Berkshire Hathaway

Greg Abel soll Buffetts Nachfolger werden

Über die Nachfolge des mittlerweile 90 Jahre alten Starinvestors Warren Buffett an der Spitze des amerikanischen Konglomerats Berkshire Ha­thaway wurde an der Wall Street seit Jahren heftig spekuliert. Jetzt hat Buffett das Geheimnis gelüftet. „Die...

Greg Abel soll Buffetts Nachfolger werden

Von Norbert Kuls, New York

Über die Nachfolge des mittlerweile 90 Jahre alten Starinvestors Warren Buffett an der Spitze des amerikanischen Konglomerats Berkshire Ha­thaway wurde an der Wall Street seit Jahren heftig spekuliert. Jetzt hat Buffett das Geheimnis gelüftet. „Die Verwaltungsräte sind sich einig, dass Greg übernehmen würde, falls mir heute Abend etwas zustoßen würde“, sagte Buffett am Montag dem Wirtschaftssender CNBC. „Greg“ ist Greg Abel (59), der schon jetzt – mit Ausnahme des Versicherungsgeschäfts – für das Sammelsurium Dutzender Tochtergesellschaften von Berkshire verantwortlich ist, zu denen Großkonzerne wie die Frachteisenbahngesellschaft BNSF oder kleinere Firmen wie der Süßwarenhändler See’s Candies gehören.

Fürs Versicherungsgeschäft, da­run­ter der große US-Autoversicherer Geico, ist Ajit Jain, ein Cousin des ehe­maligen Deutsche-Bank-Vorstandschefs Anshu Jain, verantwortlich. Ajit Jain (69) würde den Berkshire-Vorstandsvorsitz übernehmen, falls Abel etwas zustoßen sollte, so Buffett. Ausschlaggebender Faktor für Abel schien sein Alter ge­wesen zu sein. „Beide sind wunderbare Kerle“, sagte Buffett. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand noch ei­ne 20 Jahre lange Laufbahn vor sich hat, mache aber einen „echten Unterschied“.

Dass Abel und Jain zu den potenziellen Nachfolgern gehörten, war spätestens klar, als Buffett die beiden Anfang 2018 befördert und ihnen die Verantwortung über ihre jeweiligen Geschäftsbereiche übertragen hatte. Gleichwohl lautete die Sprachregelung zur Nachfolgeregelung nur, dass der Verwaltungsrat den potenziellen Nachfolger Buffetts bestimmt habe. Namen wurden nie genannt.

Abel und Jain spielten bei der Hauptversammlung von Berkshire am vergangenen Samstag erstmals größere Rollen. Beide saßen zusammen mit Buffett und seinem langjährigen Geschäftspartner Charlie Munger (97) auf der Bühne der wegen der Corona-Pandemie zum zweiten Mal virtuell abgehaltenen Veranstaltung. Abel sprach über Investitionen in erneuerbare Energien, Jain über seinen Unwillen, eine potenzielle Mars-Mission von Elon Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX zu versichern. Buffett und Munger hatten in den vergangenen Jahren den stundenlangen Frage-und-Antwort-Marathon mit den Aktionären immer nur zu zweit bestritten.

Zu den Hauptversammlungen waren vor der Pandemie regelmäßig 40000 Aktionäre in Buffetts Heimatstadt Omaha im Bundesstaat Nebraska gepilgert, wo Berkshire den Hauptsitz hat. Die Pandemie hatte im vergangenen Jahr für einen Bruch mit dieser Tradition gesorgt und Abel erstmals stärker ins Rampenlicht gerückt. Weil Munger, der in Kalifornien lebt, wegen der Pandemie nicht nach Omaha fliegen wollte und Jain aus dem gleichen Grund in New York blieb, saß im vergangenen Jahr einzig Abel neben Buffett.

Abel, der auch den in Iowa ansässigen Stromversorger Berkshire Ha­thaway Energy führt, wohnt nur zwei Autostunden von Omaha entfernt. Damit wird er wohl nicht wie Buffett zu einem zweiten „Orakel von Omaha“. Kenner von Berkshire halten den Manager wegen seiner bodenständigen Art und seines Geschäftssinns aber trotzdem für einen zweiten Buffett. Die Distanz zur Wall Street, die Buffett gepflegt hat, bringt Abel auch mit. Er stammt aus Kanada, studierte an der University of Alberta und arbeitete zunächst als Wirtschaftsprüfer. 1992 kam er zum kalifornischen Stromversorger Calenergy, der Teil der Energiesparte von Berkshire ist.

Munger hatte auf der Hauptversammlung einen offenbar unbeabsichtigten Hinweis auf den Nachfolger gegeben. „Greg wird die Kultur bewahren“, sagte Munger, als es um die traditionell dezentrale Führung von Berkshire ging. Buffett schien einen Moment aus dem Konzept gekommen – und setzte den heiß gelaufenen Spekulationen mit seinem CNBC-Interview ein Ende. Eine Frage blieb trotzdem offen: der Zeitpunkt des Wechsels. Buffett macht trotz der klar gewordenen Nachfolgeplanung nämlich keine Anstalten, die Führung aus der Hand zu geben.

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