US-Banken

J.P.-Morgan-Chef Jamie Dimon wird 65

Er hat eine Bilderbuchkarriere als Topbanker hingelegt und kämpfte in den vergangenen Jahren mit schweren gesundheitlichen Problemen. Der Eintritt in den Ruhestand liegt aus Sicht von J.P.-Morgan-Chase-Chef Jamie Dimon, der am Samstag seinen 65....

J.P.-Morgan-Chef Jamie Dimon wird 65

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Er hat eine Bilderbuchkarriere als Topbanker hingelegt und kämpfte in den vergangenen Jahren mit schweren gesundheitlichen Problemen. Der Eintritt in den Ruhestand liegt aus Sicht von J.P.-Morgan-Chase-Chef Jamie Dimon, der am Samstag seinen 65. Geburtstag feiert, aber noch in weiter Ferne. Gerüchte um einen möglichen Nachfolger hat der Vorstandsvorsitzende der an der Bilanzsumme von 3,1 Bill. Dollar gemessen größten US-Bank ebenso abgeschüttelt wie Skandale oder Auseinandersetzungen mit einflussreichen Politikern, vor denen Dimon nie zurückscheute.

Praktikum bei Goldman

Der Sohn griechischer Einwanderer, dessen Großvater den Namen Papademetriou in Dimon änderte, um französischer zu klingen, studierte Volkswirtschaftslehre an der Tufts-Universität in Massachusetts. Später besuchte er die renommierte Harvard Business School und jobbte als Praktikant im Wertpapierhaus Goldman Sachs. Nach dem Studium nahm der legendäre Banker Sandy Weill den jungen Dimon unter seine Fittiche. Er überredete ihn, höher dotierte Positionen bei Goldman Sachs und anderen Spitzenbanken abzulehnen und stattdessen für ihn bei American Express einzusteigen.

Als Weill American Express verließ und die Finanzierungsgesellschaft Commercial Credit übernahm, er­nannte er den 30-jährigen Senkrechtstarter zum Finanzchef. Durch eine Serie von Akquisitionen formten Weill und Dimon die Universalbank Citigroup. Nach einer persönlichen Auseinandersetzung gingen die beiden getrennte Wege, was Dimons Karriere aber keinen Ab­bruch tat. An seinem 44. Geburtstag feierte er auch die Ernennung als Chef des Geldhauses Bank One, seinerzeit die fünftgrößte US-Bank. Bald, nachdem sie von dem Branchengiganten J.P. Morgan Chase geschluckt worden war, übernahm er 2005 auch dort die Leitung. Nun ist er der dienstälteste aller US-Bankenchefs.

Der aus einer Bankerfamilie stammende Dimon gilt als zäh und ungeheuer ehrgeizig, als gewiefter Taktiker, der einerseits über Leichen gehen kann, aber dennoch in dem hartnäckigen Ruf steht, bodenständig zu sein. Selbst als Topmanager besuchte er Filialen und traf sich persönlich mit Kunden, die Zahlungsrückstände hatten, um deren Probleme und die Hintergründe zu verstehen. Wie langjährige Mitarbeiter berichten, sei es ihm immer ein Anliegen gewesen, Probleme an der Basis anzupacken und somit Krisen zu verhindern.

Als CEO war Dimons Führungsstil rasch vom Erfolg gekrönt. Durch Akquisitionen und den Ausbau des Geschäftsbereichs Investment Banking stieg J.P. Morgan Chase unter seiner Ägide zur erfolgreichsten US-Bank auf, die am Jahresgewinn gemessen hinter Apple den zweiten Rang unter allen amerikanischen Unternehmen belegte. Insbesondere konnte die Bank besser als sämtliche Konkurrenten die globale Finanzkrise überstehen und hätte auf die Hilfsgelder, die der Kongress mit dem Tarp-Rettungspaket verabschiedete, verzichten können.

Skandal um Derivatehandel

Gleichwohl war J.P. Morgan einige Jahre später in einen Skandal um mehr als 6 Mrd. Dollar an Verlusten aus dem Handel mit riskanten Derivaten verwickelt. Rückendeckung be­kam Dimon von seinem Freund Barack Obama, der nach seinem Amtsantritt sogar überlegt hatte, den Banker an die Spitze des Finanzministeriums zu holen.

Mit politischen Ansichten hielt sich Dimon nie zurück. Das Regelwerk Basel III kritisierte er als „antiamerikanisch“. Auch ging er mit der Volcker-Regel hart ins Gericht, die Banken den Eigenhandel mit Wertpapieren verbietet. Unter Dimons Leitung konnte J.P. Morgan mehr als 15 Jahre steigende Gewinne einfahren. Die Erfolgsserie will der Banker trotz einer Herzoperation im vergangenen März mindestens bis 2023 fortsetzen.