ArcelorMittal

Der Sohn kommt ans Ruder

Der weltgrößte Stahlkonzern ArcelorMittal steht vor einem Führungswechsel. Der Vater übergibt an seinen Sohn. Lakshmi Mittal (70) zieht sich auf den Posten des Executive Chairman zurück und wird künftig nur noch den Verwaltungsrat des Unternehmens...

Der Sohn kommt ans Ruder

Von Antje Kullrich, Köln

Der weltgrößte Stahlkonzern ArcelorMittal steht vor einem Führungswechsel. Der Vater übergibt an seinen Sohn. Lakshmi Mittal (70) zieht sich auf den Posten des Executive Chairman zurück und wird künftig nur noch den Verwaltungsrat des Unternehmens leiten. Den CEO-Posten gibt er an seinen Sohn Aditya Mittal (45) ab.

Lange vorbereiteter Übergang

Es ist ein lange vorbereiteter Wechsel und schon vor Jahren angekündigter Schritt. Aditya Mittal, Sohn des einst reichsten Briten, hat sich auf die operative Führung des globalen Konzerns mit Hauptsitz in Luxemburg mehr als zwei Jahrzehnte lang vorbereitet. Der Manager, der an der renommierten Wharton Business School in Pennsylvania studiert hat und im Investment Banking von Credit Suisse seine ersten Berufserfahrungen machte, stieg 1997 in das Familienunternehmen ein. Seine erste Aufgabe war es, das IPO der damals als Ispat International firmierenden Stahlaktivitäten in New York über die Bühne zu bringen. Aditya war im Jahr 2006 im Alter von gerade mal 30 Jahren auch einer der Treiber der Fusion von Mittal Steel mit Arcelor, die den kombinierten Konzern an die Weltspitze in der Branche katapultierte, aber gleichzeitig auch mit Schulden überhäufte. Der Vater von zwei Töchtern ist derzeit Finanzvorstand von ArcelorMittal und CEO des Europa-Geschäfts. Seine Frau Megha (44), die er an der Uni kennenlernte, ist ebenfalls Unternehmerin und Investorin. Sie hatte 2009 die Luxusmodemarke Escada nach deren Insolvenz gekauft. Ende 2019 hatte sie das Unternehmen an einen Finanzinvestor weiterveräußert.

Atemberaubende Karriere

Ihr Schwiegervater Lakshmi, der 1950 im indischen Bundesstaat Rajasthan als Sohn einer Unternehmerfamilie zur Welt kam, wurde nach seinem Studium in Kalkutta von seiner Familie 1976 mit der Sanierung eines maroden indonesischen Stahlwerks beauftragt. Von dort startete er eine gewaltige Expansion mit dem Erwerb von Stahlwerken in Mexiko, den USA, Deutschland (Hamburger Stahlwerke), Kasachstan und zahlreichen osteuropäischen Ländern, die 2006 in der feindlichen Übernahme des Wettbewerbers Arcelor gipfelte.

Mittal gehören heute noch rund 36% an dem Stahlkonzern, der gestern unerwartet hohe Gewinne be­kannt gab. ArcelorMittal stehe gut da, kommentierte Lakshmi Mittal. „Nachdem wir diverse wesentliche strategische Ziele erreicht haben, ist jetzt der richtige Moment für den Wechsel an der Spitze.“ Er habe in den vergangenen 23 Jahren sehr eng mit seinem Sohn zusammengearbeitet. Mittal, der auch dem Verwaltungsrat von Goldman Sachs angehört, attestierte Aditya das richtige Gespür dafür, wie sich der Konzern transformieren müsse, um die weltweit führende Stellung zu behaupten.

Dividende für den Milliardär

Die am Donnerstag angekündigte Rückkehr von ArcelorMittal zu einer Dividendenzahlung von 0,30 Dollar wird auch die Familienkasse weiter füllen. Die Mittals leben seit vielen Jahren in London, wo sie ein Anwesen in den exklusiven Kensington Palace Gardens besitzen, das sie einst für nahezu 130 Mill. Euro von Formel-1-Chef Bernie Ecclestone erworben haben. Auf der Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt wird Lakshmi Mittal derzeit „nur“ auf Rang 161 geführt. Vor der Finanzkrise 2009 galt er noch als drittreichster Mann weltweit.