Studie

Autonomes Fahren schiebt Umsätze an

Mit ihren Zeitplänen zum automatisierten Fahren haben sich Autohersteller und Tech-Zulieferer zwar weitgehend verschätzt. Dennoch dürfte das Thema aus Sicht der Unternehmensberater von McKinsey die Geschäfte in Zukunft kräftig ankurbeln.

Autonomes Fahren schiebt Umsätze an

kro Frankfurt

Bis zum großflächigen Durchbruch vollständig autonomer Fahrzeuge im öffentlichen Straßenverkehr dauert es zwar noch länger als anfangs gedacht. Dennoch ist das künftige Umsatzpotenzial laut einer Studie in dem Bereich weiterhin enorm. So dürfte der Markt für Fahrassistenzsysteme und autonomes Fahren künftig um 15 bis 20 % pro Jahr wachsen und so bis zum Jahr 2035 auf ein Volumen von 300 bis 400 Mrd. Dollar anschwellen, wie Experten von McKinsey in einer Studie anlässlich der Technikmesse CES 2023 in Las Vegas berechnet haben. Derzeit liegen die weltweiten Umsätze noch bei rund 50 Mrd. Dollar, wobei das Fahren nach Level 2 (teilautomatisiertes Fahren) den Hauptanteil ausmacht.

„Der Traum vom fahrerlosen Auto ist nicht ausgeträumt“, sagt McKinsey-Partner Kersten Heineke. „Zwar haben einige Unternehmen den Marktstart ihrer vollautonomen Fahrzeuge verschoben, aber insbesondere bei fortgeschrittenen Fahrassistenzsystemen der Level 2 und 3 sehen wir große Sprünge und zunehmend mehr Autos mit diesen Funktionen auf der Straße.“

In Deutschland können bislang die S-Klasse und der EQS von Mercedes hochautomatisiert, also nach Level 3 fahren. Auf der Stufe müssen die Fahrer ihre Hände nicht mehr permanent am Steuer haben und können sich vorübergehend auch anderen Dingen als dem Straßenverkehr zuwenden. Seit dem 1. Januar dieses Jahres gilt für diese Stufe auf Autobahnen eine Maximalgeschwindigkeit von 130 km/h. Zuvor waren es noch 60 km/h. Bis zur praktischen Umsetzung dieser Erhöhung dürfte es allerdings noch eine Weile dauern.

In einem Basisszenario geht McKinsey davon aus, dass im Jahr 2030 12 % aller neuen Fahrzeuge mit einem Assistenzsystem ausgestattet sind, das das autonome Fahren mindestens nach Level 3+ ermöglicht. Fünf Jahre später soll sich der Anteil dann auf 37 % belaufen. Wegen der hohen Kosten für die Systeme sei zudem zu erwarten, dass diese erst mal im Premiumsegment Einzug halten werden. Dennoch würden Sensoren und Hochleistungschips in Zukunft auch billiger werden − und mit ihnen die Fahrassistenzsysteme.

Ein Großteil der Kunden ist ohnehin bereit, für fortgeschrittene Autopiloten tiefer in die Tasche zu greifen. Von 25 000 befragten Kunden würden demnach zwei Drittel einmalig 10 000 Dollar für ein Level-4-Assistenzsystem zahlen. Gleichzeitig ist jedoch das Interesse an komplett fahrerlosen Autos nach Level 5 aufgrund von Sicherheitsbedenken zurückgegangen. So waren in der jüngsten Umfrage nur noch 26 % der Kunden bereit, auf ein vollautonomes Fahrzeug umzusteigen. 2020 belief sich der Anteil noch auf 35 %.