen Technologien und Datenplattformen implementiert werden. Orcel strebt außerdem eine klarere und einheitlichere Organisation des Gesamtkonzerns an.

Stärkung der Zentrale

Übernahmen spielen in den Überlegungen des Bankenchefs nur eine untergeordnete Rolle. Er schloss sie nicht grundsätzlich aus, aber betonte, dass sie strategisch sinnvoll und gewinnsteigernd sein sowie die Position von Unicredit verbessern müssten. Generell wird der Einfluss der Zentrale der Bank in Italien gestärkt, Prozesse werden vereinheitlicht und Entscheidungsprozesse vereinfacht.

Orcel ist überzeugt, damit enorme interne Potenziale heben, Skalen­effekte nutzen und Marktanteile gewinnen zu können. Während die Erträge von etwa 16 Mrd. Euro in diesem Jahr jährlich um 2 % auf mehr als 17 Mrd. Euro im Jahr 2024 wachsen sollen, peilt er bis dahin jährliche Gewinnsteigerungen von 10 % auf 4,5 (2021: 3,3) Mrd. Euro an. Dazu soll Italien etwa 2 Mrd. Euro und Deutschland mehr als 1 Mrd. Euro beisteuern. Für Deutschland (siehe nebenstehender Bericht) würde das eine jährliche Gewinnsteigerung von 16 % bedeuten.

Im Konzern geplant sind Kostensenkungen von netto 500 Mill. Euro bis 2024. Die Kernkapitalquote (CET 1) soll dabei mit 12,5 bis 13 (aktuell: 13,5 bis 14) % solide bleiben. Orcel geht von einem stabilen Anteil fauler Kredite von netto etwa 1,8 % aus. Die Kosten-Ertrags-Relation soll bis zum Ende des Strategieplans von 56 auf 50 % sinken. Angepeilt wird ferner eine Eigenkapitalrendite (RoTE) von 10 (2021: 7) %.

Analysten reagierten positiv auf die Pläne. Sowohl das prognostizierte Ertragswachstum als auch die Dividendenpläne lagen deutlich über den Erwartungen des Marktes. Jefferies und Goldman Sachs erneuerten ihre Kaufempfehlung. Einige Marktbeobachter zeigten sich jedoch skeptisch, ob die Gewinnprognosen realistisch sind.

Orcel äußerte sich nicht zu den Plänen für einen Personalabbau. Dies sei Gegenstand von Verhandlungen mit den Gewerkschaften. Klar sei aber, dass Personal abgebaut werde, allerdings sozialverträglich. Nicht bestätigten Berichten zufolge sollen etwa 3 000 Stellen wegfallen, vor allem in Italien. Allerdings gibt es auch Neueinstellungen, insgesamt 3 600, davon 2 100 im Digitalbereich. Der Großteil der verbleibenden 1 500 neuen Stellen entfällt auf Italien (900), 200 neue Jobs sind in Deutschland geplant. Generell plant der CEO, intern verstärkt auf Jobs mit Kundenkontakt umzuschichten.

Orcel will die internen Kompetenzen in dem Haus stärken und bisher teilweise bei Partnern angesiedelte Aktivitäten hereinholen. Das sei aber keine Absage an Partnerschaften. Als Wachstumsfelder hat er insbesondere das Versicherungsgeschäft und das Assetmanagement ausgemacht. In beiden Feldern sieht er Handlungsbedarf.

Die derzeitige Struktur, etwa im Bankassurance-Geschäft, in dem Unicredit mit vielen Versicherern zusammenarbeitet, sei zu komplex und müsse vereinfacht werden. Grundsätzlich bleibe es aber dabei, dass kein eigenes Versicherungsgeschäft aufgebaut werden soll. Generell sieht Orcel etwa in Italien insbesondere im Nicht-Leben-Sektor deutliche Wachstumschancen. Auch das Assetmanagement, in dem Unicredit vor allem mit Amundi zusammenarbeitet, will Orcel ausbauen und dafür Spezialisten einstellen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.