Abspaltung

Novartis will Generikatochter Sandoz an die Börse bringen

Der Pharmakonzern Novartis hat mit den überraschend guten Quartalszahlen auch den Fahrplan für die geplante Abspaltung der Generika-Tochter Sandoz vorgelegt. Die Aktionäre sollen Mitte September über den Spin-Off abstimmen.

Novartis will Generikatochter Sandoz an die Börse bringen

Novartis will Generikatochter Sandoz an die Börse bringen

dpa-afx Basel

Der Pharmakonzern Novartis macht die geplante Abspaltung der Generika-Tochter Sandoz konkret. Für Finanzchef Harry Kirsch stellt diese Variante der Trennung die beste Option unter den gegebenen Umständen dar, wie er am Dienstag erklärte. Der Verwaltungsrat hat einstimmig für die vorgeschlagene Trennung von Sandoz gestimmt. Die Aktionäre sollen im Rahmen einer außerordentlichen Generalversammlung am 15. September abstimmen.

“Das Umfeld für Private Equity ist derzeit alles andere als einfach”, sagte er auf die Frage, wie es um das Interesse dieser Investoren an der Generika-Sparte bestellt sei. Aber natürlich würde man sich Angebote anschauen, wenn sie unterbreitet würden. Auch sei die bisherige Rückmeldung von Aktionärsseite grundsätzlich positiv, was die Sandoz-Pläne betreffe.

Mit Blick nach vorn soll Novartis für die kommenden paar Jahre einige Auftragsfertigungen in den eigenen Produktionsstätten erledigen, bevor Sandoz nach und nach auf eigenen Beinen stehe.

Novartis will Aktien zurückkaufen

Im zweiten Quartal konnten die Schweizer dank guter Geschäfte mit dem Blockbuster Entresto und weiteren neuen Medikamenten den Umsatz und Gewinn steigern. Damit übertraf der Hersteller zugleich die Erwartungen am Markt, nachdem Novartis 2022 etwa wegen hoher Umbaukosten noch einen kräftigen Ergebnisrückgang verkraften musste. An der Börse lagen die Novartis-Papiere im Plus.

“Novartis hat im vergangenen Quartal erneut ein starkes Umsatzwachstum und eine robuste Margensteigerung erzielt, was eine Erhöhung der Konzernprognose für 2023 ermöglicht”, sagte Konzernchef Vas Narasimhan laut einer am Dienstag in Basel veröffentlichten Mitteilung. Im zweiten Quartal kletterte der Umsatz um 7% auf 13,6 Mrd. Dollar (12,1 Mrd. Euro), zu konstanten Wechselkursen ergab sich ein Anstieg um 9%.

Den größten Umsatzbeitrag lieferte wie üblich die Pharmasparte. Sie setzte von April bis Juni 11,2 Milliarden Dollar um, was einer Zunahme von 9% zu konstanten Wechselkursen entspricht. Auch die vor der Abspaltung stehende Tochter Sandoz legte zu.

Höherer Produktabsatz treibt

Konzernweit wurde das Wachstum durch einen höheren Produktabsatz getragen. Deutliche Zuwächse verbuchte Novartis insbesondere mit dem Herzmittel Entresto, seinen Krebstherapien Pluvicto und Kisqali sowie mit Kesimpta, das zur Behandlung der schubförmig verlaufenden Multiple Sklerose (MS) verwendet wird. Generikakonkurrenz bekam Novartis hingegen weiterhin für sein vom Patentablauf betroffenen MS-Mittel Gilenya zu spüren. Der Umsatz für das Mittel ging mehr als die Hälfte zurück.

Die Generika-Sparte, die Novartis nun zu Beginn des vierten Quartals abspalten will, setzte im zweiten Quartal 2,4 Milliarden Dollar um, ein Plus im Vergleich zum Vorjahr von 5%. Vor allem in Europa wuchs die Sparte erneut kräftig. Eine anhaltend gute Dynamik bei den Neueinführungen des Vorjahres, eine starke Husten- und Erkältungssaison und das Biosimilar-Geschäft stützten diese Entwicklung.

Unter dem Strich blieb zum Jahresauftakt mit 2,9 Mrd. Dollar ein um 37% höherer Konzerngewinn übrig. Novartis begründete dies unter anderem mit deutlich niedrigeren Kosten für den Konzernumbau. An der Börse und von Analysten wird aber besonders das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis beachtet. Diese Kennziffer konnte Novartis um 9% auf knapp 4,7 Mrd. Dollar steigern. Damit wurden selbst die kühnsten Analystenerwartungen übertroffen.

Novartis für Gesamtjahr zuversichtlich

Novartis wurde deshalb erneut zuversichtlicher für 2023. Laut der neuen Konzernprognose will die Unternehmensführung aufs Jahr gesehen den bereinigten operativen Gewinn im niedrigen zweistelligen Prozentbereich steigern. Bisher hatte das Management ein Plus im hohen einstelligen Prozentbereich angepeilt. Mit Blick auf den Umsatz traut sich Novartis nunmehr eine Steigerung im hohen einstelligen Prozentbereich zu, die ursprüngliche Prognose hatte einen Anstieg im mittleren einstelligen Prozentbereich vorgesehen.

Analysten hatten bereits im Vorfeld der Zahlen damit gerechnet, dass Novartis die eigene Zielsetzung nochmals nach oben anpassen könnte. Zudem will das Management ein weiteres Aktienrückkaufprogramm starten. Die starke Bilanz erlaube es dem Konzern, Aktien im Umfang von bis zu 15 Mrd. Dollar zurückzukaufen, teilte Novartis mit. Die Flexibilität für weitere gezielte strategische Zukäufe bleibe erhalten.