Fünfjahres-Rendite

Telekomsektor gewinnt an der Börse keinen Blumentopf

Die Telekom und ihre US-Tochter zählen laut einer Studie von Boston Consulting in den vergangenen fünf Jahren zu den Spitzenreitern in der Branche, was den gesamten Return für die Aktionäre betrifft. Alles in allem präsentiert sich der Sektor im Vergleich zu anderen schwach.

Telekomsektor gewinnt an der Börse keinen Blumentopf

Telekomsektor gewinnt keinen Blumentopf

Kursentwicklung im Fünfjahresvergleich schwach – Dividenden stehen für 85 Prozent der Gesamtrendite für Investoren

Die Telekom und ihre US-Tochter zählen laut einer Studie von Boston Consulting in den vergangenen fünf Jahren zu den Spitzenreitern in der Branche, was den gesamten Return für die Aktionäre (TSR) betrifft. Alles in allem präsentiert sich der Sektor im Vergleich schwach. Der global marktbreite S&P 1200 kommt auf einen TSR von 13%.

hei Frankfurt

Die globale Telekomindustrie, die sich mit Beginn der kommenden Woche auf ihrer weltgrößten Branchenmesse in Barcelona in Szene setzt, hinkt anderen Sektoren an der Börse weit hinterher. Wie die Boston Consulting Group (BCG) in einer Studie, die der Börsen-Zeitung vorab vorliegt, ermittelt hat, können die 59 untersuchten Telekomfirmen weltweit in den fünf Jahren von 2019 bis 2023 einen annualisierten Total Shareholder Return (TSR) von 6% vorweisen. Das ist zwar mehr als doppelt so viel wie in dem Fünfjahreszeitraum, den BCG vor Jahresfrist vorgestellt hatte, liegt aber weit unter dem Durchschnitt, wenn der sehr marktbreite globale S&P 1200 Index zum Vergleich herangezogen wird. Dieser schaffte von 2019 bis 2023 einen TSR von 13%. Die Telekombranche ist damit auf Platz 31 von 33 der von BCG im Fünfjahresvergleich beobachteten Sektoren.

T-Mobile US und Telekom vorn

Dass die Unternehmen insgesamt trotzdem Wert geschaffen haben, und zwar netto 572 Mrd. Dollar, ist vor allem auf die Dividendenzahlungen zurückzuführen. Die Ausschüttungen belaufen sich in den fünf Jahren auf zusammen 485 Mrd. Dollar und stehen damit für 85% vom Wertzuwachs in dem Sektor. Alle untersuchten Gesellschaften zusammen legten in der Marktkapitalisierung in der Zeit dagegen nur 87 Mrd. Dollar zu. 40% mussten einen Rückgang ihres Börsenwertes hinnehmen.

Bezogen auf den Wertzuwachs liegt die Telekom-Tochter T-Mobile US unangefochten an der Spitze, mit einem Plus in der Marktkapitalisierung von 132 Mrd. Dollar. Dies verschafft zugleich der Telekom ihren zweiten Platz, weil sie die Mehrheit an dem wachstums- und ertragsstarken US-Mobilfunknetzbetreiber hält. Die spanische Cellnex ausgenommen wird die Liste der Top Ten jenseits der Telekom nur von Firmen außerhalb Europas bestückt, darunter den beiden chinesischen Telekomnetzbetreibern China Mobile und China Telecom.

Mit einem Anstieg von 20% beim TSR in fünf Jahren gehört T-Mobile US auch in dieser Kategorie zu den Spitzenreitern, sie liegt hier auf dem dritten Platz hinter der indischen Bharti Airtel und dem kleineren Player Etihad Etisalat. Heraus ragen unter den Top 20 beim TSR auch hier die beiden Tower Companies Cellnex (6) und American Tower (18), die Telekom belegt Rang 11. Auf Platz 13 bemerkenswert gut platziert ist Softbank, die gelegentlich mit Milliardenverlusten aufgrund von Portfolioabschreibungen von sich reden gemacht hat.

Die Telekombranche als Ganzes kämpft vor allem in Europa mit stagnierenden oder teilweise fallenden Erlösen und kann auf ihre kostspieligen Investitionen in Netzinfrastruktur häufig keine angemessene Rendite erzielen. Der europäische Markt ist insbesondere im Vergleich zum US-Markt, wo nur drei große Anbieter operieren, stark fragmentiert. Es gibt in Europa allein über 100 Mobilfunknetze, die von den Unternehmen dringend gewünschte Konsolidierung ist bisher ein äußerst zähes Ringen. Die Spitzenreiter beim Wertzuwachs finden sich unter den Global Playern, die die in der Industrie entscheidenden Skaleneffekte am besten ausschöpfen können. Diese Gruppe, in der die Telekom vor Bharti Airtel und Comcast beim Anstieg der Marktkapitalisierung führt, kommt beim TSR auf einen Durchschnittswert von 7%. Sie macht 20% der Gesamtstichprobe aus, steht aber für 32% vom Wertzuwachs. Deutlich besser als die Netzbetreiber schneiden die Tower Companies ab, mit einem durchschnittlichen TSR von 10%. BCG verweist darauf, dass es insbesondere Cellnex gelungen ist, dem Zinsanstieg zu begegnen, indem der typischerweise hohe Leverage durch Verkäufe zurückgeführt und die Dividende beibehalten wurde.

Insgesamt zeigt sich auch in der Telekombranche eine enge Korrelation zwischen den Fundamentaldaten und dem TSR für Investoren. Unternehmen, die wie Bharti Airtel oder T-Mobile US ein stetiges Wachstum bei Kunden, Umsatz und Gewinnen zeigen, erweisen sich auch für die Aktionäre als am einträglichsten. Um weitere Wertsteigerungen zu erzielen, wird es laut BCG unter anderem darauf ankommen, dass die Firmen KI effektiv nutzen, etwa für eine bessere Kundenbetreuung oder administrative Verschlankung.