Route du Rhum

Sündhaft teure Regattateilnahme

Der verschobene Startschuss für die Einhand-Regatta Route du Rhum soll Mittwoch erfolgen. Die Teilnahmegebühren und Versicherungsprämien für die 138 gemeldeten Rennyachten sind seit 2018 deutlich gestiegen.

Sündhaft teure Regattateilnahme

Alles war vorbereitet, die strategisch besten Plätze zum Verfolgen des Starts zumindest auf dem Papier ausgekundschaftet. Doch aus dem Sonntagsausflug zum Beginn der Route du Rhum bei Saint-Malo wurde nichts. Der eigentlich für den 6. November geplante Startschuss für die Einhand-Regatta, bei der es von der Bretagne aus quer über den Atlantik nach Guadeloupe geht, musste wegen schlechter Wetterbedingungen auf Mittwoch verschoben werden – zur Erleichterung der 138 Skipper. Sie wären sonst in ein kollektives Gemetzel gestartet, sagt Teilnehmer Sébastien Rogues. Denn die Boote wären sonst mitten in eine große Sturmfront gesegelt, ohne Möglichkeit, Schutz zu finden.

Neben der Sturmwarnung habe ein anderer Aspekt mit dazu beigetragen, dass der Start zum ersten Mal in der 44-jährigen Geschichte der alle vier Jahre stattfindenden Regatta habe verschoben werden müssen, berichtet die Regionalzeitung „Le Télégramme“. Allerdings spreche kaum jemand darüber. Die Skipper hätten oft Mühe, ihre Boote versichern zu lassen. Es gebe nur noch wenige Versicherungen auf dem Markt für Hochsee-Regatten. Und die würden inzwischen eine Prämie in Höhe von 10% des Wertes des Bootes berechnen, während es 2018 noch 6% gewesen seien. Für einen Trimaran der Klasse Ocean Fifty, der neu 3,5 bis 4 Mill. Euro kostet, fallen damit 350000 bis 400000 Euro an, für eine 6 bis 7 Mill. Euro teure Imoca-Yacht oder einen 15 Mill. Euro teuren Ultim-Trimaran entsprechend mehr.

Laut „Le Télégramme“ sind Dreiviertel der Teilnehmer, zu denen auch der Hamburger Boris Herrmann und die Deutsch-Französin Isabelle Joschke gehören, beim Spezialversicherer Pantaenius versichert, während fünf Ocean-Fiftys-Verträge mit Adrien Hardy geschlossen hätten. Hardy hat einen motorisierten Trimaran, mit dem er in Seenot geratene Rennyachten rettet. Entweder schleppt er sie ab oder er hilft, gekenterte Trimarane wieder aufzurichten, die dann mit Hilfe eines Kite-Segels aus eigener Kraft den nächsten Hafen ansteuern können, was die Kosten der Rettung erheblich reduziert. Ein solches Kite-Segel darf nur benutzt werden, wenn der Teilnehmer zuvor aufgegeben hat. Die Kosten für die Rettung einer Rennyacht betragen rund 20% des Neupreises, die Reparaturen etwa 10%. In der Regel werden jedoch bei Hochsee-Regatten in Seenot geratene Yachten nach Bergung der Besatzung nicht gerettet.

Die Route du Rhum, an der diesmal sieben Skipperinnen teilnehmen, bleibt nicht nur professionellen Regatta-Seglern vorbehalten, sondern auch Teilnehmern mit kleineren Budgets von 200000 Euro. Darin sind die Kosten für den Bau oder Kauf des Bootes nicht mit inbegriffen. Das Budget der teilnehmenden Ultim-Trimarane liegt bei schätzungsweise 3 Mill. Euro pro Jahr. Die im Vergleich zur letzten Route du Rhum 2018 um 10% bis 25% gestiegenen Teilnahmegebühren betragen für einen Ultim-Trimaran 80000 Euro, für eine Imoca-Yacht 25000 Euro, für einen Ocean-Fifty-Trimaran 15000 Euro, für eine Class-40-Yacht 10000 Euro und für die beiden Klassen Rhum Mono und Rhum Multi je 6600 Euro. Insgesamt haben die Organisatoren damit 2,5 Mill. Euro an Startgebühren kassiert – knapp 1 Mill. Euro mehr als 2018.

Selbst wenn den Teilnehmern der Sieg in ihrer Klasse gelingen sollte, deckt das Preisgeld dafür zumindest bei den Ultims nicht die Einschreibegebühren, da es gerade mal 64000 Euro beträgt. Dafür ist dem Sieger der Klasse, die bereits sieben Tage nach dem Start in Guadeloupe erwartet wird, die größte Aufmerksamkeit der Medien sicher. Beobachter fragen sich bereits, ob es wie 2018 kurz vor dem Ziel erneut zu einem Duell zwischen Francis Joyon, dem Überraschungssieger, und François Gabart kommen wird. Als größter Favorit gilt jedoch Charles Caudrelier.

In der Imoca-Klasse, bei der 37 Boote gemeldet sind, werden auch Boris Herrmann gute Chancen eingeräumt, einen der ersten zehn Plätze zu ersegeln. Dem Sieger der Imoca-Klasse winken 45000 Euro, während sich in der Class 40 die zwölf der 55 Skipper, die als Erstes ins Ziel kommen, 55000 Euro teilen müssen. Der Sieger der Rhum-Mono-Klasse bekommt 7392 Euro und der der Rhum-Multi-Klasse 8 448 Euro.

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