Geburtstag

Reiner Winkler wird 60

Reiner Winkler ist mehr denn je stark gefordert. Der Vorstandsvorsitzende von MTU Aero Engines steuert das Dax-Mitglied durch schwere Turbulenzen. Wie die gesamte Luftfahrtindustrie setzt der Coronaschock auch Deutschlands größtem...

Reiner Winkler wird 60

Reiner Winkler ist mehr denn je stark gefordert. Der Vorstandsvorsitzende von MTU Aero Engines steuert das Dax-Mitglied durch schwere Turbulenzen. Wie die gesamte Luftfahrtindustrie setzt der Coronaschock auch Deutschlands größtem Flugzeugtriebwerkhersteller noch deutlich zu. Nach einem Umsatz- und Gewinneinbruch im vergangenen Jahr fielen die Ergebnisse zum Auftakt 2021 ebenfalls mau aus. Immerhin schreibt das Münchner Unternehmen schwarze Zahlen. In der Branche hat das derzeit Seltenheitswert. Die Folgen der Pandemie führten aber auch bei MTU zu Einschnitten. Unter Wink­lers Regie streicht der Konzern bis zu 1200 Stellen. Das sind über 10% des Personals.

Für den aus Hessen stammenden Topmanager zeigen sich erste Hoffnungsschimmer, dass sich die Lage langsam verbessert. Airbus plant den schrittweisen Hochlauf der Produktion von Mittelstreckenflugzeugen der A320-Serie. Das Geschäftsmodell von MTU basiert auf dem Brot-und-Butter-Geschäft des Großabnehmers aus Toulouse. Der Verkaufsschlager A320neo beschert dem weiß-blauen Zulieferer ein robustes Auftrags­polster in der Kooperation mit dem US-Hersteller Pratt & Whitney.

Das lukrative Wartungsgeschäft sorgte vor Ausbruch der Pandemie für rekordhohe Umsätze und Gewinne. Das Vertrauen des Diplom-Kaufmanns in die Stärken des Konzerns ist uneingeschränkt. Trotz des schweren Schlags ins Kontor infolge der Seuche ist MTU weiterhin für mehrere Jahre ausgebucht. Für Winkler und seine drei Vorstandskollegen stehen daher die Chancen gut, das Unternehmen aus dem Tief zu führen.

Die relativ stabile Position von MTU ist Winklers Verdienst. Er war auch der Wegbereiter des Aufstiegs des früheren MDax-Wertes in die höchste deutsche Börsenliga, den Dax, dem MTU seit September 2019 angehört. Winkler lenkt den Konzern nach wie vor mit ruhiger Hand. Aufgeregter Aktionismus ist seine Sache nicht. Im obersten Führungsgremium ist der verheiratete Vater zweier Kinder ein Verfechter einer engen Teamarbeit. Winkler verzichtet auf Übernahmen, die das Produktportfolio erweitern könnten, und baut vielmehr auf organisches Wachstum. Die Branche der Triebwerkbauer ist ein Oligopol. MTU hat sich darin über die enge Zusammenarbeit mit den großen Herstellern gut eingerichtet.

Der frühere Konzern-Finanzchef steht seit Januar 2014 an der Spitze von MTU. Bereits seit Oktober 2001 gehört er der obersten Führungsebene an. 2018 verlängerte der Aufsichtsrat seinen Vertrag vorzeitig um weitere fünf Jahre bis Ende September 2024. Dann wäre er 63. Diesen Samstag wird Winkler 60 Jahre alt.

(Börsen-Zeitung, 29.7.2021)