S&P erwartet Anstieg der Kreditereignisse

Spekulativ benotete Firmen in Europa unter Druck

S&P erwartet Anstieg der Kreditereignisse

kjo Frankfurt – Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) rechnet auf Sicht von zwölf Monaten bei den europäischen Unternehmen mit einer Kreditwürdigkeit im spekulativen Bereich mit einem Anstieg der Kreditereignisse (Defaults). Die Default-Rate der europäischen Speculative-Grade-Firmen wird per Juni 2021 bei 8,5 % gesehen nach 3,4 % im Juni dieses Jahres. Die Volkswirte der Ratingagentur haben ihre Erwartungen an die wirtschaftliche Entwicklung in Europa nach unten angepasst. Der Grund sind die wirtschaftlichen Verwerfungen aufgrund der Covid-19-Pandemie. Die Verschlechterung der creditorientierten Fundamentaldaten im ersten Halbjahr dieses Jahres sei die stärkste, die S&P in der Historie bislang ausmachen konnte.Nach Einschätzung der Experten der Ratingagentur könnte es aber auch zu einem stärkeren Anstieg der Default-Rates kommen. Dies wäre dann der Fall, wenn die Rezession auch über das erste Halbjahr hinaus anhalten sollte und deshalb verschuldete Unternehmen und private Haushalte unter einen noch stärkeren Druck gesetzt würden. In diesem pessimistischen Szenario könnte die Default-Rate sogar bis auf 11,5 % ansteigen. Damit würden dann noch die Default-Rates im Gefolge der Finanzkrise sowie der anschließenden Rezession von 2008 /2009 übertroffen. Dies würde implizieren, dass die Konsumentenausgaben auf einem niedrigen Niveau bleiben, die Firmen weniger investieren und es auch eine längere Phase mit höherer Arbeitslosigkeit bzw. starker Unterbeschäftigung geben würde. Auch Grund für OptimismusIn ihrem optimistischen Szenario gehen die S&P-Experten davon aus, dass die Default-Rate bei den schlechter benoteten Unternehmen nur leicht ansteigt, und zwar bis auf 3,5 %, also nur unwesentlich über das Niveau von Juni dieses Jahres. S & P hält in diesem Zusammenhang fest, dass die Marktteilnehmer durchaus einen Grund haben für diesen Optimismus. Die Agentur verweist auf die bisherigen Erfolge des Bondkaufprogramms PEPP der Europäischen Zentralbank, das verlängert und ausgeweitet wurde. Hinzu würden die Maßnahmen der EU kommen, um die Wirtschaft zu stimulieren. Anleger würden auf Schuldpapiere von Unternehmen setzen, die ihnen im Vergleich zu den ultraniedrigen Renditen bei den Staatsanleihen noch einen relativen Renditevorteil böten.