Energiemarkt

Russland stoppt Gas­lieferung über Jamal-Pipeline nach Deutschland

Russland hat für den Dienstag seine Gaslieferungen nach Deutschland über die Pipeline Jamal-Europa eingestellt. Als Ursache führt das Land kommerzielle Gründe an. Die Entscheidung habe nichts mit dem Streit über Nord Stream 2 zu tun.

Russland stoppt Gas­lieferung über Jamal-Pipeline nach Deutschland

Mitten im Winter hat Russland seine Gaslieferungen nach Deutschland durch die Pipeline Jamal-Europa gestoppt. Nachdem die Lieferung in den vergangenen Tagen bereits stark abgenommen hatte und für kurze Zeit komplett stillstand, wurde das Gas am Dienstag in die entgegengesetzte Richtung gepumpt – von Deutschland nach Polen. Wie der deutsche Netzwerk-Betreiber Gascade erklärte, werde das Gas von der Verdichterstation Mallnow in Brandenburg für den Rest des Tages nach Osten geleitet. Der Gaspreis ist wegen der nach den Corona-Shutdowns anziehenden Wirtschaft in den vergangenen Wochen Tagen stark gestiegen.

Russland erklärte, die Umkehrung der Gaslieferung sei eine rein kommerzielle Entscheidung und habe nichts mit Politik und den Streitigkeiten um die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 zu tun. Aus Polen hieß es, der russische Gaslieferant Gazprom erfülle seine vertraglichen Verpflichtungen. Die nach Osten gerichteten Lieferungen seien von Polen beauftragt worden. Von Gazprom war zunächst kein Kommentar zu erhalten.

Schon in den vergangenen Monaten kam über die Jamal-Pipeline weniger Gas nach Deutschland als üblich. Anfang November war das Gas schon einmal für ein paar Tage in die entgegengesetzte Richtung gepumpt worden.

Die Gaspipeline Jamal-Europa führt von der Jamal-Halbinsel in Sibirien durch Russland, Belarus und Polen nach Deutschland. Sie wurde 1999 fertiggestellt und wird seit Mitte der 2000er Jahre mit einer Kapazität von 33 Milliarden Kubikmeter pro Jahr betrieben. Zudem gibt es noch die Pipeline Nord Stream 1, die seit rund zehn Jahren Gas durch Unterwasser-Leitungen direkt von Russland nach Deutschland pumpt. Die umstrittene Pipeline Nord Stream 2, die ebenfalls durch die Ostsee verläuft, ist fertiggestellt, hat aber noch keine Genehmigung. Sie könnte im kommenden Sommer in Betrieb gehen.

Kritiker von Nord Stream 2 fürchten eine starke Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas. Dies wird vor allem vor dem Hintergrund des Konflikts Russlands mit der Ukraine kritisch gesehen. Deutschland und die Europäische Union (EU) fordern vom russischen Präsidenten Wladimir Putin eine Deeskalation in der Region. Politiker werfen Russland vor, wegen der politischen Konflikte Gaslieferungen nach Europa zu verzögern. Russland und Gazprom weisen dies zurück.