Geld oder Brief

Rational lockt mit hoher Profitabilität

Der Großküchenzulieferer Rational arbeitet hochprofitabel. Rekordzahlen 2023 überzeugen die Anleger. Doch die hohe Bewertung des Unternehmens und der kürzliche Rauswurf aus dem MDax bergen Rückschlagrisiken für die Aktie.

Rational lockt mit hoher Profitabilität

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Rational lockt mit hoher Profitabilität

Von Stefan Kroneck, München

Die Aktie des Großküchenausstatters Rational gehört zu den teuersten börsengehandelten Werten in Deutschland. Am Donnerstag notierte der Titel im Xetra-Handel zeitweise bei 806 Euro. Seit Jahresbeginn gewann das Papier nahezu ein Fünftel. Zur Erinnerung: Ende Oktober vergangenen Jahres lag der Kurs bei 518 Euro. Das markierte ein 52-Wochen-Tief. Seitdem verteuerte sich die Aktie um fast 300 Euro.

Als kurstreibend erwiesen sich gute Bilanz- und Erfolgszahlen von 2023. Im Januar präsentierte das im bayerischen Landsberg am Lech sitzende Unternehmen dazu Eckdaten, vorige Woche veröffentlichte der Vorstand das endgültige Zahlenwerk inklusive Ausblick. Im Vorjahr steigerte Rational den Umsatz um 10% auf 1,13 Mrd. Euro.

Nachlassende Dynamik

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) wuchs überproportional um 17% auf 277 Mill. Euro. Der Konzern erzielte damit firmeneigene Bestwerte. Mit einer operativen Marge von 25% (+2 Prozentpunkte) knüpfte die Firma an das Niveau vor Ausbruch der Corona-Pandemie an. 2019 erwirtschaftete Rational 26%. Das auf Gargeräte spezialisierte Unternehmen arbeitet hochprofitabel.

Für 2024 stellte Vorstandschef Peter Stadelmann ein Umsatzplus in einer Bandbreite von 5 bis 9% in Aussicht. Das impliziert eine nachlassende Dynamik. Die Ebit-Marge soll nahezu konstant bleiben. Rational verzeichnet eine Entspannung bei den Rohstoff- und Transportkosten. Das entlastet. Zugleich investiert die Firma in den Ausbau des Vertriebs. Die Vorleistungen dämpfen tendenziell die Umsatzrendite. 

1,9 Prozent Dividendenrendite

Für 2023 will Rational eine unveränderte Dividende je Aktie von 13,50 Euro zahlen. Die Ausschüttungssumme von 154 Mill. Euro entspricht über 70% des Konzernüberschusses. Für 2022 lag die Quote bei 83%. Davon profitieren die Ankeraktionäre. Die Erbengemeinschaft des 2017 verstorbenen Firmengründers Siegfried Meister hält zusammen 47,4% des Grundkapitals, Aufsichtsratschef Walter Kurtz 7,8%. Auf den Streubesitz entfallen 44,8%.

Auf Basis des Kurses zum Jahresultimo 2023 (699,50 Euro) beträgt die Dividendenrendite 1,9%. Das sind 0,5 Prozentpunkte weniger.

Marktwert von 9,2 Mrd. Euro

Bei einem in 11,37 Millionen Anteilscheinen aufgeteilten Grundkapital kommt Rational auf eine Marktkapitalisierung von 9,2 Mrd. Euro. Das ist mehr als das Zwölffache des Konzern-Eigenkapitals.  

Bei den Analysteneinschätzungen zeigt sich ein uneinheitliches Bild. Von acht Analysten empfiehlt einer die Aktie zum „Kaufen“, vier zum „Halten“ und drei zum „Verkaufen“. Das durchschnittliche Kursziel der Analysehäuser beträgt 682 Euro. Der tatsächliche Marktwert liegt deutlich darüber. Vor diesem Hintergrund ist mancher Börsenexperte skeptisch in Bezug auf das Kurspotenzial von Rational.

Bewertung „anspruchsvoll“

So zum Beispiel Christian Cohrs von Warburg Research. Nach Vorlage der Bilanz hob der Analyst zwar das Kursziel von 650 auf 770 Euro deutlich an, bekräftigte aber seine Einstufung auf „Hold“. Er bezeichnete das Zahlenwerk als „solide“, beurteilte die Bewertung der Aktie allerdings als „anspruchsvoll“. Für Verunsicherung dürfte derweil sorgen, dass das Unternehmen im März kurzfristig aus dem MDax geflogen ist. Grund dafür ist nicht etwa der Börsenwert oder der Streubesitz, sondern der Deutsche Corporate Governance Kodex. Rational erfüllte ein Basiskriterium nicht.

Druck wegen MDax-Rauswurf

Dabei geht es um die lange Amtsdauer des Vorsitzenden des Prüfungsausschusses im Aufsichtsrat, Hans Maerz. Dieser gehört dem Kontrollgremium nach Unternehmensangaben mehr als zwölf Jahre an. Nach den Kodex-Empfehlungen wird er deshalb nicht mehr als „unabhängiger“ Ausschussvorsitzender angesehen. Rational kündigte an, das Kriterium nach der ordentlichen Hauptversammlung am 8. Mai wieder zu erfüllen. Die Firma rechnet mit einem Aufnahmeentscheid in den MDax Anfang Juni.

Das gleiche Problem hatte 2023 der Anlagenbauer Krones, der aber seinen Index-Platz nach einer personellen Neuordnung zurückgewann. Für Rational dürfte dieses Thema ebenso kurzzeitig sein.