Automarkt

Zweigeteiltes Bild

Der deutsche Automarkt zeigt zwar weiter Schwächen im Neugeschäft, doch die deutschen Autohersteller können das dank gestiegener Verkaufspreise auf dem Weltmarkt kompensieren.

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Die Jahresstatistik des Kraftfahrt-Bundesamtes spricht Bände: Statt sich zu erholen, hat sich der deutsche Automarkt 2021 noch weiter vom Vorkrisenniveau des Jahres 2019 entfernt. Mit einem Rückgang bei den Pkw-Neuzulassungen von über 10% auf 2,62 Millionen Einheiten fällt die Bilanz der Flensburger Behörde für die größte EU-Volkswirtschaft ernüchternd aus.

Das sind rund 300000 Fahrzeuge weniger als im ohnehin schwachen Jahr 2020, welches von der Corona-Pandemie stark geprägt war. Zur Erinnerung: Die Autobranche ging ursprünglich für 2021 von einem Plus von 8% auf 3,15 Millionen Neuwagen aus nach einem Minus von einem Fünftel im vorherigen Berichtsturnus.

Doch der anfängliche Zweckoptimismus der Autolobbyisten verflog, als sich herausstellte, dass die Chipknappheit länger anhält als erwartet. Der Verband der Automobilindustrie musste seine Prognosen kappen. Die Lieferengpässe vor allem bei den dringend benötigten Halbleitern trugen dazu bei, dass der deutsche Automarkt das zweite Jahr in Folge nach Ausbruch der Seuche spürbar schwächelte.

Dennoch zeigen die deutschen Autohersteller ein zweigeteiltes Bild. Zwar konnten BMW, Daimler und Volkswagen aufgrund des Chipmangels weniger produzieren als geplant, doch manchem gelang es, mit Hilfe einer geschickten Beschaffung mit dem Problem besser umzugehen als die Konkurrenz, wie das Beispiel BMW zeigt. Das trug dazu bei, dass der Münchner Autobauer trotz der Widrigkeiten nach eigenen Angaben 2021 in Bezug auf das weltweite Geschäft einen firmeneigenen Rekordabsatz verzeichnete und in seiner Kernmarke erstmals seit 2015 Mercedes wieder die Rücklichter zeigte.

Hinzu kommt, dass insbesondere die Hersteller hochpreisiger Modelle die Schwäche im Heimatmarkt bilanziell besser kompensieren können als Volumenhersteller. Denn die Chipknappheit trifft auf eine wachsende Nachfrage. Das führt zu steigenden Preisen bei Neu- und Ge­brauchtwagen. Das treibt die Margen von BMW und Daimler. Denn beide Unternehmen verbauen die Mangelware Mikrochips bevorzugt in SUVs und große Limousinen, also in Modelle, mit denen sie hohe Deckungsbeiträge erwirtschaften.

Für das angelaufene Jahr 2022 zeichnete sich ab, dass dieses zweigeteilte Bild in der Autoindustrie anhält. Denn die weltweiten Lieferengpässe bei Chips dauern an. Erst für die zweite Jahreshälfte rechnet man in der Branche damit, dass sich die Lage entspannt. Für eine deutliche Erholung des deutschen Automarktes 2022 wird das aber nicht reichen.

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