Michael Schmelmer

Boehringer fordert verlässlichen Patentschutz

Finanzchef: Hohe Forschungsausgaben müssen refinanzierbar bleiben

Boehringer fordert verlässlichen Patentschutz

swa Frankfurt

Mit Blick auf die aktuelle Debatte über Impfstoffpatente warnt der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim davor, das geistige Eigentum von Unternehmen anzutasten. „Wenn wir große Summen in die Entwicklung eines Medikaments investieren, braucht es den Patentschutz, um diese Ausgaben zu refinanzieren“, sagt CFO Michael Schmelmer im Interview der Börsen-Zeitung. Von hundert Forschungsprojekten eines Arzneimittelherstellers erreichten nur ein bis zwei die Marktzulassung. „Ohne den Schutz des geistigen Eigentums können wir diese Investitionen nicht rechtfertigen“, ergänzt der Manager, der vor seinem Wechsel an den Rhein viele Jahre in München für den Chipkonzern Infineon gearbeitet hat.

Boehringer stelle generell fest, dass Generikaunternehmen den Druck auf die Hersteller der Originalprodukte erhöhen. Dazu komme Preisdruck in Ländern, in denen Regierungen Kosten im Gesundheitswesen senken wollen. Speziell in den USA gebe es aus politischen Gründen „signifikanten Druck“ auf die Preise von Medikamenten.

Auch bei Impfstoffen gegen Corona hält es Schmelmer für „kontraproduktiv“, wenn der Patentschutz in Frage gestellt würde, um die Produktionsmenge zu erhöhen. „Die Qualität der Impfstoffe ist nicht sicherzustellen, wenn Patente willkürlich gelockert werden und Lizenzierungen nicht mit der Absicherung einer hochwertigen Technologie verbunden sind“, meint er.

Für Boehringer sei es als Gesellschaft in Familienbesitz entscheidend, die Eigenständigkeit zu bewahren. „Wir sind und wollen ein Familienunternehmen bleiben, hohe Liquidität und starke Eigenkapitalquote sichern unsere Unabhängigkeit. Aus diesem Grund halten wir die Liquidität hoch und den Verschuldungsgrad sehr niedrig“, sagt der CFO. Dank einer starken operativen Entwicklung ist der Finanzmittelfonds des Konzerns 2020 von 2,2 Mrd. auf 6,1 Mrd. Euro angeschwollen. Für eine Finanzierung über den Kapitalmarkt gebe es derzeit keine Notwendigkeit. „Wir streben auch kein Rating an“, sagt Schmelmer.

Interview Seite 8

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.