Konjunktur

US-Verbraucher trotzen hohen Preisen

Jüngste Daten machen der US-Notenbank die Entscheidung zur weiteren Straffung nicht leicht: Der Einzelhandel floriert – allerdings auch dank der Spritpreise, die Industrie produziert derweil weniger.

US-Verbraucher trotzen hohen Preisen

det Washington

Ein unerwarteter Anstieg der Umsätze im Einzelhandel hat in den USA etwas Optimismus hinsichtlich des weiteren Konjunkturverlaufs aufkommen lassen. Gleichwohl unterstreichen schwache Zahlen aus der Industrie und der kräftige Anstieg der Einfuhrpreise, dass die Notenbank bei den kommenden Sitzungen ihres Offenmarktausschusses (FOMC) eine schwierige Gratwanderung zu meistern hat.

Wie das Census Bureau des Handelsministeriums berichtete, stiegen die Verkaufserlöse im Einzelhandel im Juni um 1,0% und übertrafen damit leicht das prognostizierte Plus von 0,9%. Getrieben wurde der Umsatzsprung von Tankstellen und dem Gastgewerbe, wo sich die hohen Benzin- und Lebensmittelpreise bemerkbar machten. Experten weisen darauf hin, dass der Anstieg mit Vorsicht zu genießen ist, weil die Zahlen nicht inflationsbereinigt sind. Wie Erik Norland, leitender Ökonom bei der CME Group, feststellt, „legten die Umsätze ohne Autos und Benzin um 0,7% zu, das entspricht genau der Kernrate der Inflation im Juni“. Folglich seien die tatsächlichen Verkaufszahlen wohl unverändert ge­blieben.

Unterdessen sorgte der jüngste Bericht der Notenbank zur Industrieproduktion für eine Enttäuschung. Wie die Fed berichtete, schrumpfte die Produktion im Juni um 0,2%. Im verarbeitenden Gewerbe wurde das zweite Mal in Folge ein Rückgang gemessen. Bankvolkswirte hatten hingegen vorausgesagt, dass die Fertigung leicht steigen würde. Im zweiten Quartal legte die Industrieproduktion annualisiert um 6,1% und die Fertigung im verarbeitenden Gewerbe um 4,2% zu. Der Index der Federal Reserve Bank von New York für das verarbeitende Gewerbe stieg im Juli von minus 1,2 auf 11,1 Punkte und signalisiert immerhin moderates Wachstum.

Ein durchwachsenes Bild zeichneten auch die Einfuhrpreise im Juni. Zwar wiesen die Importpreise erneut eine zweistellige Wachstumsrate auf. Auf Jahressicht verteuerten sich Einfuhren um 10,7%. Der monatliche Anstieg um 0,2% blieb aber hinter dem Anstieg um 0,7% zurück, mit dem Ökonomen im Durchschnitt gerechnet hatten. Als positiv heben Experten außerdem hervor, dass ohne Berücksichtigung der schwan­kungsanfälligen Treibstoffpreise die Einfuhren sogar den zweiten Monat in Folge billiger waren.

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