Aufsichtsgremium

Nestlé nimmt Steuervogt von Apple an Bord

Der Schweizer Nahrungsmittelriese Nestlé portiert Apple-Finanzchef Luca Maestri als neuen Verwaltungsrat. Der Italiener soll zusammen mit der aus Malaysia stammenden Chris Leong am 7. April der Generalversammlung zur Wahl in das Aufsichtsgremium vorgeschlagen werden.

Nestlé nimmt Steuervogt von Apple an Bord

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Der Schweizer Nahrungsmittelriese Nestlé portiert Apple-Finanzchef Luca Maestri als neuen Verwaltungsrat. Der Italiener soll zusammen mit der aus Malaysia stammenden Chris Leong, Marketingchefin bei Schneider Electric, am 7. April der Generalversammlung zur Wahl in das Aufsichtsgremium vorgeschlagen werden.

Zwar ist das 14-köpfige Nestlé-Aufsichtsgremium traditionell sehr international aufgestellt und mit bekannten Persönlichkeiten aus der Wirtschaftswelt bestückt. Dennoch lässt die Kandidatur des Apple-Finanzchefs aufhorchen. Apple ist mit einer Börsenkapitalisierung von rund 2,800 Bill. Dollar die wertvollste Firma der Welt. Zwar sieht Nestlé mit einem Marktwert von aktuell 330 Mrd. sfr daneben wie ein Winzling aus. Doch der Nahrungsmittelriese ist für die Schweiz, wenn nicht sogar für ganz Europa das, was der Smartphone-Hersteller aus dem Silicon Valley für die Welt darstellt.

Was sich der Nestlé-Verwaltungsrat vom Mitwirken Luca Maestris verspricht, kommt in der am Donnerstag verbreiteten Medienmitteilung nur sehr undeutlich zum Ausdruck. Da ist von Innovation, vom Wissen über große globale Unternehmen mit komplexen Organisationen und natürlich auch von Shareholder Value die Rede. Letzteres ist vermutlich das, wo man sich von dem 58-jährigen Multimillionär die wertvollsten Inputs verspricht.

Bei Großkonzernen vom Kaliber Nestlé und Apple stehen in den nächsten Jahren große steuerliche Veränderungen an. Die von den G20-Ländern angestoßene globale Reform der Unternehmenssteuern will solche Unternehmen stärker in die Pflicht nehmen. Gemeint ist die erste Säule des „Inclusive Framework“ der OECD, in der sich die 140 Mitgliedsländer im vergangenen Jahr darauf geeinigt haben, die Be­steuerungsrechte auf Unternehmensgewinne teilweise von den Do­mizilländern in jene Staaten zu verschieben, wo die Umsätze generiert werden. Betroffen sind Unternehmen mit über 20 Mrd. Euro Umsatz und über 10% Gewinnmarge.

Apple hatte in den vergangenen Jahren die Steueroptimierung in Eu­ropa auf die Spitze getrieben. Ob­wohl der US-Konzern rund ein Viertel seiner Verkäufe auf dem alten Kontinent erzielt, zahlt das Unternehmen fast nur im Tiefsteuerland Ir­land Steuern. Das Thema beschäftigt selbstredend auch Nestlé und die ganze Schweiz, in der zahlreiche globale Großkonzerne ansässig sind. Bis Mitte des Jahres will die OECD ihre Steuerpläne konkretisieren. Für Nestlé sind tiefgehende Einsichten in die Positionen der USA und ihrer mächtigen Konzerne im Silicon Valley von höchster strategischer Bedeutung.

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