Familienkonzern

Haniel-Chef muss gehen

Thomas Schmidt, der seit Mitte 2019 die Geschicke von Haniel lenkte, verlässt den Traditionskonzern in Bälde. Es gab Streit über den strategischen Kurs. Was dahintersteckt.

Haniel-Chef muss gehen

Haniel trennt sich
von Thomas Schmidt

Von Annette Becker, Frankfurt

Thomas Schmidt, der seit Mitte 2019 die Geschicke des Familienkonzerns Haniel lenkt, scheidet in Kürze aus der Geschäftsführung des Traditionskonzerns aus. Der Aufsichtsrat und Schmidt hätten sich einvernehmlich gegen eine Verlängerung des im Juni 2024 auslaufenden Vertrags entschieden, teilte Haniel mit. Vor diesem Hintergrund werde der Manager seine Tätigkeit vorzeitig niederlegen.

Zu welchem Termin der 53-Jährige geht, steht noch nicht fest; doch dürfte es sich dem Vernehmen nach eher um Wochen als um Monate handeln. Zur Begründung wird auf "unterschiedliche Auffassungen über die Umsetzung der Strategie von Haniel" verwiesen.

Allerdings fällt die Entscheidung für einen Wechsel an der Führungsspitze zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, befindet sich der langjährige Finanzchef Florian Funck doch ebenfalls gerade auf dem Abflug. Funcks Vertrag wäre bis August 2024 gelaufen, nun übernimmt er im April kommenden Jahres den CFO-Posten beim Dax-Konzern Sartorius. Kürzlich bestellte der Aufsichtsrat Henk Derksen zum neuen Finanzchef. Der gebürtige Niederländer, der vom Technologieunternehmen Viavi Solutions kommt, tritt seinen Dienst am 1. Oktober an.

Zu viel Gewirbel

War Schmidts Vorgänger, Stephan Gemkow, zum Verhängnis geworden, dass er die Milliarden aus dem Celesio-Verkauf nicht schnell genug in neue Beteiligungen investierte, hat Schmidt offenbar zu viel gewirbelt. Thomas Schmidt habe den kulturellen Wandel des Unternehmens maßgeblich vorangetrieben.

"In der jetzigen Phase brauchen wir als Unternehmen Struktur und Stabilität, um das gewonnene Potenzial voll entfalten zu können", erläuterte Haniel auf Nachfrage. Daraus ergäben sich andere Anforderungen an die Unternehmensführung. Zugleich hat Schmidt den Familienkonzern aber auch wieder ein Stück weit hinter den öffentlichen Vorhang gezogen, nachdem seit Eckhard Cordes Einzug an die Haniel-Spitze 2006 der Öffentlichkeit ein wenig mehr Einblick in die verschwiegene Familiengruppe gewährt worden war.

Wie es heißt, hat der Aufsichtsrat einen strukturierten Nachfolgeprozess eingeleitet. Bis zur Nachbesetzung des CEO-Postens werde Derksen interimistisch die geschäftsführenden Aufgaben übernehmen, heißt es. Dabei werde Funck, der auf 20 Jahre Haniel-Erfahrung zurückblickt, seinen Nachfolger unterstützen.

Schmidt "hat unser Unternehmen durch herausfordernde Zeiten geleitet und war wichtiger Wegbegleiter für unsere Enkelfähig-Transformation. Er hat es geschafft, unser Unternehmen in den Grundfesten neu aufzustellen, und hat einen fundamentalen Kulturwandel bewirkt", dankte Aufsichtsratschef Maximilian Schwaiger dem scheidenden Manager.