Studie Allianz Global Investors

Deutschland fehlen neue Technologietreiber

Die Ökonomen der AGI loben die Strategien von Dax-Konzernen und Hidden Champions, halten ihre Position in Wachstumssektoren für stark, vermissen aber neue deutsche Global Player.

Deutschland fehlen neue Technologietreiber

Deutschland fehlen neue Technologietreiber

Allianz lobt aber Erfolgsstrategie von Dax-Konzernen und Hidden Champions – Starke Position in Wachstumssektoren

lz Frankfurt

Im Gegensatz zu vielen anderen Stimmen zur Attraktivität des Standorts Deutschland zeigt sich Allianz Global Investors (AGI) durchaus zuversichtlich, was die Zukunftsaussichten von Unternehmen anbelangt, die in heimischen Gefilden produzieren und investieren. In einem Gespräch verweisen Christoph Berger, CIO Equity Europe, und Thomas Orthen, Senior Portfolio Manager Fondak, auf die zahlreichen weltweit erfolgreichen Dax-Konzerne sowie auf Nischenanbieter und Hidden Champions, die den globalen Strukturwandel für ihre Geschäfte bisher sehr gut nutzen konnten.

Sowohl die alleinige Betrachtung der Dax-Entwicklung als auch das Starren auf die eher gedämpften Wachstumsaussichten der gesamten Volkswirtschaft würde nach Meinung von Berger nicht das ganze Bild zeigen. Der Deutsche Aktienindex (Dax) bilde zwar nur einen kleinen Ausschnitt der Volkswirtschaft ab, er markiere aber auch, was global funktioniere. Viele Unternehmen seien besonders exportstark und erzielten 80% des Umsatzes im Ausland. Und das globale Wirtschaftswachstum sei im vergangenen Jahr mit 3,0% deutlich höher gewesen als das von Deutschland, wo die Wirtschaft leicht geschrumpft ist. Und das gelte auch für das laufende Jahr und die Prognose für 2025.

Umgekehrt sind die Dax-Unternehmen aber auch besonders abhängig von der Weltwirtschaft, wo die Globalisierung gebremst und der regelbasierte Handel (WTO) zurückgedrängt wird, zudem China eine Krise durchmacht. Schon seit längerer Zeit, gibt Berger zu bedenken, seien die deutschen Exporte in das Land nur noch preisbedingt gestiegen, weniger bezogen auf die Menge.

Aber auch in dieser Betrachtung halten die AGI-Ökonomen die Position der deutschen Anbieter für resilient, weil sie Produkte im Portfolio haben, die zum Teil den Standard in der jeweiligen Branche setzen. Zudem überlagere die strukturelle Entwicklung (Elektromobilität, Digitalisierung und erneuerbare Energien) die zyklischen Faktoren, was technologisch für die heimischen Unternehmen spreche.

Orthen verweist auf die Siemens AG, die bei Industriesteuerungen Weltmarktführer sei, oder Nemetschek, die mit digitalen Gebäudezwillingen den Bauprozess beschleunigt, Infineon-Chips würden sich überall in E-Autos, Windkraft, Fotovoltaik und Rechenzentren finden. Auch bei der Dekarbonisierung und dem Übergang zur Wasserstoffwirtschaft mischten viele deutsche Unternehmen an entscheidender Stelle mit.

Allerdings liegt der Fokus weiter auf Industrien der Vergangenheit, weniger auf Zukunftstechnologien wie künstliche Intelligenz (KI). Auf diesem Sektor könnten deutsche Unternehmen Microsoft, Google und Amazon kaum Paroli bieten. Deutschland, so Berger, habe ein Problem bei der Skalierung von Start-ups. Und in den USA sei der heimische Markt größer. Die Hoffnung, dass der europäische Binnenmarkt ähnlich freizügig werde wie der amerikanische, habe sich „leider nicht erfüllt“. Deutschland fehlten insgesamt, so Orthen, neue Branchen, um die sich dann Ökosysteme wie in der Autoindustrie entwickelten mit Zulieferern und Top-Know-how.

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