ZEW-Konjunkturbarometer

Zuversicht in der deutschen Wirtschaft

Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft werden derzeit durchaus kontrovers diskutiert. Die Konjunkturzuversicht unter deutschen Finanzexperten hat im Februar aber überraschend zugenommen – und das sogar deutlich.

Zuversicht in der deutschen Wirtschaft

ms Frankfurt

Die Konjunkturzuversicht unter deutschen Finanzexperten hat im Februar überraschend zugenommen – und das sogar deutlich. Grund für den unerwarteten und starken Anstieg der entsprechenden ZEW-Konjunkturerwartungen ist insbesondere die Aussicht auf Lockerungen der Corona-Restriktionen. Der Indikator war zuletzt allerdings vergleichsweise schwankungsanfällig – worin sich die große Unsicherheit infolge der Pandemie widerspiegelt. Im ersten Quartal dürfte die deutsche Wirtschaft wohl in jedem Fall deutlich schrumpfen.

Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft werden derzeit durchaus kontrovers diskutiert. Die meisten Volkswirte erwarten angesichts sinkender Infektionszahlen und zunehmender Impfungen baldige Lockerungen des Lockdowns und eine dann starke Erholung der Konjunktur. Dagegen warnte DIW-Chef Marcel Fratzscher unlängst im Interview der Börsen-Zeitung vor zu viel Optimismus, weil die Wirtschaft den größten Teil des Jahres mit Restriktionen werde leben müsse (vgl. BZ vom 9. Februar). Tatsächlich agiert die Politik vorsichtig, auch wegen der Angst vor den Corona-Mutanten.

Die monatlich vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) befragten Finanzanalysten ficht das aber nicht an. Das Barometer für die Konjunkturerwartungen stieg im Februar um 9,4 Punkte auf 71,2 Zähler, wie das ZEW am Dienstag mitteilte. Das ist der dritte Anstieg in Folge und der höchste Wert seit September 2020. Ökonomen hatten hingegen mit einem Rückgang auf 59,6 Zähler gerechnet. Die Einschätzung der konjunkturellen Lage verschlechterte sich dagegen noch einmal geringfügig auf −67,2 Punkte.

„Die Finanzmarktexpertinnen und -experten schauen optimistisch in die Zukunft. Sie sind zuversichtlich, dass die deutsche Wirtschaft auf Sicht von sechs Monaten wieder auf Wachstumskurs sein wird“, kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach die aktuellen Erwartungen: „Vor allem bei Konsum und Handel wird ein deutlicher Aufholprozess erwartet.“ Viele Verbraucher haben viel Geld gespart, das künftig zusätzlich für den Konsum genutzt werden könnte.

Das ZEW-Barometer, das eigentlich als guter Frühindikator für die Konjunktur, schwankt derzeit aber relativ stark. In den Sommermonaten 2020 ging es kräftig nach oben, dann wieder nach unten, und nun gibt es wie bereits zum Jahresende eine Erholung. „Hinter dem Auf und Ab steckt unter anderem eine große Portion Unsicherheit“, sagte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank: „Viele Fragen sind offen: Kommt es noch zu einer größeren Pleitewelle? Wie schwer wiegt der Strukturwandel in der Automobilwirtschaft? Ist die Lage im verarbeitenden Gewerbe tatsächlich so gut?“ Generell überwiege aber die Hoffnung auf eine rasche Erholung der Wirtschaft.

Im ersten Quartal dürfte die deutsche Wirtschaft aber wegen des anhaltenden und zwischenzeitlich verschärften Lockdowns sehr wohl noch einmal spürbar schrumpfen. Viele Beobachter gehen von einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um rund 2% aus. DIW-Chef Fratzscher erwartetet dagegen ein Minus von mindestens 3%.

Mit der dann später erwarteten Erholung einher gehen auch höhere Inflationserwartungen. Der ZEW-Inflationsindikator legte im Februar um 15,3 Punkte zu – auf 73,5 Zähler. Die Frage, inwieweit perspektivisch eine höhere Inflation droht, treibt derzeit viele Marktakteure um.