Medizintechnikbranche

Siemens-Healthineers-CEO Bernd Montag laboriert an Atellica

Spekulationen machen die Runde, Siemens Healthineers könne die Sparte Labordiagnostik abspalten und verkaufen. Bisher ist dies nur ein Planspiel, auch für den Vorstandsvorsitzenden Bernd Montag.

Siemens-Healthineers-CEO Bernd Montag laboriert an Atellica

Healthineers-Chef Montag
laboriert an Atellica

Von Michael Flämig, München

Schon wieder das Geschäft mit Labordiagnostik. Für den Siemens-Healthineers-Vorstandsvorsitzenden Bernd Montag erweist sich die Sparte als problematischer Begleiter. Wenige Tage vor der Jahrespressekonferenz am 8. November machte über die Nachrichtenagentur Bloomberg die Information die Runde, die Sparte könnte abgespalten und verkauft werden.

Damit steht zwar keine Entscheidung an. Allseits wird betont, dass die Überlegungen in einem frühen Stadium, keine Investmentbanken mandatiert und alle Optionen inklusive einer längerfristigen Zugehörigkeit zu Healthineers denkbar seien. Aber Montag hatte zuletzt auffällig prononciert erklärt, dass die Sparte keine Synergien mit dem übrigen Geschäft von Computertomografen bis zur Strahlentherapie habe. Kurz: Es wird nachgedacht am Hauptsitz in Erlangen.

Labordiagnostik galt als Wachstumstreiber

Ganz anders hatte es noch beim Börsengang Anfang 2018 geklungen. Die Investmentbanker hatten Montag ins Story-Manuskript geschrieben, dass das Geschäftsfeld, in das Siemens einst mit drei Akquisitionen für mehr als 10 Mrd. Euro eingestiegen ist, auf eine großartige Zukunft zusteuere. Die Labordiagnostik, die beispielsweise die Untersuchung von Blutproben leistet, habe mit dem Neustart einer Analyseplattform namens Atellica einen „zentralen Wachstums- und Rentabilitätstreiber“.

Sexy sollte die Diagnostik also sein angesichts der Prognose, dass Computertomografen & Co. keine großen Wachstumschancen böten. Letztlich kam alles anders. Bildgebende Systeme sind heute ein Renner, außerdem konnte Healthineers mit einem photonenzählenden Gerät einen radikal neuen Ansatz entwickeln.

Experte für bildgebende Systeme

Montag, der 1995 zur damaligen Siemens-Medizintechnik stieß, ist dieses Aktionsfeld extrem vertraut. Er wechselte 1999 in den Bereich bildgebende Systeme und absolvierte dort den Großteil seiner Karriere. Vom Jahr 2008 an bis zu seinem Aufstieg an die Vorstandsspitze 2015 leitete er auch die Division Imaging.

Mittlerweile beansprucht die Labordiagnostik einen Teil der Arbeitswoche des 54-Jährigen, der einen Vertrag bis Februar 2026 in der Tasche hat. Nachdem das neue Labordiagnostik-System Atellica nur schleppend vorankam, musste der damalige Diagnostik-Chef gehen. Montag machte das Thema im Oktober 2019 zur Chefsache.

Seitdem geht es voran. Der Durchbruch ist aber ausgeblieben, zu dominant agiert die Konkurrenz mit Marktführer Roche an der Spitze. Zudem verzögerte sich die Einführung einer Atellica-Version für kleinere Labore. Die Bereinigung der Produktpalette dauert an. Insofern erstaunt es nicht, dass Aufsichtsrat und Vorstand ins Grübeln kommen. Die grundsätzlichen Gedanken hierzu dürfte Montag auch am kommenden Mittwoch teilen.

Eine Transaktions-Ankündigung aber ist nicht zu erwarten. Das Timing für eine Trennung stimmt einfach nicht, schließlich müsste die Sparte dann unter Wert verkauft werden. Die Aufgabe von Siemens Healthineers für das Geschäftsjahr 2023/2024 lautet, den Beweis zu führen, dass Atellica sich mit dem nun kompletten Produktspektrum am Markt behaupten kann. Zentral für das Geschäftsmodell ist, die installierte Basis nach oben zu treiben.