Finanzen persönlich

Münzensammler graben ihre Schätze aus

Goldpreis kurbelt Angebot und Nachfrage an - Große Unterschiede zwischen Anlage- und Sammlerstücken - Mehrwertsteuer nur bei Silber, Platin und Palladium

Münzensammler graben ihre Schätze aus

Von Manfred Gburek Der von einem Preisrekord zum nächsten steigende Goldpreis führt – neben der wachsenden Zahl von Zertifikaten, Fonds, Minenaktien und mehr oder weniger seriösen sonstigen Angeboten – auch zu erheblichen Veränderungen am Markt für Anlagemünzen aus Gold, aber auch aus Silber, Platin und Palladium. Viele Neueinsteiger”Jetzt kommt Angebot überwiegend von älteren Anlegern herein, die ihre in der ersten Hälfte der achtziger Jahre gekauften Goldmünzen endlich ohne Verlust verkaufen können”, kommentiert Pavol Jurecko, Inhaber des Münzkabinetts Frankfurt, das er einst von der Dresdner Bank übernahm. Auf der Käuferseite sieht er “viele Neueinsteiger, die ihr Geld in den sicheren Hafen bringen wollen”. Martin Siegel, Inhaber des Münzenversenders Westgold in Bad Salzuflen und Berater des Minenaktienfonds PEH Q-Goldmines, wird mit Blick auf die vielen Bestellungen der vergangenen Wochen sogar euphorisch: “Die Nachfrage ist riesig. Immer mehr Anleger erhöhen den Goldanteil. Damit wollen sie auch ihr Vermögen absichern.” Andere Anleger bevorzugen das preiswertere Silber, während Platin- und Palladiummünzen eher nebenbei gehortet werden.Jurecko und Siegel gehören zu den wenigen Edelmetallhändlern, die das Geschäft mit Anlagemünzen mitnehmen, obwohl es nur niedrige Spannen abwirft. Für die südafrikanische Münze Krügerrand mit einer Unze (rund 31,1 Gramm) Gold Gewicht und für vergleichbare Prägungen wie Wiener Philharmoniker (Österreich), Maple Leaf (Kanada), Nugget (Australien) oder American Eagle (USA) liegt die Spanne etwa zwischen 4 und 6 %. Der Preis dieser Anlagemünzen entwickelt sich nahezu identisch zum Goldpreis, wobei dieser fast immer genau in der Mitte von An- und Verkaufspreis liegt.Dass ein Unternehmen, das sich überwiegend auf den Kauf und Verkauf von Edelmetallprodukten mit niedriger Gewinnmarge – neben Anlagemünzen auch Barren – konzentriert, trotzdem gut verdienen und sogar kräftig expandieren kann, beweist pro aurum in München. Die unter anderem von ehemaligen Angestellten der Deutschen Verkehrsbank, den heutigen Geschäftsführern Robert Hartmann und Mirko Schmidt, gegründete Handelsfirma ist inzwischen auch in Berlin, Wien und im Zollfreilager Albisried/Zürich vertreten.Banken und Sparkassen handeln zwar auch mit Münzen und Barren, den beiden wichtigsten Kategorien von physischen Edelmetallen, empfehlen ihren Kunden aber lieber Zertifikate und Fonds, weil die Gewinnmargen hier unter dem Strich höher und vor allem dauerhaft sind, während Münzen und Barren bestenfalls Schließfachgebühren abwerfen oder sogar gebührenfrei für Jahrzehnte in den heimischen Tresoren der Kunden verschwinden. Und beratungsintensive Sammlermünzen, die den Anbietern höhere Spannen erlauben, sind das Metier von spezialisierten Händlern.Anlagemünzen, wegen ihrer engen Bindung an die Metallpreise auch Bullion Coins genannt, gelten in ihrem Herkunftsland (zum Teil auch im ganzen Euroraum) offiziell als Zahlungsmittel und enthalten anders als Sammlermünzen keinen Liebhaberwert. Denn dieser kommt vor allem aufgrund der Seltenheit und Schönheit, oft aber auch wegen des