Klaus-Peter Schulenberg

Hoffnungsschimmer für den Chef von CTS

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Frei nach diesem Motto agiert Klaus-Peter Schulenberg. Der gebürtige Bremer ist Großaktionär und Vorstandsvorsitzender von CTS Eventim, Deutschlands größtem Konzertveranstalter und Ticketvermarkter. Dem...

Hoffnungsschimmer für den Chef von CTS

Von Stefan Kroneck, München

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Frei nach diesem Motto agiert Klaus-Peter Schulenberg. Der gebürtige Bremer ist Großaktionär und Vorstandsvorsitzender von CTS Eventim, Deutschlands größtem Konzertveranstalter und Ticketvermarkter. Dem Unternehmen geht es derzeit operativ sehr schlecht. Das Geschäft ist seit über einem Jahr lahmgelegt. Das Verbot von Musik-Kulturveranstaltungen aufgrund von Covid-19 setzt dem MDax-Mitglied deutlich zu. Allerdings hat CTS in den Jahren vor Ausbruch der Pandemie im Februar 2020 genug finanziellen Speck angesetzt, um die Coronakrise weitgehend aus eigener Kraft zu meistern, wenngleich Schulenberg Kreditlinien zog und staatliche Corona-Hilfen beantragte, um den geschäftlichen Schaden infolge der tödlichen Seuche für sein Unternehmen auch auf diese Weise zu lindern.

Milliardär

Mit dem sukzessiven Fortschritt bei den Impfkampagnen keimt beim CEO nunmehr die Hoffnung auf, dass das Schlimmste in absehbarer Zeit bald überstanden sein könnte. Diese Einschätzung verkündete er jüngst zur Vorlage der Zahlen des ersten Quartals, die miserabel ausfielen (vgl. BZ vom 21. Mai). Der Umsatz brach faktisch weg. Das sorgte für tiefrote Zahlen. Schulenberg ist aber kein CEO, der bei einer sich abzeichnenden Wende zum Besseren gleich euphorisch reagiert – darin zeigt sich der Charakterzug eines Managers, der eine hanseatisch-kaufmännische Nüchternheit und Vorsicht ausstrahlt. Die Herkunft prägt. Im Süden der Bundesrepublik würde man sagen: typisch Nordlicht.

Schulenberg hält den Ball flach. Trotz erster Lockerungen bei den Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen wagt er für 2021 immer noch keine Prognose. Dafür ist ihm die Lage noch zu unsicher und prekär. Eine exakte Planbarkeit des Geschäfts ist seiner Ansicht nach weiterhin nicht gewährleistet. Immerhin wird seine Hoffnung von den Anlegern geteilt. Nach dem Börsencrash im März und April 2020 infolge der Pandemie konnte sich die CTS-Aktie rasch erholen. Der Titel gewann seitdem vier Fünftel an Wert. Am Freitag notierte das Papier zeitweise nahezu 7 % auf 58,82 Euro fester. CTS bringt damit am Markt 5,6 Mrd. Euro auf die Waage. Der in einer Stiftung gebündelte Anteil des Vorstandschefs (38,8 %) ist 2,2 Mrd. Euro wert. Schulenberg ist mit dem Verkauf von Eintrittskarten reich geworden. Seine nach außen getragene Abgeklärtheit und Zurückhaltung verflüchtigen sich, wenn er die Gelegenheit bekommt, in der Öffentlichkeit über das „normale“ Tagesgeschäft seines Unternehmens ausführlicher zu plaudern. Dann ist der erfahrene und langjährige Konzernchef, der im nächsten Jahr 70 Jahre alt wird, in seinem Element, hat man den Eindruck. So zum Beispiel auf der Branchenfachmesse ILMC, die Anfang März selbstverständlich virtuell abgehalten wurde. In einem Interview sagte er dort ein „goldenes Zeitalter“ für sein Unternehmen und die Branche voraus, wenn die Coronakrise endgültig überwunden ist – womöglich also von 2022 und 2023 an. Zur Erinnerung: 2019 war für CTS ein Rekordjahr in Bezug auf Umsatz und Gewinn. 2020 implodierte das Geschäft wegen Corona.

Gutscheinlösungen hätten der Veranstaltungsbranche „geholfen“, einigermaßen über die Runden zu kommen, so sein Fazit. Der CEO übte sich dabei in Zweckoptimismus. Die Kapazitäten für Indoor-Veranstaltungen könnten in der zweiten Hälfte dieses Jahres eventuell maximal bis zu 75 % ausgelastet sein, frohlockte er.

Mitten im Maut-Fiasko

Weniger amüsant ist für ihn allerdings die Affäre über die gescheiterte Pkw-Maut in Deutschland.  Vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestages zu der Causa im Januar brachte er mit seinen Aussagen den verantwortlichen Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) in Erklärungsnot. Als Zeuge des damals von Scheuer beauftragten Betreiberkonsortiums (CTS und Kapsch Traffic) wies er darauf hin, dass das Fiasko hätte noch rechtzeitig vermieden werden können. „Ich habe angeboten, mit der Unterschrift zu warten, bis das EuGH-Urteil gefällt ist, um genau die Situation, in der wir uns heute befinden, zu vermeiden. Aber Herr Scheuer sagte: Die Maut wird kommen“, führte er aus.

Privat zurückgezogen

Wenige Monate nach dem unterschriebenen Vertrag erklärte der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg diese Maut für unzulässig mit der Begründung, dass sie gegen EU-Recht verstoße. Scheuer selbst bestreitet, dies seinerzeit so zu Schulenberg gesagt zu haben. Der Minister kündigte die Verträge mit den Betreibern, darunter CTS, und führte als Grund eine „Schlechtleistung“ an. Die Betreiber fordern nun Schadenersatz für den entstandenen Ausfall. 560 Mill. Euro stehen im Raum. Zum Krisenmanagement des Politikers wollte sich Schulenberg nicht äußern. „Das Verhalten des Ministers spricht für sich selbst“, sagte er einst im ZDF. Große Auftritte dieser Art sind eigentlich nicht nach dem Geschmack des CTS-Chefs. Er agiert lieber im Hintergrund. Mit seiner Lebensgefährtin lebt der Vater zweier erwachsener Kinder zurückgezogen in einer Villa bei Bremen. Nach dem Abitur brach Schulenberg sein Studium in Betriebswirtschaftslehre und Jura ab. Er knüpfte damals an sein Hobby als Manager in der Musikbranche wieder an und machte dadurch eine steile Karriere.