Finanzen persönlich

Für Privatversicherte kann sich der Wechsel in den Basistarif lohnen

Gute Leistungen für wenig Geld - Interessantes Angebot ab dem 55. Lebensjahr - Auch Zusatzversicherungen möglich - Gesundheitsprüfung wird verlangt

Für Privatversicherte kann sich der Wechsel in den Basistarif lohnen

Von Elke Dolle-Helms Nachdem die privaten Krankenversicherer (PKV) vor dem Bundesverfassungsgericht eine empfindliche Schlappe erlitten haben, ist es nun amtlich: Die Gesellschaften müssen ihren ungeliebten Basistarif weiter anbieten. Nach dem höchstrichterlichen Urteil vom 10. Juni dieses Jahres ist es den Versicherern zuzumuten, auch Arme und Kranke für maximal 570 Euro monatlich in diesen Tarif aufzunehmen. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) hatte die Versicherer gezwungen, seit Jahresbeginn eine Police mit Leistungen auf gesetzlichem Niveau für ehemals privat Versicherte anzubieten, die am Ende des vergangenen Jahres gar keine Krankenversicherung mehr hatten. Betroffen waren meist Selbständige, denen das Geld für die Beiträge fehlte. Zwar verlangen die Versicherer auch für den Basistarif eine Gesundheitsprüfung. Sie dürfen bei Vorerkrankungen aber keine Risikozuschläge kassieren. Diese werden allenfalls dann fällig, wenn Basistarif-Kunden später einmal in einen “normalen” Vollkostentarif ihres Versicherers wechseln wollen.Der Einstieg in den Basistarif ist nicht nur für ehemalige Privatversicherte ohne Krankenversicherung möglich, sondern für alle Kunden einer privaten Krankenversicherung ab dem 55. Lebensjahr. Sie können in den Basistarif ihres jeweiligen Krankenversicherers wechseln. Dies kann sich nicht nur in Euro und Cent lohnen, denn die Leistungen des Basistarifs sind längst nicht so schlecht wie sein Ruf. “Nicht ein einziger normaler PKV-Volltarif erreicht das breite Leistungsspektrum des Basistarifs”, sagt Versicherungsberater Rüdiger Falken. Erst im Rentenalter würden viele Privatpatienten merken, wie lückenhaft ihr Versicherungsschutz sei. Falken wirft den Unternehmen vor, ihre Kunden mit Negativwerbung bewusst vom Umstieg in den Basistarif abzuhalten. Umstieg prüfenWas der Wechsel bringt, muss im Einzelfall sorgfältig geprüft werden. Einfach ist dies für Senioren, die 700 Euro und mehr im Monat für ihre Versicherung zahlen müssen. Sie können viel Geld sparen, wenn sie sich für den auf maximal 570 Euro im Monat gedeckelten Basistarif entscheiden. Wie die gesetzlichen Kassen finanziert der Basistarif nur das Mehrbettzimmer und den jeweils diensthabenden Arzt. Wer auf das Zweibettzimmer und die Chefarztbehandlung nicht verzichten will, kann eine Zusatzversicherung für Wahlleistungen im Krankenhaus abschließen. Die Police kostet für Senioren rund 60 Euro im Monat. Die Möglichkeit, den Basistarif mit einer Zusatzversicherung zu verknüpfen, ist laut Gesetz ausdrücklich vorgesehen. Interessenten sollten sich von eventuellen Absagen ihrer Versicherer, Zusatzpolicen gebe es nur für Kassenmitglieder, nicht irritieren lassen. Besser als private PolicenDer Basistarif lohnt sich vor allem für psychisch Erkrankte. Wie die gesetzlichen Krankenkassen sieht er umfangreiche Kostenerstattungen für Psychotherapien vor, zum Beispiel bis zu 300 Stunden Psychoanalyse. Die üblichen privaten Policen bieten in diesem Bereich meist nur geringe Leistungen. Nicht unerheblich sind auch die Krankengeldleistungen des Basistarifs. Wer länger als sechs Wochen krank ist, erhält wie bei der gesetzlichen Kasse 70 % seines Bruttoeinkommens. Private Policen sehen diese Zahlungen meist nicht vor, es sei denn, der Kunde hat eine zusätzliche Krankentagegeldversicherung abgeschlossen. Diese Zusatzpolicen richten sich lediglich am Nettoeinkommen aus.Wer in den Basistarif umsteigt, genießt zwar das breite Leistungsspektrum der gesetzlichen Kassen, muss aber auch mit den Schattenseiten leben. Leistungskürzungen bei einer der nächsten Gesundheitsreformen werden vom Basistarif übernommen. Zu beachten ist auch, dass der Schutz zwar dem einer gesetzlichen Krankenkasse gleicht, sich im Kleingedruckten aber auch gewichtige Unterschiede verbergen. So orientiert sich der Beitrag nicht am Einkommen. Wer plötzlich deutlich weniger verdient, kann sich also nicht über sinkende Krankenversicherungsbeiträge freuen. Nachteile ergeben sich auch für Familien: Anders als die Krankenkassen kassieren die Privatversicherer auch im Basistarif für jede Person. Für verheiratete Senioren kann der Basistarif so schnell zu teuer werden. Sie können auf den Standardtarif ihres Versicherers ausweichen. Dabei zahlen Paare maximal das 1,5fache des gesetzlichen Krankenkassenbeitrags Der Standardtarif ist wie auch der Basistarif auf den Höchstbeitrag der Kassen, derzeit 570 Euro im Monat, gedeckelt und ausdrücklich für ältere Versicherte mit wenig Geld vorgesehen. Er steht allen Privatversicherten ab dem 65. Lebensjahr offen. Ab dem 55. Lebensjahr darf nur umsteigen, wer unterhalb der Beitragsbemessungsgrenze verdient (2009: 44 100 Euro im Jahr). Anders als der Basistarif darf der Standardtarif nicht mit Zusatzversicherungen gekoppelt werden. Eine Ausnahme ist die Krankentagegeld- und die Auslandsreisekrankenversicherung. Die Leistungen des Standardtarifs ähneln ebenfalls denen der Kassen, sind aber geringer als die des Basistarifs. So finanziert der Standardtarif z. B. nur maximal 25 psychotherapeutische Sitzungen im Jahr.Grundsätzlich gilt: Wer im Basistarif oder im Standardtarif versichert ist, muss darauf achten, dass er sich beim Arzt und im Krankenhaus entsprechend ausweist. Viele Leistungserbringer sind bei Privatpatienten mit üppigen Rechnungen schnell bei der Hand. Tarife mit gedeckelten Beiträgen finanzieren aber immer nur die gesetzlichen Regelleistungen.