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Sorglose Märkte

Die weltweite Staatsverschuldung hat Rekordniveau erreicht. Aber die Märkte gehen damit weiter sorglos um und geben weiter bereitwillig Kredit.

Sorglose Märkte

Staatsverschuldung

Sorglose Märkte

Von Kai Johannsen

Mit 315 Bill. Dollar ist die weltweite Staatsverschuldung im ersten Quartal auf Rekordniveau gestiegen – das geht aus dem neuesten Global Debt Monitor des Institute of International Finance (IIF) hervor. Die weltweite Schuldenquote – eine Messgröße für die Fähigkeit eines Schuldners, seine Schulden auch zurückzahlen zu können – kletterte auf 333% des globalen BIP, nachdem sie drei Quartale in Folge gesunken war. Zurückzuführen ist die Trendwende darauf, dass sich der Dollarwert der weltweiten Verschuldung im Vergleich zum Vorquartal um ca. 1,3 Bill. Dollar erhöht hat. Verantwortlich für den Verschuldungsanstieg ist in erster Linie die Kreditaufnahme in den Schwellenländern, den USA und Japan. Allein in den Emerging Markets erreichte die Verschuldung mehr als 105 Bill. Dollar, ebenfalls Rekord. Deutschland hat auf der Zentralstaatsebene Bund eine am Kapitalmarkt ausstehende Schuld in Form der Bundeswertpapiere von 1,852 Bill. Dollar (Stand 6. Mai).

Und die Staaten können trotz Rekordverschuldungshöhe immer noch weiter Schuldpapiere am Markt platzieren, wie sich an gut gefüllten Orderbüchern bei Anleiheemissionen ablesen lässt. Die Orders liegen bei einzelnen Emissionen ebenfalls fast auf Rekordniveau. Sind die Märkte bzw. die Marktakteure viel zu sorglos, wenn es darum geht, hoch verschuldeten Ländern immer noch weiter Kredit zu geben, indem sie ihnen bereitwillig ihre Anleihen abkaufen? Muss diese Rekordverschuldung und die Fähigkeit, dies noch verkraften zu können, nicht irgendwann mal zu einem Riesenthema für die Kapitalmärkte werden? Ohne Frage wird dies auf Kapitalmarktkonferenzen immer wieder thematisiert und damit auch, wie die Konsequenz aussehen könnte, wenn Marktteilnehmer dann den Stecker ziehen. Wie formulierte es ein Diskussionsteilnehmer auf einem Kapitalmarktforum einmal: „Dann rennen alle zur gleichen Zeit durch die gleiche Tür, und jeder hat einen Riesenkoffer in der Hand“ – voller Anleihen, möchte man hinzufügen. Aber das wird schon seit Jahren thematisiert, zur ernsthaften Sorge ist es an den Märkten bislang nicht geworden. Noch nicht.

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