Zooplus

Kampfansage

Der Finanzinvestor Hellman & Friedman hat sein Angebot für Zooplus kräftig erhöht – und einen Kurssprung ausgelöst. Doch sollten die anderen Bieter ihre Offerten zurückziehen, könnte die Blase platzen.

Kampfansage

Im Bieterwettstreit um Zooplus dringt Hellman & Friedman auf eine rasche Entscheidung für sich. Denn anders kann man sich den forschen Schritt des US-Finanzinvestors nicht erklären, binnen eines Monats die Übernahmeofferte für den Münchner Online-Tierbedarfshändler deutlich um fast ein Fünftel zu erhöhen. Das gleicht einer Kampfansage an die Konkurrenten, die ebenfalls um den MDax-Aufsteiger buhlen.

Ob das nachgebesserte Angebot die Private-Equity-Adressen EQT und KKR aus der Reserve lockt, bleibt zunächst offen. Zu erwarten ist, dass das Duo allein schon aus taktischen Gründen nicht gleich Gegenofferten nachreichen wird. Angesichts des erneuten Kurssprungs der Zooplus-Aktie, den die Nachricht zum Wochenauftakt auslöste, wird aber im Markt spekuliert, dass das Gefecht um das Unternehmen in eine weitere Runde gehen könnte. Am Montag notierte der Titel mit zeitweise 475 Euro bereits deutlich über dem nachgebesserten Kaufgebot von 460 Euro. Für manchen ist also weiter Kursfantasie drin.

Diese Blase könnte aber platzen, sollten sich EQT und KKR zurückziehen. Bislang haben die beiden Häuser ohnehin keine Offerte abgegeben. Allein die Markterwartung, dass etwas nachkommen könnte, trieb das Papier von Zooplus zu neuen Höchstständen. In Bezug auf die Bewertung des Unternehmens dürfte aber längst das Ende der Fahnenstange erreicht sein. Der von Hellman & Friedman offerierte Kaufpreis entspricht zwar „nur“ dem 1,6-Fachen des für 2021 erwarteten Jahresumsatzes, aber mehr als dem 80-Fachen (!) des prognostizierten unteren Endes der Bandbreite für das operative Konzernergebnis (Ebitda). Damit operiert die Bieterin in der Kategorie Mondpreise. Denn die E-Commerce-Branche gehört nicht zu den Bereichen, in denen die Margen wie Bäume in die Höhe wachsen. Für Zooplus sind einstellige Umsatzrenditen Standard.

Die Finanzinvestoren sind dennoch bereit, solche Preise zu zahlen. Denn erstens sitzen die Adressen auf sehr viel Geld, welches angelegt werden muss. Zweitens gehört Zooplus in Europa auf ihrem Gebiet zu den Vorreitern, schließlich ist das Geschäft mit Tierbedarf noch sehr stationär geprägt. Ein Blick in die USA genügt, um eine Vorstellung darüber zu bekommen, wohin die Reise geht.

Ungeachtet dieser Wachstumschancen steht schon fest, wer den großen Reibach in diesem Kampf um Zooplus macht. Es sind die Anteilseigner – sprich eine Reihe von institutionellen Investoren und der dreiköpfige Vorstand. Diese werden 13 Jahre nach dem Börsengang Kasse machen.

(Börsen-Zeitung,

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