Telekominfrastruktur

1&1-Mobilfunkgutachten entfacht "Sturm im Wasserglas"

Markus Haas, der CEO von Telefónica Deutschland, pocht auf einen Ermessensspielraum der Bundesnetzagentur bei der Verlängerung von Mobilfunklizenzen. 1&1 hat ein Gutachten vorgelegt, nachdem eine solche Verlängerung verfassungswidrig wäre, weil sie den Newcomer benachteiligt.

1&1-Mobilfunkgutachten entfacht "Sturm im Wasserglas"

1&1 entfacht "Sturm im Wasserglas"

Telefónica Deutschland pocht bei Mobilfunklizenzen auf Spielraum der Bundesnetzagentur

hei Frankfurt

Telefónica Deutschland, bei der der spanische Mutterkonzern auf die Squeeze-out-Schwelle von 95% der Anteile zusteuert, blickt auf ein Rekordjahr bei Umsatz und operativem Ergebnis zurück und stellt auf dieser Basis für das laufende Jahr einen Anstieg des Betriebsergebnisses "im niedrigen bis unteren mittleren einstelligen Prozentbereich" in Aussicht. Während die Zahlen CEO Markus Haas zufrieden stimmen, ärgert sich der Manager über den erneuten Vorstoß der United-Internet-Tochter 1&1, eine zeitnahe Auktion für die bisher 2025 auslaufenden Mobilfunklizenzen zu erreichen. Der Mobilfunkanbieter, der ein eigenes 5G-Netz aufbauen will, sieht sich wettbewerblich im Nachteil, wenn die Bundesnetzagentur (BNetzA) die Lizenzen verlängert und damit zunächst auf eine Auktion verzichtet.

1&1 hat dazu ein Gutachten des ehemaligen Verfassungsrichters Udo Di Fabio beauftragt. Dieser kommt nun zu dem Schluss, dass die Verlängerung von Nutzungsrechten der etablierten Netzbetreiber ohne Berücksichtigung von 1&1 als Neueinsteiger verfassungswidrig wäre. Haas erklärte dazu bei der Bilanzvorlage von Telefónica Deutschland, er halte das Gutachten für einen "Sturm im Wasserglas". Die BNetzA habe einen "Ermessensspielraum" bei der Frequenzvergabe und könne eine Auktion hintanstellen, wenn insgesamt politisch-gesellschaftliche Interessen zu berücksichtigen seien.

Dahinter steht die Argumentation der Netzbetreiber, dass zum eigentlich anstehenden Zeitpunkt der Auktion für die auslaufenden Lizenzen insgesamt nicht genügend Spektrum frei werde, um einem vierten Netzbetreiber welches abzugeben, ohne dass ein anderer Spektrum einbüßt. Dies sei zum Nachteil des Netzausbaus und der Versorgung des Bundesgebiets mit hochwertiger Mobilfunkinfrastruktur. Die Netzqualität werde leiden. Die Bundesnetzagentur ist bisher geneigt, dieser Argumentation zu folgen und eine Auktion zu verschieben, indem die Lizenzen verlängert werden. Dies wäre für 1&1, die die Netzausbauauflagen bisher weit verfehlt hat, weil der Hauptlieferant Vantage Towers keine Standorte wie vereinbart bereitgestellt hat, ein weiterer Rückschlag. Indes lässt sich die Behörde Zeit mit einer Entscheidung. Mit einem sogenannten "Entscheidungsentwurf" ist Branchenkreisen zufolge in der ersten Jahreshälfte zu rechnen. Bis zur Sitzung des Beirats der BNetzA am 18. März dürfte es jedenfalls noch nicht so weit sein.

Hardware treibt Umsatz

Der Münchner Mobilfunkanbieter hat im deutschen Markt unterdessen weiter an Boden gewonnen. Haas sagte, er rechne auch im laufenden Jahr "mit starkem eigenen Kundenwachstum". Im vergangenen Jahr lockte das Unternehmen 1,3 Millionen neue Nutzer an, 100.000 mehr als 2022. Dadurch kletterte der Umsatz um 4,7% auf 8,6 Mrd. Euro, wobei vor allem ein Anstieg der Hardware-Erlöse durch den Verkauf neuer Endgeräte mit einem Plus von 13% treibende Kraft war. Operativ verdiente der Konzern im vergangenen Jahr 2,6 Mrd. Euro, gut 3% mehr als im Vorjahr. Die Dividende für 2023 soll wie für das Vorjahr bei 0,18 Euro je Aktie liegen.

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