Festtage

Nicht mal an Weihnachten hat man seine Ruhe

Den Festtagsschmaus lassen sich viele so einiges kosten – in diesem Jahr noch mehr als sonst. Das liegt allerdings an der Inflation.

Nicht mal an Weihnachten hat man seine Ruhe

Von Alexandra Baude, Frankfurt

Mit den Weihnachtsleckereien ist das ja so eine Sache: Kartoffelsalat mit oder ohne Mayo, lieber Zimtsterne oder Vanillekipferl – oder am besten gleich X verschiedene Sorten –, Gänsebraten oder Karpfen? Jeder hat seine Meinung, jede Familie ihre eigene Tradition. Was alle aber eint, ist die Klage, dass alles immer teurer wird.

Und auch wenn man das gar nicht so genau wissen will, gibt es jedes Jahr findige Statistiker, die einem unverblümt aufzeigen, um wie viel tiefer man in die Tasche greifen muss, wenn der Familienklassiker nicht fehlen darf. Das Statistische Bundesamt geht dabei von der umsichtigen Festtagsplanung aus, die mindestens im Oktober beginnt. Denn für diesen Monat ziehen sie den Jahresvergleich, demzufolge die Hauptbackzutat Butter um 55,3% teurer geworden ist. Nicht viel besser sieht es beim Zucker (42,4%), Backpulver & Co (40,3%) oder Mehl (37,8%) aus. Die Preissteigerung bei Eiern von 19,7% wirkt da fast vernachlässigbar. Sofern man nicht im Kopf hat, dass im Oktober die Inflationsrate bei 10,4% lag und sich Nahrungsmittel um 20,3% verteuerten.

Auf Gebackenes ließe sich zur Not ja noch verzichten – was auch mancher Figur guttäte. Ohne Festmahl allerdings wäre Weihnachten echt trübe. Diesbezüglich gibt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) den Spielverderber. Die Traditionsbeilage Kartoffelsalat zum Würstchen kostet im Durchschnitt 23,4% mehr als 2021 – in manchen Regionen Deutschlands sind es sogar 30%. Eine dermaßen hohe Kartoffelpreisinflation hat Wilhelmshaven zu verzeichnen – der Betrag von 6,56 Euro ist allerdings nicht der Spitzenwert. Denn im Landkreis Schwäbisch-Hall werden für die Selbstmachvariante für vier Personen 7,05 Euro fällig. Freuen dürfen sich hingegen die Bewohner des Bodenseekreises. Im vergangenen Jahr hatten sie noch den Spitzenpreis von 6,24 Euro zu berappen, in diesem Jahr sind es zwar immer noch stolze 6,90 Euro, doch der Preisanstieg fällt damit noch moderat aus. Für die Südlichter der Republik hat das IW noch eine gute Nachricht: Die dort heimische Variante mit Essig und Öl kostet im Schnitt 1,03 Euro oder 15% weniger als der Mayo-Zauber. Wer im oberbayerischen Landkreis Mühldorf am Inn wohnt – also definitiv auf Essig-Öl-Territorium – dürfte angesichts des Höchstpreises von 6,13 Euro dennoch neidisch auf das Altenburger Land blicken, wo man trotz Mayo-Komponente mit 5,05 Euro insgesamt am günstigsten satt wird.

Eine andere Rechnung macht Medienberichten zufolge die Social-Investing-Plattform Etoro aus: Mit 66,70 Euro schlägt die zum deutschen Weihnachtsklassiker ausgerufene Gänsebrust mit Beilagen für vier Personen zu Buche. Auch wenn sich der Preis fürs Geflügel binnen Jahresfrist wegen höherer Energie-, Transport und Futtermittelkosten fast verdoppelt hat, ist der in Spanien, Frankreich, USA und Großbritannien verspeiste Truthahn mit Beilagen günstiger als Gans. Am teuersten ist der Vogel dabei in Spanien (60,90 Euro), am günstigsten in UK (32,40 Euro). Mit 25,90 Euro bekommt übrigens der polnische Arbeitnehmer alle satt: 25,90 Euro zahlt er für Sarmale mit Mamaliga (Krautwickel).

8% von fast 4200 Erwerbstätigen machen sich wohl kaum Gedanken um das Festmenü – denn sie müssen auch nach dem gesetzlichen Ladenschluss um 14 Uhr an Heiligabend noch arbeiten, wie eine Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung ergeben hat. Im Gesundheits- und Sozialwesen liegt die Quote gar bei 22%. An Silvester und Neujahr wiederum sind besonders die Beschäftigten im Gastgewerbe – zu 27% bzw. 31% – am Start, um anderen einen stressfreien Jahreswechsel zu ermöglichen, bei dem kein Familienmitglied am Herd stehen muss.