Erderwärmung

IEA fordert mehr Engagement fürs Klima

Die IEA fordert von den Staaten mehr Engagement im Klimaschutz. Denn die Emissionen steigen und die Naturkatastrophen nehmen zu. Die internationale Kooperation gilt einer neuen Studie zufolge als Schlüssel für die grüne Transformation.

IEA fordert mehr Engagement fürs Klima

IEA fordert mehr Engagement fürs Klima

Bisherige Bemühungen sind laut Studie unzureichend – Regierungen sollen Kooperation für grüne Transformation stärken

ast Frankfurt

Die Internationale Energieagentur mahnt zu mehr internationaler Kooperation im Klimaschutz. Die derzeitigen nationalen Klimaziele reichten bei weitem nicht aus, um die Erderwärmung zu begrenzen. Gerade Investitionen in neue Technologien sollten besser koordiniert werden, heißt es in der neuen Studie.

Die Internationale Energieagentur (IEA) fordert von der internationalen Staatengemeinschaft mehr Engagement im Klimaschutz. Zwar beschleunige sich der Übergang zu sauberer Energie und nachhaltigen Lösungen in vielen Sektoren. Doch die Bemühungen reichen einer am Donnerstag in Paris vorgestellten Studie zufolge bei weitem nicht aus, um die Klimaziele zu erreichen und die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Die Experten sparen in ihrem Bericht nicht mit Kritik und deutlichen Warnungen.

Besonders in den Sektoren Verkehr, Landwirtschaft und Gebäude mahnt die IEA mehr Anstrengung an. Gefragt ist in erster Linie die Politik. Regierungen müssten die Zusammenarbeit bei der Regulierung, der Festlegung von Normen und bei der technischen und finanziellen Unterstützung verstärken, um den Übergang zu einer grünen Wirtschaft zu schaffen. Doch gerade hier haben die IEA-Experten im vergangenen Jahr nur bescheidene Fortschritte erkannt. „Kein Land kann die Klima- und Energieherausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind, im Alleingang bewältigen“, mahnte Fatih Birol, Direktor der IEA.

Und betroffen sind inzwischen immer mehr Staaten. In dem Bericht heißt es: „Auch das vergangene Jahr war von Rekordtemperaturen geprägt, und extreme Wetterereignisse nehmen in vielen Teilen der Welt weiter an Häufigkeit und Intensität zu.“ Auch der jüngste Starkregen mit verheerenden Überschwemmungen am Mittelmeer lässt sich Experten zufolge dem Klimawandel zuordnen. Erdbeben und Überflutungen hatten Anfang der Woche eine humanitäre Katastrophe in Libyen und Marokko ausgelöst.

Geopolitik kein Hindernis

Doch die Emissionen klimaschädlicher Treibhausgase steigen weiterhin an. Zwar hatte die Coronavirus-Pandemie mit ihren weitreichenden Lockdowns und Produktionsstillständen im Jahr 2020 für eine kurze Verschnaufpause gesorgt. Doch schon 2022 überschritten die CO2-Emissionen wieder das Niveau von vor der Pandemie. Immerhin, so hat es das Global Carbon Project, eine Initiative namhafter Klimawissenschaftler aus aller Welt, berechnet, hat sich der Anstieg verlangsamt. Legten die Emissionen in den 2000ern noch um 3% pro Jahr zu, waren es im vergangenen Jahrzehnt nur noch etwa 0,5%. Doch im Einklang mit den selbst gesteckten Zielen steht auch das nicht. Nur bei einer Zusammenarbeit könne die grüne Transformation gelingen. „Wenn wir weiter zögern, erhöhen wir nur die Risiken“, warnte Birol.

Als problematisch erweist sich aus Sicht der IEA insbesondere ein Ungleichgewicht. Investitionen in saubere Energietechnologien sowie emissionsarme Materialien konzentrieren sich vor allem auf die fortgeschrittenen Volkswirtschaften und nicht auf die Länder mit der schnellsten Entwicklung und dem größten Wirtschaftswachstum. Damit legt die IEA den Finger in die Wunde. Die Verhandlungen über internationale Klimaziele wie etwa auf den Klimakonferenzen der Vereinten Nationen werden seit Jahren von Ländern wie China torpediert. Die Volksrepublik pocht auf ihren Status als Entwicklungsland und weist eine größere Verantwortung im internationalen Klimaschutz damit von sich.

Selbst vor dem Hintergrund der derzeitigen „geopolitischen und geoökonomischen Komplexität“ könne eine gezielte Zusammenarbeit „erhebliche Vorteile“ bringen, schreiben die Wissenschaftler. Auf diese Weise könne die Wirkung von Maßnahmen verstärkt werden, die einzelne Länder oder Unternehmen initiieren. Konkret fordert die IEA-Studie, saubere Technologien etwa für alle zugänglicher und erschwinglicher zu machen. So sollten Länder bei der Entwicklung solcher Technologien zusammenarbeiten, was die Innovation beschleunigen könne. Auch sollten gemeinsame Nachfragesignale koordiniert werden, um neue Märkte zu schaffen und stärkere Investitionsanreize zu bieten. Gemeinsam könnten die Länder zudem technische und finanzielle Unterstützung stärken, um den breiteren Einsatz von Lösungen zu erreichen. Und nicht zuletzt gehe es darum, allgemeingültige Normen zu entwickeln, um gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. Kurz gesagt fordert die IEA: Kooperation statt Konkurrenz.

Wertberichtigt Seite 2
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