McKinsey-Chef

Kevin Sneader von den Partnern abgewählt

Kevin Sneader, seit drei Jahren Chef von McKinsey, ist von den Partnern der Unternehmensberatung überraschend nicht mehr für eine zweite Amtszeit gewählt worden. Hintergrund ist offenbar ein interner Konflikt um den Umgang mit kontroversen...

Kevin Sneader von den Partnern abgewählt

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Kevin Sneader, seit drei Jahren Chef von McKinsey, ist von den Partnern der Unternehmensberatung überraschend nicht mehr für eine zweite Amtszeit gewählt worden. Hintergrund ist offenbar ein interner Konflikt um den Umgang mit kontroversen Mandaten. Der 54 Jahre alte Brite, der der Gesellschaft einen Kulturwandel und größere Transparenz verordnet hatte, ist der erste McKinsey-Chef seit Jahrzehnten, der nach nur drei Jahren aufgeben muss. Nachfolger wird entweder Bob Sternfels, ein in San Francisco tätiger Partner, oder Sven Smit, ein Kollege in Amsterdam. Beide erhielten im ersten Wahlgang mehr Stimmen als Sneader. Die Entscheidung über den Spitzenposten fällt im März.

Erst Anfang Februar hatte sich McKinsey auf einen außergerichtlichen Vergleich und eine Zahlung von 574 Mill. Dollar mit nahezu allen US-Bundesstaaten geeinigt, die McKinsey wegen der jahrelangen Arbeit für den Pharmakonzern Purdue verklagt hatten. Purdue war der Hersteller des suchtgefährdenden Schmerzmittels Oxycontin, das im Zentrum der Opioidkrise in den USA stand. Hunderttausende abhängig gewordene Amerikaner waren in den vergangenen Jahrzehnten an einer Überdosis gestorben. Als der Umsatz mit den Opioiden sank, unterbreitete McKinsey Vorschläge, die Gewinne noch einmal „auf Touren zu bringen“. McKinsey erkannte keine Schuld an und erklärte, dass die Arbeit „rechtmäßig“ war. Gleichwohl entschuldigte sich Sneader, was intern offenbar auf Kritik stieß. „Wir bedauern zutiefst, dass wir die tragischen Folgen der Epidemie (…) nicht angemessen gewürdigt haben.“ Auch wegen anderer kontroverser Mandate, z.B. für den E-Zigaretten-Hersteller Juul oder autokratische Staaten wie Saudi-Arabien, hatte Sneader Regularien und Geschäftsabläufe eingeführt, um die Risiken zu begrenzen. So will McKinsey keine Aufträge mehr für Militär, Geheimdienste oder Justizorgane in nichtdemokratischen Ländern übernehmen.

Die Führung von McKinsey musste unter Sneader neue Mandate für potenziell umstrittene Kunden absegnen, was die Entscheidungsfreiheit der bislang weitgehend autonom agierenden globalen Partner eingeschränkt hat. In einem Interview sagte Sneader, dass der Risikoausschuss im vergangenen Jahr mehr als 2000 Projekte bewertete, die in der „Grauzone“ lagen. Die gibt es nicht nur in Diktaturen. Nach einem Bericht der „New York Times“ beriet McKinsey auch die US-Einwanderungsbehörde dabei, Ausgaben für Lebensmittel und medizinische Versorgung von Häftlingen zu kürzen und Abschiebungen zu beschleunigen.