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Vorstand von Bet-at-home räumt das Feld

Bei Bet-at-home, einem Anbieter von Online-Sportwetten und -Spielen (Roulette, Blackjack, Poker etc.), wird der Vorstand ausgetauscht.

Vorstand von Bet-at-home räumt das Feld

Von Martin Dunzendorfer,

Frankfurt

Bei Bet-at-home, einem Anbieter von Online-Sportwetten und -Spielen (Roulette, Blackjack, Poker etc.), wird der Vorstand ausgetauscht. Wie das ehemalige SDax-Unternehmen mitteilte, hat der Aufsichtsrat Marco Falchetto zum Vorstandsmitglied bestellt. Der Österreicher verfüge über umfassende Erfahrungen im Bereich Online-Sportwetten und Online-Casino. Er sei über viele Jahre als Manager (Bwin) und Berater für verschiedene Unternehmen der Branche tätig gewesen.

„Auf eigenen Wunsch“

Franz Ömer, der die Bet-at-home-Gruppe 1999 mitgegründet hatte, werde zum regulären Ablauf seiner Bestellung Ende des Monats aus dem Vorstand ausscheiden. Auch Michael Quatember, Co-CEO neben Ömer, werde zum Ablauf seiner Bestellung Ende Februar den Vorstand verlassen. In beiden Fällen geschehe dies „auf eigenen Wunsch“.

Das in Österreich gegründete Glücksspielunternehmen, das seinen Sitz in Düsseldorf hat, ist seit längerem in juristische Auseinandersetzungen mit Regierungen einzelner EU-Mitglieder sowie Kunden, insbesondere in Österreich, verstrickt. Hintergrund sind zum einen verabschiedete nationale Gesetze, die Bet-at-home in den betroffenen Ländern einen Großteil des Umsatzes kosten.

Über ihre maltesischen Gesellschaften hält Bet-at-home Online-Sportwetten- und Online-Glücksspiellizenzen. Diese Lizenzen berechtigten das Unternehmen zur Veranstaltung und zum Vertrieb von Online-Sportwetten und -Casinos in der gesamten EU. Durch Gesetzesänderungen in Polen, der Schweiz und Österreich hat der Konzern dieses Recht nach Ansicht der Gesetzgeber aber in Teilen verloren.

Zum anderen laufen Klagen von Kunden gegen eine maltesische Konzerngesellschaft in Österreich auf Erstattung von Spielverlusten im Online-Casino. Aufgrund eines Beschlusses des Obersten Gerichtshofs in Wien von Oktober 2021 hat das Unternehmen beschlossen, das Online-Casino in Österreich zumindest vorübergehend einzustellen und weitere Rückstellungen für die anhängigen Kundenklagen zu bilden. Für 2021 werden hierfür Aufwendungen von 24,6 Mill. Euro erwartet. Das hat dazu geführt, dass das Neunmonatsergebnis negativ war und auch im Gesamtjahr ein operativer Verlust prognostiziert wurde.

Darüber hinaus belastete die Verschiebung großer Sport-Events, vor allem der Fußball-Europameisterschaft 2020 auf das vorige Jahr, die Erlöse im Segment Online-Sportwetten. Wie sich gezeigt hat, war das Interesse der Wetter an dem Turnier inmitten der Pandemie nicht so hoch wie sonst.

Aufgrund der rechtlichen Probleme in mehreren Ländern und des damit verbundenen Umsatzausfalls sowie des durch die Pandemie tendenziell gesunkenen Interesses an Sport-Großereignissen, das ebenfalls die Erlöse drückt, hat die Bet-at-home-Aktie, die von Februar 2017 bis Juni 2018 Mitglied im SDax war, in den vergangenen zwölf Monaten 62% an Wert verloren. Gestern ging es in der Spitze um 8,5% bergab.

Machtwort vom Großaktionär

Nun sah sich der französische Großaktionär Betclic Everest SAS offenbar zum Handel gezwungen. Die Gruppe, die 2009 ein Aktienpaket von den Gründern übernommen hatte und noch 53,9% der Anteile hält, ist ebenfalls im Bereich Online-Sportwetten und -Gaming tätig. Dem Management darf unterstellt werden, dass es weiß, ob die Umsatz- und Ergebniseinbußen von Bet-at-home wegen des Umfeldes nicht zu verhindern waren oder ob der Vorstand eine Mitschuld trägt – und ob dem nun scheidenden Vorstand noch zuzutrauen war, die Trendwende herbeizuführen.

Der künftige CEO Falchetto hat Master-Abschlüsse der Universität Wien in International Business Economics und Business Informatics. Von Februar 2007 bis Ende 2014 war er für Bwin, ebenfalls ein Anbieter von Sportwetten und Casinospielen, tätig. Seither arbeitet er als Berater für Online-Gaming-Unternehmen.

Bet-at-home zählt nach eigenen Angaben mit 5,5 Millionen registrierten Kunden zu den populärsten Glücksspielanbietern in der EU.