Edelmetalle

Anhaltende Anspannung am Platinmarkt erwartet

Trotz des erfreulichen Konjunkturverlaufs im Automobil-, Schmuck- und Industriesektor gibt es auf dem Platinmarkt einen Angebotsüberschuss.

Anhaltende Anspannung am Platinmarkt erwartet

ku Frankfurt

Trotz der guten Konjunktur im Automobil-, Schmuck- und Industriesektor in Verbindung mit einem geringeren Minen- und Recyclingangebot hat eine Reduzierung der börsengehandelten Fonds und der Börsenbestände im zweiten Quartal 2022 zu einem Platinüberschuss von 349000 Unzen geführt. Dies berichtet der World Platinum Investment Council (WPIC) in seinem jüngsten Marktbericht. Der für das Gesamtjahr 2022 prognostizierte Überschuss sei auf 974000 Unzen gestiegen.

Trotz des Überschusses sei der physische Markt jedoch im zweiten Quartal weiterhin angespannt gewesen und werde dies auch weiterhin bleiben. Im zweiten Quartal 2022 sei es zu einem Wiederaufleben außergewöhnlich starker Einfuhren nach China gekommen, die deutlich über der ermittelten Nachfrage gelegen hätten und weitgehend durch beträchtliche Zuflüsse aus börsengehandelten Platinfonds und Börsenaktien gedeckt worden seien. Diese überschüssigen Einfuhren nach China, die in den veröffentlichten Daten zu Angebot und Nachfrage nicht erfasst seien, hätten zu einer Anspannung des physischen Platinmarktes geführt. Dies zeige sich an den weiterhin hohen Leihsätzen, die im Mai einen Höchststand von 10% erreicht hätten. „Damit waren sie sogar höher als auf dem Höhepunkt der Pandemie und lagen deutlich über dem Zehnjahresdurchschnitt“, so der WPIC. Diese Verknappung auf dem physischen Markt habe auch einen Anreiz geboten, Platin von den Börsen auf den Spotmarkt zu verlagern, um die chinesischen Einfuhrmengen zu decken.

Das Gesamtangebot an Platin wird im Jahr 2022 laut WPIC gegenüber dem Vorjahr voraussichtlich um 8% (−626000 Unzen) auf 7,514 Mill. Unzen zurückgehen. Das Minenangebot sei im zweiten Quartal 2022 um 4% gesunken, da ein Anstieg der russischen Produktion nach der Erholung von den Überschwemmungen im Jahr 2021 die Rückgänge in allen anderen Förderländern ausgeglichen habe. Die Probleme im zweiten Quartal in Verbindung mit dem Abbau von Halbzeugbeständen, die die raffinierten Mengen im Jahr 2021 in die Höhe trieben, werden nach Meinung der WPIC-Analysten dazu führen, dass das Minenangebot im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr insgesamt um 7% (−409000 Unzen) zurückgeht.

Recycling rückläufig

Das Recycling von Platin aus verbrauchten Autokatalysatoren sei im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um bemerkenswerte 20% zurückgegangen, und für das Jahr 2022 werde ein weiterer Rückgang um 15% beim Automobilrecycling erwartet. Ausschlaggebend dafür sei die anhaltende Knappheit an Halbleiterchips und deren Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Neuwagen gewesen, was dazu geführt habe, dass die Verbraucher gezwungen waren, Fahrzeuge länger zu halten.

Die Nachfrage der Automobilindustrie nach Platin sei im Quartal um 8% gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Die Halbleiterknappheit bestehe zwar weiterhin, lasse aber etwas nach. Die Schmucknachfrage verbesserte sich im zweiten Quartal 2022 um 5%, die industrielle Nachfrage im Quartal in den Sektoren Erdöl um 17%, Medizin um 8% und sonstige Industrie um 16%, wobei 2022 für diese Sektoren insgesamt ein Wachstum prognostiziert wird.

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