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Goldene Zeiten für Rückversicherer

Der Ausblick von Munich Re zeigt, dass die goldene Zeit für den größten Rückversicherer der Welt andauert. Doch irgendwann ist die Party zyklusbedingt vorbei. Dafür sind zwei Indikatoren entscheidend.

Goldene Zeiten für Rückversicherer

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Goldene Zeiten

Von Stefan Kroneck

Neun Tage vor Heiligabend hat die Munich Re die Anleger mit einem Kursplus von zeitweilig 1,7% nur kurz in eine weihnachtliche Vorfreude versetzen können. Zum Wochenschluss besänftigte der größte Rückversicherer der Welt die Investoren mit soliden Fundamentaldaten, nachdem tags zuvor die Aktie mit −5,7% den größten Tagesverlust seit langem verzeichnet hatte.

Wachsende Unsicherheit

Die erhöhte Volatilität ist Zeichen einer wachsenden Unsicherheit des Marktes, in welche Richtung das Papier geht. Die Aktie befindet sich seit Mitte 2022 im Höhenflug. Seit Anfang dieses Jahres gewann der Anteilschein 30% an Wert. Dieser Tage erreichte Munich Re erstmals die Schwelle von 400 Euro – ein Allzeithoch.

Angesichts dieser Entwicklung könnten Pessimisten meinen, dass Munich Re an der Börse kaum noch Luft nach oben hat. Optimisten könnten dagegenhalten mit Verweis auf die gute operative Lage der Rückversicherer im Allgemeinen und des Marktführers im Besonderen.

So gut wie nie zuvor

In der Tat geht es den Rückversicherern derzeit so gut wie nie zuvor seit dem Ende des langen Zinstiefs. Die Kapitalanlagerenditen steigen. Zugleich knallen für die Anbieter von Deckungen gegen Naturkatastrophenschäden die Sektkorken. Seit einigen Jahren gehen die Preise auf breiter Front durch die Decke. Die von Munich Re abgegebene Prognose für 2024 signalisiert, dass diese günstige Situation andauert. Der Markt bleibt „hart“, wie es im Fachjargon heißt.

Hinzu kommt das Wetterphänomen El Niño, welches tendenziell dafür sorgt, dass die tropischen Wirbelstürme im Nordatlantik milder verlaufen als üblicherweise. Davon profitierte Munich Re in diesem Jahr. Der Wetterzyklus könnte auch 2024 für Rückenwind sorgen. Die Profitabilität steigt. Das spiegelt sich in wachsenden Dividenden wider, was die Herzen der Aktionäre höher schlagen lässt. Es sind goldene Zeiten für die Branche.

Irgendwann ist die Party vorbei

Doch die Party hat irgendwann auch mal ein Ende. Doch wann? Das gleicht einem Blick in die Glaskugel. Es gibt aber zwei Indikatoren, die zu beachten sind. Erstens: die Leitzinsen. Wechseln die führenden Notenbanken der Welt von einer straffen wieder zu einer lockeren Geldpolitik, dämpft das die Margen der Rückversicherer. Zweitens: der Branchenzyklus. Der Preisschub ist vorbei, wenn die Nachfrage nicht mehr das Angebot übersteigt. Das erzeugt ebenfalls Margendruck. Doch angesichts des Klimawandels bleibt der Bedarf nach Rückversicherungen auch künftig strukturell hoch. Munich Re muss sich daher keine Sorgen machen um ihr Geschäftsmodell.

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