Übernahme

Abhörskandal beschert Iberdrola Rückschlag in USA

Die milliardenschwere Transaktion von Iberdrola in New Mexiko droht zu scheitern, weil der Konzern in dunke Geschäfte eines früheren Privatdetektivs verwickelt sein soll.

Abhörskandal beschert Iberdrola Rückschlag in USA

ths Madrid –

Die Verwicklung in den Spionageskandal um einen früheren spanischen Polizeikommissar kommt den Energieversorger Iberdrola teuer zu stehen. Die Regulierungsbehörde im US-Bundesstaat New Mexico hat die Übernahme des Stromkonzerns PNM Resources durch den spanischen Konzern untersagt, wie in der Nacht zum Donnerstag bekannt wurde. Einer der Gründe für die Entscheidung sind die laufenden gerichtlichen Ermittlungen in Spanien gegen den Vorsitzenden von Iberdrola, Ignacio Sánchez Galán, und weitere Vorstände wegen Spionage und Unterlagenfälschung, unter anderem.

Im Oktober vergangenen Jahres hatten die Spanier die Übernahme des in New Mexico ansässigen Unternehmens für umgerechnet 3,6 Mrd. Euro durch die börsennotierte US-Tochter Avangrid, an der Iberdrola 81,5% der Anteile hält, bekannt gegeben. Einschließlich der Schulden wurde PNM Resources, ein Stromversorger in New Mexico und Texas, mit 7,3 Mrd. Euro bewertet. Durch die Transaktion sollte Avan­grid, die im Nordosten der USA tätig ist, zu einem der führenden Energiekonzerne des Landes aufsteigen, mit Aktiva im Wert von 40 Mrd. Dollar. Die Tochter wäre der drittgrößte Anbieter von Ökostrom in den USA geworden, dem durch die Energiewende unter US-Präsident Joe Biden ein enormes Potenzial zugemessen wird.

Obwohl andere Regulierungsbehörden der Übernahme zugestimmt hatten, stimmten die Mitglieder der Public Regulation Commission in New Mexico nach einem negativen Bericht einstimmig dagegen. Neben Fragen der Kontrolle der Finanzen von PNM spielten dabei die Ermittlungen der spanischen Justiz eine entscheidende Rolle. Es geht um die dunklen Geschäfte von José Manuel Villarejo, einem ehemaligen Polizeikommissar, der als Privatdetektiv mit unlauteren Methoden Millionen verdiente. Die diversen Geschäfte des Detektivs beschäftigen seit geraumer Zeit die Gerichte in Spanien und betreffen die frühere konservative Regierung, den emeritierten König Juan Carlos und eine Reihe Großkonzerne wie die Bank BBVA und eben Iberdrola.

Sánchez Galán und andere Vorstände müssen im Januar als Verdächtige vor dem Nationalen Gerichtshof in Madrid aussagen. Analysten warnen schon seit längerem vor dem drohenden Imageschaden durch den Skandal. Iberdrola sei „im Moment nicht der geeignete Partner für unsere Energiewende“, erklärte der Vorsitzende der Regulierungsbehörde von New Mexico, Stephen Fischmann. Avangrid und PNM Resources zeigten sich enttäuscht. Ein Einspruch ist möglich. Analysten wie Ángel Pérez vom Madrider Broker R4 halten die Chancen für einen Erfolg jedoch für gering. Die negative Entscheidung hatte sich in den letzten Tagen angedeutet.

Wertberichtigt Seite 8