Fed verliert Kontrolle über ihren Zinskorridor

Weitere Dollar-Liquiditätsspritze im US-Geldmarkt

Fed verliert Kontrolle über ihren Zinskorridor

dm Frankfurt – Die seit Wochenbeginn aufgetretenen Verspannungen im US-Repomarkt haben sich am Mittwoch fortgesetzt, aber in gemäßigterer Form. Dabei zeigt sich, dass der US-Notenbank Fed durch das Liquiditätsproblem in ihrem Dollar-Geldmarkt auch die Kontrolle über den Zinskorridor für ihren Leitsatz, die Fed Funds Rate, zumindest temporär entglitten ist. Dies belegen Daten der Fed von Mittwoch. So betrug die effektive Fed Funds Rate im Markt am Dienstag 2,3 % nach 2,25 % am Vortag. Der Satz lag damit über der vor der Fed-Zinsentscheidung am Mittwochabend geltenden Spanne für die Fed Funds Rate von 2 % bis 2,25 %. Volatile neue ZinsbenchmarkDass der effektive Fed-Funds-Satz die von der Notenbank vorgegebene Spanne überschreitet, ist selten und kam letztmals während der Finanzkrise im Jahr 2008 vor. Der Verlust der Kontrolle über den Zinskorridor führen Marktbeobachter auf eine mangelnde Liquidität an Dollar im US-Geldmarkt zurück. Dies könne an der steigenden Emissionstätigkeit des US-Finanzministeriums liegen sowie generell fehlenden Liquiditätsreserven auf den Bankbilanzen.Beunruhigender ist jedoch, dass auch die als Ersatz für den risikolosen Libor-Referenzsatz gedachte Secured Overnight Financing Rate (Sofr) aus dem Ruder gelaufen ist. Die Sofr stieg am Dienstag auf 5,25 % (Montag: 2,43 %) und damit weit über die von der Notenbank avisierte Zinsspanne. Kritiker der Sofr sehen sich bestätigt. Sie bemängeln, dass die neue Zinsbenchmark, die sich auf besicherte Geldmarktransaktionen bezieht, zu schwankungsanfällig sei und damit zu neuen Risiken im Markt führe.Nachdem die New Yorker Fed bereits am Dienstag Dollarliquidität über 75 Mrd. Dollar gegen Wertpapiere wie US-Treasuries oder verbriefte Hypothekarpapiere angeboten hatte, injizierte sie am Mittwochmorgen 75 Mrd. Dollar, allerdings zu niedrigeren Sätzen als am Vortag. Die Fed bot zwar das gleiche Volumen wie am Vortag, aber anders als am Vortag, wo nur 53,2 Mrd. Dollar zugeteilt wurden, übertraf diesmal die Nachfrage das Angebot, und zwar um rund 5 Mrd. Dollar. In der Nacht hatten sich die Übernacht-Reposätze erneut deutlich oberhalb des von der US-Notenbank festgelegten Spanne von derzeit 2 bis 2,25 % für ihren Leitzins, die Fed Fund Rate (vor der Zinsentscheidung am Mittwochabend), bewegt. Marktbeobachter halten es für denkbar, dass die US-Notenbank womöglich eine permanente Repofazilität schafft, um solche Verspannungen auszugleichen.