US-GELDMARKT

Dollar-Chaos

Es herrscht Dollar-Knappheit - und dies setzt die US-Notenbank Fed just während der laufenden Sitzung ihres Offenmarktausschusses unter Druck. Der Sprung des US-Übernacht-Reposatzes auf den Rekordwert von 8,5 % oder 10 % - je nachdem, welcher...

Dollar-Chaos

Es herrscht Dollar-Knappheit – und dies setzt die US-Notenbank Fed just während der laufenden Sitzung ihres Offenmarktausschusses unter Druck. Der Sprung des US-Übernacht-Reposatzes auf den Rekordwert von 8,5 % oder 10 % – je nachdem, welcher Datenanbieter hinzugezogen wird – hat es in sich. Viele Marktteilnehmer sind vom Zeitpunkt und der Dimension des Anstiegs überrascht. Dies kann Broker und Hedgefonds, die auf Dollar-Liquidität angewiesen sind, teuer zu stehen kommen oder sie gar in Bedrängnis bringen. Aber auch die Notenbank ist gefordert. Üblicherweise bewegt sich der Reposatz in der von der Federal Reserve definierten Spanne für ihren Leitzins, die Fed Funds Rate. Vor der heutigen Zinsentscheidung lag die Spanne bei 2 bis 2,25 % und nicht bei 8 % oder 10 %.So scheint der US-Notenbank im kurzfristigen Refinanzierungsmarkt die Kontrolle entglitten zu sein. Solche Verspannungen sind zwar nicht neu und bisher vor allem zu Quartals- oder Jahresenden aufgetreten. Also dann, wenn Banken ihre regulatorischen Verpflichtungen erfüllen müssen. Institute, die dann nicht genügend vorgesorgt und sich Dollar gegen Sicherheiten wie US-Staatsanleihen oder verbriefte Hypothekarpapiere besorgt haben, mussten viel bezahlen, um genügend Liquidität vorhalten zu können.Dass nun aber mitten im Monat ein extremer Anstieg geschah, verunsichert offenbar auch die Notenbank. Über ihre New Yorker Niederlassung hat sie erstmals seit der Finanzkrise ihrerseits Repogeschäfte über 75 Mrd. Dollar angeboten – ironischerweise verzögert durch eine technische Panne, als ob sie auch dort die Kontrolle verloren habe. Von den Marktteilnehmer kaufte sie über diese Rückkaufvereinbarungen (Repos) Wertpapiere über 53,2 Mrd. Dollar auf und führte so dem Markt Dollar zu. Im Spitzensatz waren Marktteilnehmer dafür bis zu 3,25 % zu zahlen bereit.Der Eingriff war notwendig, denn die Verspannungen begannen bereits auf andere Swapmärkte auszuweiten. Als Erklärung führen Repoexperten eine hohe Nachfrage des US-Finanzministeriums zur Finanzierung des Haushaltsdefizits an, verbunden mit fällig gewordenen Steuerforderungen, die Unternehmen in bar beglichen. Selbst weniger stark sprudelnde Petro-Dollars nach dem Angriff auf saudi-arabische Ölanlagen gelten als möglicher Verstärker. So oder so muss sich die US-Notenbank etwas einfallen lassen, wie sie die Kontrolle über ihren Transmissionsmechanismus erhält. In Europa wäre dergleichen so nicht möglich, da die Europäische Zentralbank für alle Eventualitäten bereitsteht.