Erhaltungszustands und der historischen Bedeutung zustande. Deshalb richtet sich der Preis von Sammlerstücken – anders als bei den Anlagemünzen nach dem jeweiligen Edelmetallpreis – meist ausschließlich nach Angebot und Nachfrage.Schließlich gibt es noch eine Fülle von Angeboten dubioser Versender, deren in Programm- und anderen Zeitschriften als “Raritäten” oder “streng limitierte Auflagen” angepriesenen “Münzen” in Wahrheit Medaillen von fragwürdigem Wert sind.Zwischen Anlage- und Sammlermünzen lässt sich in manchen Fällen keine klare Trennlinie ziehen. Das gilt beispielsweise für die deutschen Goldprägungen von 2003 bis 2007, die dem Unesco-Weltkulturerbe der Städte Quedlinburg, Bamberg, Weimar, Lübeck und Goslar gewidmet sind. Ihren offiziellen Nennwert kann man vernachlässigen, einen respektablen Sammlerwert dürften sie eher im Ensemble statt einzeln erzielen. Ein Gegenbeispiel ist die im Jahr 2004 auf den Markt gekommene, im Auftrag der Münze Österreich von Argor-Heraeus produzierte und bis dahin größte Goldmünze der Welt: Wiener Philharmoniker, auch “Big Phil” genannt, Gewicht 1 000 Unzen (31,1 Kilo), auf 15 Stück limitierte Auflage, längst in den Tresoren von Liebhabern verschwunden.Inzwischen hat die Royal Canadian Mint mit ihrer 2007 zunächst nur als Einzelstück hergestellten 100-Kilo-Münze Maple Leaf einen neuen Gewichtsrekord erzielt. Den bisherigen Preisrekord erreichte indes die kleine US-Münze Double Eagle von 1933, nach bisherigen Erkenntnissen ein Einzelstück, das 2002 bei Sotheby’s für 6,6 Mill. Dollar zuzüglich Aufgeld an einen nicht identifizierten amerikanischen Sammler versteigert wurde.Von derartigen Preisen können normale Anleger einstweilen nur träumen. Dafür finden sie jedoch eine Auswahl vor, die für den Fall, dass die Edelmetalle im Trend weiter haussieren, ganz beachtlich ist. So gibt es zum Beispiel die schon genannten, in Deutschland am meisten verkauften Gold-Anlagemünzen, wie Krügerrand & Co., sowie etwa Britannia, Panda und American Buffalo in Stückelungen bis zu 1/20 Unze (Maple Leaf, Nugget, Panda sogar bis 1 Gramm).Auf alle Gold-Anlagemünzen fällt keine Mehrwertsteuer an. Dagegen werden auf die gängigen Silber-Anlagemünzen wie Wiener Philharmoniker, Maple Leaf, American Eagle, Libertad, Koala, und Kookaburra 7 % Mehrwertsteuer erhoben, ebenso auf Goldmünzen, deren Preis mehr als 250 % über dem Metallwert liegt. Anlagemünzen aus Platin (Maple Leaf, American Eagle, Noble, Koala, Panda) und aus Palladium (Maple Leaf, Ballerina) unterliegen dem vollen Mehrwertsteuersatz von 19 %. Abgeltungsteuer drohtUngemach könnte durch die ab 2009 geplante Abgeltungsteuer drohen. Auf den ersten Blick scheinen Edelmetallanleger von ihr zwar verschont. Doch Jürgen Johanni von der Steuerberatungsgesellschaft Zapf & Johanni warnt: “Insbesondere durch die Einschränkung der steuerfreien privaten Veräußerungsgeschäfte wendet man sich nicht nur von der synthetischen Einkommensbesteuerung der Kapitalerträge ab, sondern schafft durch die Vermengung der Ertrags- und Vermögensebene einen unappetitlichen Einheitsbrei.” Die Konsequenzen daraus sind offenbar noch nicht absehbar. “Getreu dem Gesetzeswortlaut sollten Edelmetallmünzen aber weiterhin als ,andere Wirtschaftsgüter’ qualifiziert werden. So wären Wertzuwächse, die außerhalb der schädlichen Veräußerungsfrist realisiert werden, weiterhin steuerfrei”, so Johanni.