Versorger

Soussan wechselt zu Suez

Sabrina Soussan wechselt an die Spitze von Suez. Die Personalie sorgt in der Schweiz und in Frankreich für Überraschung.

Soussan wechselt zu Suez

dz/wü

Die Berufung von Sabrina Soussan an die Spitze der neuen Suez-Gesellschaft sorgt nicht nur in Paris, sondern auch in der Schweiz für Schlagzeilen. Denn die ehemalige Co-Chefin von Siemens Mobility war ein dicker Fang für den vergleichsweise bescheidenen Schweizer Schließtechnikkonzern Dormakaba. In München stand die Deutsch-Französin an der Spitze einer Division mit über 9 Mrd. Euro Umsatz. Anfang April kam sie in die Schweiz, um in Rümlang, einem ländlichen Vorort von Zürich, ein Unternehmen zu führen, das es in puncto Umsatz gerade mal auf ein Viertel von Siemens Mobility bringt.

Doch Soussan sah die Chance, ein börsennotiertes Industrieunternehmen allein zu lenken und vor allem zu gestalten. Und dies in einem globalen Markt mit viel Potenzial. Soussan legte den Investoren vor zwei Wochen einen Masterplan vor: Ein konstantes Umsatzwachstum von durchschnittlich 3% bis 5% pro Jahr bei gleichzeitiger Steigerung der Betriebsgewinnmarge auf 16% bis 18%. Offensichtlich hatte Soussan mit diesen ehrgeizigen Zielen die schwedische Marktführerin Assa Abloy im Visier. Die gelernte Flugzeugbauerin legte ihren Aktionären auf überzeugende Art dar, wie sie die Vorgaben erreichen wollte: durch eine zentrale Steuerung der Produktion und eine fokussierte, dezentrale Marktbearbeitung in den Ländern.

Die Umsetzung des Planes überlässt sie nun ihrem in Singapur tätigen Kollegen Jim-Heng Lee, der zwar schon seit 2014 in der Konzernleitung von Dormakaba sitzt, aber als regionaler COO des Segments Zutritts­systeme nicht gerade als erste Wahl bezeichnet werden kann. Entsprechend groß ist die Ernüchterung der Anleger. Die Dormakaba-Aktie sackte am Dienstag an der Schweizer Börse zeitweise um mehr als 13% ab. Der Konzern verlor fast 500 Mill. sfr an Börsenwert.

Soussan werde sich bei der neuen Suez-Gesellschaft dafür einsetzen, die Strategie umzusetzen, die sie zusammen mit dem Verwaltungsrat erarbeiten werde, teilten die drei wichtigsten Aktionäre – der Investmentfonds Meridiam, die amerikanische Private-Equity-Gesellschaft Global Infrastructure Partners (GIP) und die staatliche Caisse des Dépôts – mit.

Die neue Gruppe entsteht aus dem französischen Wassergeschäft und anderen vor allem französischen Aktivitäten von Suez mit einem Umsatz von rund 7 Mrd. Euro. Sobald Veolia die Übernahme von Suez abgeschlossen hat, wird das Konsortium Mediriam/GIP/CDC die neue Suez Anfang 2022 für 10,4 Mrd. Euro übernehmen. Die 1969 in Paris geborene Soussan soll ihr neues Amt dann Ende Januar antreten. Sie soll auch eine Strategie für den ökologischen Wandel erarbeiten.

Keine Doppelspitze

Ihr Vorgänger Bertrand Camus hatte sich mit allen Mitteln gegen den Übernahmeversuch Veolias gewehrt und deshalb angekündigt, den Konzern verlassen zu wollen. Im Sommer hatte zunächst alles danach ausgesehen, dass auf ihn eine aus Maximilien Pellegrini und Ana Giros bestehende interne Doppelspitze folgen werde. GIP hatte darauf bestanden, dass die Headhunter von Spencer Stuart vor einer endgültigen Entscheidung auch extern alle Möglichkeiten prüfen.