KommentarGewerbeimmobilien

Nach Wework-Insolvenz droht Flächenbrand am Büromarkt

Die Büroplattform Wework kann nach ihrer Insolvenz einseitig Mietverträge aufkündigen. Für Vermieter von Gewerbeimmobilien kommt die Entwicklung zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt.

Nach Wework-Insolvenz droht Flächenbrand am Büromarkt

Wework

Stichflamme am Büromarkt

Von Alex Wehnert

Die Wework-Insolvenz droht den Flächenbrand bei Gewerbeimmobilien anzufachen.

Die Insolvenz des Bürovermieters Wework ist eine Stichflamme, die ein besonders helles Licht auf die Krise am Gewerbeimmobilienmarkt wirft. Und wiewohl die Flucht des einst wertvollsten US-Start-ups in den Gläubigerschutz mitnichten überraschend kommt, hat sie doch das Potenzial, den Flächenbrand im Sektor anzufachen.

Schließlich lechzten Vermieter lange danach, Wework für ihre Immobilien zu gewinnen – die Firma stieg zum größten Einzelmieter in London und New York auf. In der US-Metropole beanspruchte das Unternehmen laut dem Immobilienberater Savills 2023 zeitweise mehr als 60% der gesamten Coworking-Fläche. Doch die Expansion bescherte ihm zahlreiche unprofitable Standorte, für die es teure und langfristige Mietverträge geschlossen hatte.

Bereits 2019 machten Zweifel am Geschäftsmodell ein IPO zunichte, 2021 ging das Start-up zu einer deutlich reduzierten Bewertung doch noch an die Börse. Infolge der Corona-Pandemie brach die Nachfrage nach Büroraum indes ein, zugleich rang Wework mit einem gewaltigen Cashburn. Mietzahlungen und der Zinsdienst fraßen zuletzt rund 80% der Jahreserlöse auf.

Für Vermieter verändert die Insolvenz alles

Zwar haben sich zahlreiche Vermieter seit 2019 auf Neuverhandlungen von Konditionen eingelassen, um die Büroplattform zu stützen. Die Insolvenz verändert für sie aber alles. Denn Wework kann Mietverträge in den USA und Kanada nun einseitig aufkündigen – eine Option, von der das Unternehmen in 50 bis 100 Fällen kurzfristig Gebrauch machen will. Andere Verträge will das Start-up vor einer neuen Drohkulisse gegenüber Vermietern neu aushandeln.

Für Gewerbeimmobilieneigner kommt dies zum schlechtesten denkbaren Zeitpunkt. Denn auch nach der Corona-Hochphase kehren die Arbeitnehmer kaum in die Büros zurück. Laut dem Datendienst Kastle ist die Belegungsquote im Durchschnitt zehn führender Metropolen im Oktober wieder auf 50% gefallen. Die Liquiditätssituation der Vermieter ist damit äußerst angespannt. Und über die nächsten drei Jahre müssen Gewerbeimmobilienkredite über rund 1,5 Bill. Dollar zu deutlich teureren Konditionen refinanziert werden.

Viele Vermieter werden mit Wework derweil hart um ausstehende Mietzahlungen kämpfen müssen. Dies bedeutet rechtliche Verfahren mit ungewissem Ausgang, und das in einer der schwierigsten Marktphasen seit Jahrzehnten. Derweil ist unklar, wie es mit dem Büroportfolio von Wework außerhalb Kanadas und der USA weitergeht, das nicht vom Insolvenzverfahren betroffen sein soll. Allein die Unsicherheit darüber dürfte ausreichen, um auch im internationalen Gewerbeimmobilienmarkt neue Stichflammen auflodern zu lassen.