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Weizenpreis auf Höhenflug

Ernteausfälle und Exportstopps sorgen für steigende Notierungen - Langfristtrend Agrarrohstoffe

Weizenpreis auf Höhenflug

Von Frank Bremser, Frankfurt Die Feuer und die Dürre in Russland haben zu deutlichen Ernteausfällen in dem Riesenreich geführt. Vor allem Weizen ist betroffen. Das infolge dieser Entwicklung verhängte Weizen-Exportverbot trifft die Märkte hart und hat den Anstieg des Preises für das Getreide noch weiter angefeuert. Russland ist der drittgrößte Weizen-Exporteur der Welt. Infolge der Brand- und Dürreschäden wird die Ernte mit geschätzt 60 Mill. Tonnen um 38 % geringer als normal ausfallen. Die Ukraine, der weltgrößte Gerste-Exporteur, hat ebenfalls mitgeteilt, sie erwäge Exportquoten bei Weizen und Gerste.Und ein Ende der Preissteigerungen ist zumindest vorerst nicht abzusehen. So hat die Welternährungsorganisation (FAO) wegen der Situation in Russland ihre Prognose für die globale Weizenproduktion in diesem Jahr ein weiteres Mal heruntergeschraubt. Nach der Dürre in Russland würden weltweit wohl 5 bis 7 Mill. Tonnen weniger Weizen geerntet als bisher angenommen, sagte der FAO-Experte Abdolreza Abbassian. Unlängst hatte die UN-Behörde ihre Vorhersagen bereits um 25 Mill. Tonnen auf 651 Mill. Tonnen nach unten korrigiert. Wachsende NervositätAbbassian rechnet denn auch mit einem weiteren Preisanstieg beim Weizen und mit wachsender Nervosität am Markt, die sich auch auf andere Agrarprodukte ausweiten könnte. So ist der Preis für Mais in den vergangenen zwölf Monaten um 24 % gestiegen. Eine ähnliche Entwicklung hatte es bereits 2007/2008 gegeben. Damals hatten rekordhohe Getreidepreise sogar zu Aufständen in der Bevölkerung und Exportverboten von Ägypten bis Haiti geführt. Auch wenn viele Analysten derzeit von einer kurzfristigen Übertreibung ausgehen, ist der Grundtrend steigender Agrarrohstoffpreise intakt. Denn die weltweite Nachfrage nach Fleisch, Mehl und Ethanol steigt schneller als die erforderliche Getreideproduktion. Als Folge schmelzen Lagerbestände ab und höhere Preise für Lebensmittel werden wahrscheinlicher. Nach Angaben der FAO ist die Nachfrage bei Fleisch und Milchprodukten seit 1980 mehr gestiegen als bei jeder anderen Rohstoffgruppe. Der weltweite Fleischkonsum belief sich 2005 auf 41,2 Pound (1 Pound = 0,45 Kilo) pro Kopf. Das ist ein Anstieg um 37 % gegenüber 1980. Entwicklungsländer, darunter China und Brasilien, verzehren mit 30,9 Pound pro Kopf inzwischen doppelt so viel Fleisch wie 1980. Neue Krise möglich”Die Welt verfügt über kein ausreichendes exportfähiges Angebot, das den Bedarf an Weizen und Futtergetreide abdecken kann”, sagt John Macintosh, Vizepräsident beim Agrarrohstoffhändler Rand Financial Services, der amerikanischen Nachrichtenagentur Bloomberg. Beobachter halten sogar eine neue Nahrungsmittelkrise für möglich. Wenn der Weizenpreis auch die Preise anderer Produkte höher treibe, könne dies zu einem “Dominoeffekt” führen, so Franciscus Welirang, Vorsitzender der Flour Mills Association in Indonesien, des größten Weizenkäufers des Landes. “Wir erwarten, dass die Nachfrage nach Mais zunimmt, dessen Preis dann steigt und die Futtermittelindustrie mehr Mais und Sojabohnen kauft. Das ist das Ende des billigen Weizens. “Nicht nur auf kurze Sicht bieten sich also im Agrarsektor lohnende Investmentchancen. Dabei sind die Anlagemöglichkeiten vielfältig. Ein Investment direkt in den Rohstoffpreis bieten Zertifikate wie etwa das Agrarrohstoffzertifikat von Goldman Sachs, das auf den S & P GSCI Agriculture TR Index setzt. Mehrere Emittenten etwa wie die Fondsgesellschaft von Dr. Jens Ehrhardt (DJE) haben ebenfalls Produkte im Angebot, die auf den Megatrend Agrar setzen. Ein weiterer sehr lohnender Weg ist es, auf die Produzentenschiene zu setzen. Interessant ist zum Beispiel der Bereich Palmöl, etwa die Aktie von Astra Agro Lestari, des größten Landwirtschaftskonzerns Indonesiens – ein generell sehr lohnendes Investmentziel (siehe nebenstehenden Artikel). Die französische Großbank BNP Paribas bietet zudem ein Zertifikat auf fünf große Palmölproduzenten an. Dass am Markt derzeit viel Bewegung herrscht, lässt sich am Werben des Rohstoffgiganten BHP Billiton um den kanadischen K + S-Konkurrenten Potash erkennen. Gerade die Düngemittelproduzenten gelten als hochprofitable Unternehmen, die von der wachsenden Lebensmittelnachfrage profitieren werden.